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8 Wer antwortet?
Meine Gedanken ziehen mir durch den Kopf wie Wolken über den Himmel. Habe ich sie geschaffen? Kommen sie aus mir? Meinen sie überhaupt mich? Wer kennt nicht die Situation am Telefon: ich denke an jemand, da ruft der an. Denke ich oder werde ich gedacht? Wenn man mit einem räumlich entfernten Freund ein Gedanken-Tagebuch führt (Uhrzeit, Gedanken-Inhalt, -Stimmung, -Folgerung, Körperempfindung), kann man ein blaues Wunder erleben.
Wie das 'Global Conciousness Projekt' (Kap. 3.2 Welche Antworten?) im Experiment zeigt und wie Weltmodelle von Quantenphysikern nahelegen (z.B. Die erweiterte einheitliche Quantenfeldtheorie von Burkhard Heim [1]), wie es jeder Schüler von Radiästhesie bemerken wird, können Wörter, Begriffe, Glaubensgebäude als Informationen auch verbunden mit Energie, also als Felder verstanden und "begriffen" werden. Sheldrake spricht deshalb von "morphogenetischen Feldern". Gegen solche Verwendung des Feldbegriffs werden Physiker Einwände haben; mir geht es um die handfesten Wirkungen im Alltag, wenn mir Gedanken durch den Kopf wie Wolken ziehen.
Mein Weltbild, das sind auch alles nur Gedanken über Meinungen, Traditionen, sind Wahnnehmungen. Und die sind verbunden mit oft sehr anstrengenden Gefühlen. Die Gefühle werden von den Gedanken beherrscht. Gedanken sind Urteile, Argumente aus dem Verstand und dem Bewußtsein, sind Bodensatz von früherem Denken. Gefühle sind Echo der Gedanken und zusätzlich Urteile, Argumente aus dem Körper und dem Unbewußten, sind Bodensatz von früherem Fühlen.
Auch das Fühlen, so aktuell und unreflektiert es sich darstellt, ist als ein Empfinden eher beurteilend, ob nun lebensbejahend oder verneinend. Nur die Emotion (lat.: emovere = herausbewegen) ist ein aus aktuellem Anlaß entfachter Energieschub in Geist und Körper, der mich aus dieser in die nächste Situation schieben soll. In der Psychologie werden Gefühl, Fühlen, Empfinden, Emotion kaum unterschieden. In der Philosophie werden sie oft als Leidenschaften zusammengefaßt, denen der kühle Kopf gegenüber zu stehen habe, lebensfern, als ob Kopf und Herz getrennte Wesenheiten seien. Dazu, es ist noch völlig unerforscht, was von diesen Vieren vom Bauchhirn ausgeht, oder ob gar von da noch ein Eigenes kommt.
Je mehr ich Gedanken, Gefühle beiseite schiebe, desto drängender füllen sie mir den Kopf. Mir machen solche Situationen viel Streß. Mein Organismus fährt Überlebensfunktionen hoch, die schon damals, zwischen den Mammuts und den Säbelzahntigern, unser Überleben gesichert hatten.
In einer Streßsituation funktioniert erstmal, solange ich nicht bewußt eingreife, die feste Verdrahtung des Hirns, Neurophysiologie, nicht Psychologie: Kommt ein Sinnes-Input - geht ins Limbische System - wird mit allen Infos aus dem ganzen Leben über ähnliche Situationen abgeglichen - wird mit der 'angemessenen' Würze versehen (fliehen oder standhalten bzw. Verhaltensmuster oder aber Freude und Neugier) - und geht an das Großhirn zum Schluß. Und das Großhirn setzt mehr als 1/3 Sekunde später in die Tat um.
