Selbsterkenntnis und Eigensinn


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6.3 Gehirn und Geist

6 Wer und was bin ich?


In Kapitel 4, den Abschnitten Wahrnehmen, Objektivität und Modelle habe ich deutlich gemacht, daß alles Wahrnehmen in die Irre führen
muß, daß keine Objektivität letztlich möglich ist und daß alle diese klugen Ideen nur Modelle darstellen können. In meinen Modellen von Welt haben Geist und Seele durchaus Platz, ja, ich fühle mich damit wohler als ohne. Und ich kenne zu viele Menschen und habe wie diese selber zu viele konkrete Erfahrungen gemacht mit "Geistern", "Engeln" und anderen Formen nichtmaterieller, nichtlokaler Wirklichkeiten als dass ich dergleichen ausschließen könnte.

Aber es ist auch von mir zu achten: Unsere Gesellschaft ist verliebt in triviale-Maschinen-Modelle und in Warum-Fragen. Es scheint wenige zu stören, daß diese Art zu fragen stets in einem "weil" oder "um zu" landet, das ohne Ende weitergeführt werden kann, wo jede Antwort nur zu neuen Fragen führt bis zu Adam und Eva, bis zum Urknall. Besonders die Anhänger des Naturalismus (real ist nur, was man anfassen kann) kommen dadurch nicht heraus aus dem Dualismus von Teilchen und Welle, der seit den Erkenntnissen der Quantenphysik nicht mehr ausgeblendet werden darf.

Wenn die Menschen "intelligente" Maschinen schaffen oder sich selbst sich als solche vorstellen, dann deshalb, weil sie insgeheim an ihrer Intelligenz verzweifeln oder weil sie unter der Last einer gewaltigen und nutzlosen Intelligenz zusammenbrechen: Sie bannen sie gewissermaßen in Maschinen, um so mit ihr spielen oder über sie lachen zu können. Die Intelligenz den Maschinen zu überlassen, das heißt im Grunde genommen zu versuchen, sich von der Verantwortung des Wissens zu befreien - so wie durch die Tatsache, daß wir es den Politikern überlassen, uns zu regieren, wir uns glauben machen, daß sie uns von der Verantwortung der Macht befreit.

Was kann ich denn von den Gehirnphysiologen erfahren? Die "Maschine" Gehirn ist eine, die sich selber durch ihren Gebrauch ändert. Gebrauch erzeugt Spuren. Spuren werden weiterbenutzt, auch wenn sie nicht mehr genau zur neuen Situation passen. Gehirn ist nicht für das Merken von Einzelheiten gebaut, denn was nutzen mir morgen die Zufälle von gestern. Das Gehirn ist keine Festplatte. Es ist besser. Es dampft die Zufälle ein auf ihr Gemeinsames. Es abstrahiert ununterbrochen Regeln anhand von einzeilen Erfahrungen. Die Regeln speichert es in 'kortikale Landkarten' und es extrahiert aus diesen Karten neue kortikale Landkarten und verarbeitet so alles Geschehen auf immer komplexere Weise. So können wir z.B. mit einer begrenzten Zahl von Wörtern unbegrenzt viel sagen.

Gehirne lernen immer. Sie können nichts anderes. Und sie nutzen dabei die Spuren und die Karten und die 'Vorbahnung'. Es gibt viele Untersuchungen über die Auswirkungen von Vorbahnung, also wie das eben Vorhergehende auf das gleich Folgende wirkt. Zeigt man der Versuchsperson Bilder aus Bibliotheken, dann redet sie leiser. Zeigt man ihr Bilder von Geld, dann macht sie sich einsam.

Natürlich werden auch Einzelheiten gelernt. Hand auf heißer Herdplatte ist sowas. Lernen geht manchmal ganz schnell mit Emotionen, guten und schlechten. Wenn eine Lernsituation mit Angst oder Wut verbunden ist, kriegt das Gelernte den Stempel "lebenswichtig" oder "Ungünstig - ist zu vermeiden" oder "Hier kämpfen oder flüchten" und wird im Mandelkern gespeichert. Jedes Mal, wenn Vergleichbares geschieht, wird dieser Sinneseindruck so abgestempelt und kommt so vorprogrammiert im Bewußtsein an. Das schließt Kreativität aus! So können auch neutrale Bewußtseinsinhalte so sehr vorbelastet sein, das jede Problemlösekompetenz ausgeschlossen ist.

Wird ein Erlebnis als angenehm empfunden, feuern bestimmte Neuronen und es werden körpereigene Opioide im Frontalhirn ausgeschüttet. Das primäre Ziel dieser Aktivierungen liegt, so die Forscher, darin, dass wir das lernen, was für uns gut ist. Das Glücksempfinden ist dabei quasi nur ein Nebeneffekt.