Dazu, kaum 10% Input bei Seh- oder Hörzentren kommen direkt von den Sinnesorganen. Sehnerv, Hörnerv und Riechnerv sind nicht einfach Telefondrähte von den Sinneszellen zum Hirn. Umgekehrt, sie sind Ausstülpungen des Hirns zum Auge, Ohr und zur Nase hin. Aus dem Hirn selber kommen mehr als 90% des Inputs für eine bewußte Wahrnehmung. Vor allem diese Eindrücke machen das aus, was mir als Wahrnehmung in das Bewußtsein tritt (ich als meine Wahrheit nehme oder Du als meinen Wahnsinn nimmst. Meine, Deine, unsere Tradition?). Das kreiselt mir anschließend als Gedanke und Gefühl durch die kognitiven Schläfenlappen, treibt den Adrenalinspiegel hoch, spannt den Körper zu Flucht oder Angriff! Zusätzlich, je höher der Streß, desto höher der Adrenalinspiegel, desto dauerhafter die sympatikotone [2] Reaktion und deshalb noch mehr die Einschaltung der Überlebensfunktionen. Ein Teufelskreis! Der selbstreflexive Geist [3] überläßt dem Hirn ein Stück Steuerung und das Hirn übernimmt das als Illusion von Kontrolle der äußeren Umwelt; statt Denken nun Gedanken, statt Fühlen nun Gefühle.
Es ist aus der Neurophysiologie vielfach belegt, daß das Gehirn sich selbst die Wirklichkeit konstruiert, nicht gesteuert, sondern nur angeregt von den Sinnesorganen. Fehlen dem Gehirn Informationen, so füllt es die Wahrnehmungslücken mit Trugbildern. Dadurch entsteht eine realistisch scheinende Erinnerung, die tatsächlich jedoch voller Illusionen steckt. So stehe ich in einem Willen zur Illusion, der mich so tun und leben läßt, wie es sich für mich schickt. Manche nennen das Schicksal.
Neurowissenschaften haben einen bestimmten Hirnbereich identifiziert, der gelegentlich als 'der Interpret' (I) bezeichnet wird und der die Quelle des vertrauten inneren Monologs darstellt, indem er die Sinneseindrücke verbindet mit ähnlichen Erinnerungen. Leonhard Orr hatte den interessanten Vorschlag, sich den Verstand bestehend aus zwei Instanzen vorzustellen, dem Denker (D) und dem Beweisführer (B).
Anhand der Hinweise von I wird D aktiv. Was immer D denkt, B findet dazu die schlüssigen Beweise, macht Wissen daraus. Wir haben im Kopf drei Instanzen: den Interpreten, den Denker und den Beweisführer. Der 1. interpretiert die Sinnesinputs, der 2. denkt sich was dazu und der 3. beweist das Gedachte. Eine möglicherweise schreckliche Spirale, weil 1. und 3. miteinander rückgekoppelt sind. Da gibt es zahllose Rückkopplungs-Schleifen. Deshalb funktioniert The Work: ich unterbreche diese Schleifen durch die 4 Fragen und setze mit der 5. Frage nach meiner Umkehrung eine neue, diesmal bewußt gewählte Schleife, indem ich die Umkehrung befrage "ist das genauso wahr oder könnte das wahrer sein?".
Wahrheit, Wahnsinn, wahrnehmen, ausdenken, wähnen, beweisen, wissen, sind das alles nur die Kreisspiele der Autoren und Schöpfer? Meine Entscheidung ist: Will ich Recht haben oder will ich frei sein?
So wissen Darwinisten, daß das Menschentier sich auf dem Stammbaum der Tiere entwickelte. Anthroposophen wissen, daß das Tier- und Pflanzenreich sich aus dem Menschen entfaltete. Der Kreationismus, eine fundamentalistisch-christliche Sekte - George W. Bush Jr., ein Präsident der USA gehöre dazu, las ich - weiß, und das wurde in die Schulbücher verschiedener Bundesstaaten der USA regierungsamtlich verfügt, daß am 23.10.4004 v.u.Z. Gott die Welt, einschließlich des Menschen, erschuf und, daß Fossilien nur Fälschungen der Ungläubigen sind [4].
So wußten die Alten, daß Sonne und Mond sich um die Erde drehen. Dieses ptolemäische Weltbild mit seinem geozentrischen Modell zur Beschreibung und Vorausberechnung der Planetenbewegungen blieb 1400 Jahre, bis ins ausgehende Mittelalter, unangefochten. Galilei wußte über die Sonne dann das Gegenteil und bis heute glauben das Millionen von Menschen, darunter ich, obwohl wir doch jeden Tag sehen, daß die Sonne wie der Mond im Osten aufgeht, über unsere Köpfe nach Westen läuft und dort untergeht. - Dazu noch, inzwischen gibt es Leute, die wissen, daß Raum und Zeit und damit die Vorstellung von 'Planeten-Umläufen' eine menschliche Erfindung seien.
Wie stehen "Gedanken" zu Denken oder "Gefühle" zu Fühlen? Könnte das ähnlich sein bei dem von christlicher Morallehre viel strapaziertem "Gewissen" zu Wissen?
Laut etymologischem Wörterbuch zeigt die Vorsilbe "ge-" Zusammengehöriges (z.B. Gefährte), drückt das Ergebnis des enthaltenen Verbs aus (z.B. gefrieren, Gewölbe), zeigt Kollektivbildungen (z.B. Gebirge) auch in Anlehnung an Verben (z.B. Gebäck) oder bildet Vorgangsbezeichnung (z.B. Geschwätz) auch als verstärkendes Ableitungsmittel. Meist Bedeutungsunterschied zwischen Simplex und Präfixverb (z.B. horchen – gehorchen, bieten – gebieten).
Die 3 Wörter "Gedanken", "Gefühle", "Gewissen" scheinen mir am ehesten zu den Kollektivbildungen oder verstärkenden Vorgangsbezeichnungen zu gehören. So verstehe ich "Gedanken", "Gefühle", "Gewissen" als Ansammlungen von vielem alten Denken und altem Fühlen und altem Wissen.
Das Wahrnehmen einer Situation führt zum Abgleich mit Erfahrungen entsprechender Situationen in Mandelkern (Angst) und Hippocampus (Lust) und löst von dort als Energiefreisetzung = Emotion (lat. emovere = herausbewegen) einen Flucht-/Kampf-Impuls oder aber Neugier aus. Die schlichteste Antwort ist ein Auslöser zu einem Instinktverhalten (z.B. der Anblick weiblicher Rundungen führt zu männlichem Balzverhalten), eine gelernte Antwort ist der Reflexbogen aus Reiz und eingeübter Reaktion (z.B. Autofahren). Die intelligente, unneurotische Antwort sieht Neues in der sonst bekannten Situation. Hier bewirkt die Energiefreisetzung, das Fühlen, als Folge originales und neues Denken, frische Informationsverarbeitung. In jedem Fall, beide zusammen, Energie mit Information, führen dann aus der Situation heraus.
"Gedanken" hängen fest in der Bekanntheit der Situation. Sie sind Sammlungen des situationsentsprechenden, aber in Formulierungen verfestigten früheren Denkens. Jedoch sind die dabei zu verarbeitenden Informationen nur ähnlich, nicht zutreffend. Diese Ähnlichkeit triggert den Energiestau aus alten, ungelebten oder unterdrückten Emotionen. Deshalb ist die Erfahrung bei The Work einleuchtend: den "Gedanken" folgen die "Gefühle", die Sammlungen des entsprechenden früheren Fühlens. Beide zusammen führen tiefer in die Ähnlichkeiten der Situation hinein, nicht aber zu ihrer Aktualität heraus. Sie trennen vom Leben im Jetzt und Hier. Wer so eingeschränkt seinen Kopf benutzt, der tut nicht was er will, sondern will was er tut. Esoteriker umschreiben das mit "Ego", Psychologen z.B. mit "Verhaltensmuster" oder "Neurose". Und hier finde ich wieder die Verbindung von Information und Energie, Felder.
Wie wird aus ursprünglichem Wissen später "Gewissen"? Menschen sind Rudeltiere. Sie werden geboren mit dem instinkthaften Wissen um Bindung/ Zugehörigkeit, Ausgleich/ Anspruch, Ordnung/ Treue. Der Neurobiologe J. Bauer beschreibt das als biologisches Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung, Wertschätzung.
In der langen Tradition von Erziehung erfahren sich Menschen wie aus ihrer Identität als vollwertige Menschen herausgedrängt in eine Identifikation mit den Erziehern. "Solange du nicht zu meinem Maß und Anspruch paßt, bist du kein vollwertiger Mensch", "ich weiß, was zu deinem Besten ist und werde das durchsetzen". Die angeborene Freude von Leben in der Fülle weicht der Angst vor dem Mangel. Die Erfahrung von Trennung rechnet sich dieser Mensch selbst zu "ich habe dem Maß nicht entsprochen, darum bin ich nicht vollwertig", "ich habe dein Bestes nicht gewürdigt, darum bin ich schuldig". So wird aus Wissen nun "Gewissen", Sammlung früherer Trennungserfahrungen und Mängelängste.