Für das Glücksempfinden ist ein bestimmter Kern zuständig, Nuccleus Accumbens. Der ist ein Element des eingebauten Belohnungssystems, das, wer hätte das gedacht, mit Drogen arbeitet. Der Nucleus accumbens verarbeitet z.B. Alkohol und Rauchen zu Glücksgefühlen - aber auch, und hier haben wir ein Problem, Geld. Geld stellt offenbar für den Nucleus accumbens einen ähnlichen Anreiz dar wie Sex oder Kokain. Das erklärt, warum Geld weitaus mehr Bedeutung usurpiert hat als ihm auf Grund seines Tauschwertes zukäme
[1].

Es kann denn sehr spannend sein, den Gedankengängen der Neurobiologen durch das Gehirn bis zum Geist zu folgen. Ich jedenfalls zweifle nicht, daß die neurale Grundlage des "Kopfkinos" letztlich doch zu identifizieren ist. Auf
"Kopfkino" reduziert Damasio sein Verständnis vom Begriff "Geist", den er dazu noch unhinterfragt gleichsetzt mit "Bewußtsein" und der für ihn nur ein "Homunkulus"[2] ist, obwohl offensichtlich nur die Entstehung eines Ich- oder Selbstgefühls gemeint ist (vgl. 7.6 Das Ich untersuchen). Doch das löst nicht die Frage nach dem doppelten Ursprung des Menschen als Körper- und als Seelenwesen. Und diese Frage ist, aus ganz anderer Sicht, ein zentraler Kern des Zen. (Vgl. 5.1 Befriedung)

In "Spektrum der Wissenschaft" Dossier: "Grenzen des Wissens"; 2/2002, schreibt der Neurologe Antonio R. Damasio u.a. über Geist und Bewusstsein:
"... Auch nach der Jahrtausendwende beherrscht vor allem eine Frage die Biowissenschaften: Wie entsteht das, was wir als Geist oder Bewußtsein bezeichnen, aus der Aktivität des Körperorgans Gehirn? Die Frage ist keineswegs neu. Sie ist in der einen oder anderen Form seit Jahrhunderten immer wieder aufgeworfen worden. Neuerdings hat das Problem sowohl Experten - Neurowissenschaftler, Kognitionswissenschaftler und Philosophen - wie auch andere beschäftigt, die über den Ursprung des Geistes, speziell des Ich-Bewußtseins nachgrübeln.

Das erste Dilemma betrifft die Sichtweise, die wir einnehmen müssen, um das bewußte Erleben in seiner Beziehung zum Gehirn zu untersuchen. Jeder kann jedermanns Körper und Gehirn beobachten. Es gibt Instrumente, die inzwischen sogar in Echtzeit die magnetischen, elektrischen und die metabolischen Vorgänge im Hirn sichtbar machen und so aus deren Beziehungen und Abläufen auf einen Reiz hin Schlüsse zulassen. - Doch das Bewußtsein ist nur seinem Besitzer zugänglich.

Mehrere Individuen können über denselben Körper oder dasselbe Gehirn dieselben überprüfbaren Beobachtungen
[3] anstellen, aber keine Person hat einen vergleichbaren Einblick in das Bewußtsein irgendeiner anderen. Körper und Gehirn sind öffentlich zugängliche, äußerliche und eindeutig objektive Entitäten. Das Bewußtsein ist privat, verborgen, innerlich und eindeutig subjektiv.

Die Sprache hat dem Geist die Möglichkeit verschafft, Wissen logisch zu ordnen und zu manipulieren, und dadurch können wir Beobachtungen als wahr oder falsch einordnen. Wir sollten bescheiden sein, was unsere Fähigkeit zur vollkommenen Selbsterkenntnis anbetrifft. Aber zu kapitulieren, bevor wir wenigstens den Versuch dazu unternommen haben, würde der Feststellung von Aristoteles widersprechen, daß die Neugier des Menschen, etwas über sein eigenes Wesen zu erfahren, unstillbar sei. ..."

Um die Rätsel von Geist und Bewußtsein zu lösen, schlägt Antonio Damasio vor, das Problem in zwei Teile aufzuspalten. Erstens geht es darum, wie wir das hervorbringen, was er "Kopfkino" nennt. Mit der Metapher "Kino" meint er die integrierte und vereinheitlichte Gesamtheit verschiedenartiger sinnlicher Bilder - visueller, auditiver, taktiler, olfaktorischer und anderer -, die sozusagen die Multimedia-Show ausmachen, die er "Geist" nennt, die ich jedoch in diesem Text als "Ich-Bewußtsein" für meinen Zweck treffender glaube zu bezeichne.

"... Die zweite Frage betrifft das Ich oder Selbst: Wie erzeugen wir automatisch das Gefühl, daß wir die Besitzer des Kinos im Kopf sind? Die beiden Teile des Problems hängen zusammen, wobei das zweite im ersten steckt. Sie zu trennen ist eine nützliche Forschungsstrategie, denn jedes erfordert eine separate Lösung.

Das gegenwärtige Forschungstempo in den kognitiven Neurowissenschaften und die schiere Masse eindrucksvoller Fakten werden wohl viele Zweifler überzeugen, daß die neurale Grundlage des "Kopfkinos" letztlich doch zu identifizieren ist. Aber die Skeptiker werden sich nach wie vor gegen die Einsicht sträuben, daß auch der zweite Teil des Bewußtseinsproblems lösbar ist: die Entstehung eines Ich- oder Selbstgefühls. Zwar gibt Damasio gern zu, daß die Antwort auf diese Frage keinesfalls leicht ist; dennoch ist eine mögliche Lösung vorgeschlagen worden, und eine Hypothese wird geprüft. Hier nennt Damasion das treffend " Ich- oder Selbstgefühl", nicht "Geist"!