Es häuft sich ein großer Energiestau aus altem, ungelebtem oder unterdrücktem Fühlen mit Sammlungen des den Mängelsituationen entsprechenden früheren Denkens. So geht das, aus Bindung wird Ausschluss, Ausgleich wird Pflicht, Ordnung wird Furcht vor Strafe, kurz, aus einem lebendigen, neugierigen, liebevollen Kind wird ein anständiger Bürger. Das Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung, Wertschätzung wird zum neurotischen Zwangsverhalten.
"... Wenn kein Frieden in der Familie herrscht, / tauchen kindliche Liebe und Ehrfurcht auf / Wenn das Land in Wirren und Chaos gerät, / treten ergebene Staatsdiener auf." (Dao De Jing, Kapitel 18).
Wenn ich "Gewissen" betrachte als Feld [5] dann kommt darauf als Feld-Antwort Trieb, Reflex. Je nach Bindung fühle ich mich ausgeschlossen oder dazugehörig. Deshalb wird dahinter das Feld "Schuld" oder "Unschuld" aktuell. Darauf erfolgt ein Ausgleich als Erwartung von Strafe oder als Gefühl von Treue - und endlos dreht sich das Hamsterrad von Tradition, ohne Bewußtheit und, doch nur scheinbar, ohne Selbstverantwortung. Die Menschen machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken, aber sie machen sie selbst.
Wir tun nicht was wir wollen, sondern wir wollen was wir tun, sagt der Neuropsychologe Roth. Was wir in einer Streßsituation zu tun haben, das will das Stammhirn, das für das Überleben zuständig ist. Unser schrecklicher, kultureller Irrtum ist, daß wir den Verstand für den Gebieter halten. Doch das Großhirn ist nur ein Verdauungsorgan für Sinneseindrücke. Es ist nur dazu angelegt, die greifende Hand zu führen. Und selbst höchstentwickelte Technik, Physik oder Jura, sind in diesem Sinne nur Weiterentwicklungen der greifenden Hand. Was will ich aus dem zweiten Hirn, dem Bauchhirn? Und! - Was will ich aus dem Herzen? Aus meinem Herzen! Und was ist schlicht die Macht meiner Gewohnheiten?
Über die letzten Jahre werde ich mir bei einer Sache immer sicherer: Ob wir im Leben das bekommen, was wir uns wünschen, wird zu einem großen Maß von unseren Gewohnheiten bestimmt. Glückliche Menschen tun und denken gewohnheitsmäßig Dinge, die sie glücklich machen. Wohlhabende Menschen tun gewohnheitsmäßig Dinge, die sie wohlhabend machen oder ihren Wohlstand schützen. Es reicht nicht, nur zu wissen, wie wir etwas erreichen können. Wenn wir dauerhaft davon profitieren wollen, müssen wir eine Gewohnheit daraus machen, sonst nutzt alles Wissen nichts.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen die Beziehung zu Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin verbessern. Reicht es, wenn Sie sich an einem Tag etwas dafür tun? Oder eine Woche lang? Nein. Wenn Sie die Beziehung dauerhaft verbessern wollen, müssen Sie es sich zur Gewohnheit machen, Ihren Partner oder Ihre Partnerin liebevoll und respektvoll zu behandeln.
Unsere Gewohnheiten sind es, die einen wesentlichen Teil der Qualität unseres Lebens ausmachen und nicht einmalige Handlungen. Es sind die Dinge, die wir ganz von alleine tun, ohne dass wir uns daran erinnern müssen. Fragen Sie sich doch "Welche neue tägliche Gewohnheit würde mein Leben mehr als deutlich verbessern und mich ausgeglichener, fröhlicher, zufriedener und glücklicher machen?" Überlegen Sie einmal, was passieren würde, wenn Sie sich Schritt für Schritt immer mehr zufriedenmachende Gewohnheiten zulegen würden. Glaubt man Experten, so dauert es ca. 21 Tage, sich etwas Neues anzugewöhnen. Und selbst wenn es jeweils 1 Monat dauert, könnten wir uns pro Jahr 12 neue erfolgreiche Gewohnheiten zulegen.
Stellen Sie sich Ihr Leben doch einmal in einem Jahr vor, wenn Sie 12 glücklich-machende neue Angewohnheiten hätten. Wie würde Ihr Leben dann aussehen?
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