Der Hauptgedanke hinter seiner Hypothese beruht auf der einzigartigen Fähigkeit des Gehirns, etwas abzubilden oder zu repräsentieren. Zellen in der Niere oder der Leber erfüllen ihre jeweiligen Aufgaben, ohne andere Zellen oder Körpervorgänge zu repräsentieren
[4]. Doch Hirnzellen leisten genau dies: Sie repräsentieren Zustände oder Ereignisse, die anderswo im Körper stattfinden. Sie sind so konstruiert, daß sie quasi von etwas anderem handeln. Sie sind geborene Kartographen der Geographie des Körpers und der Ereignisse, die darin stattfinden und von außen auf ihn einwirken.

Das viel zitierte Mysterium des "intentionalen" Bewußtseins - seiner Fähigkeit, innere Emotionen
und äußere Gegenstände abzubilden - erweist sich als gar nicht geheimnisvoll. Die philosophische Verzweiflung, die diese Hürde der "Intionalität"[5] umgibt, löst sich auf, wenn man das Gehirn mit den Augen Charles Darwins betrachtet: Die Evolution hat ein Gehirn geschaffen, das den Organismus unmittelbar und die Außenwelt, zu der er in Beziehung tritt, mittelbar zu repräsentieren vermag.

Die natürliche Intentionalität des Gehirns führt uns zu einer weiteren anerkannten Tatsache: Das Gehirn verfügt über Vorrichtungen, die das Leben des Organismus so regeln, daß das für dessen Fortbestehen unverzichtbare innere chemische Gleichgewicht zu jeder Zeit aufrecht erhalten bleibt. Diese Vorrichtungen sind weder hypothetisch noch abstrakt; sie sind im Kern des Gehirns lokalisiert, im Hirnstamm und im Hypothalamus. Dieselben Vorrichtungen bilden notwendigerweise die sich laufend verändernden Zustände des Organismus ab. Mit anderen Worten: Das Gehirn verfügt über natürliche Mittel, um den Aufbau und Zustand des gesamten lebenden Organismus zu repräsentieren.

In vereinfachter Form besagt Damasios Vermutung, daß das Gehirn Strukturen nutzt, die dem Abbilden sowohl des eigenen Körpers als auch der Außenwelt dienen, um eine neue Abbildung zweiter Ordnung zu erstellen. Diese zeigt dann an, daß der Organismus, so wie er im Gehirn repräsentiert ist, sich in Interaktion mit einem Objekt befindet, das ebenfalls im Gehirn abgebildet ist. Die Abbildung zweiter Ordnung ist keine Abstraktion; sie findet in neuralen Strukturen wie Thalamus und Cingulum statt.

Ein solcherart umgemünztes Selbst-Wissen fügt der sich entwickelnden Geistestätigkeit wichtige Informationen hinzu. Insbesondere stellt es innerhalb der Geistestätigkeit die Information dar, daß der Organismus der Eigner des mentalen Vorgangs ist. Es beantwortet spontan eine nie gestellte Frage: Wem geschieht dies? Auf diese Weise wird im Akt des Wissens ein Ich-Gefühl erzeugt, das die Grundlage der für bewußtes Erleben charakteristischen subjektiven Perspektive bildet.

Aus evolutionstheoretischer Sicht wird klar, warum ein solches Selbst-Bewußtsein vorteilhaft ist. Wie Willy Lomans Frau in Arthur Millers Drama "Tod eines Handlungsreisenden" sagt: "Es muß aufgepaßt werden!". Man stelle sich einen seiner selbst bewußten Organismus vor im Gegensatz zu einem, dem ein solches Bewußtsein fehlt. Der selbstbewußte Organismus verfügt über einen Anreiz, auf Alarmsignale zu achten, die das Kopfkino liefert: Er kennt etwa den Schmerz, den die Berührung einer heißen Herdplatte verursacht, und wird in Zukunft dergleichen "bewußt" vermeiden. Die Evolution des Selbst belohnt Bewußtsein, da es offensichtlich einen Überlebensvorteil darstellt.

Halten wir uns die Kino-Metapher vor Augen, so besteht Damasios Lösung des Bewußtseinsproblems darin, daß das Ich-Bewußtsein beim Wissenserwerb innerhalb des Films selbst entsteht. Bewußtsein von sich selbst ist Teil des Films und erzeugt zugleich das Gesehene und den Sehenden, den Gedanken und den Denker. Es gibt im Kopfkino keinen separaten Zuschauer. Die Idee des Zuschauers wird innerhalb des Films konstruiert, und kein geisterhafter Homunkulus spukt in einem Zuschauerraum herum. Objektive Hirnvorgänge weben die Subjektivität des bewußten Geistes aus dem Stoff der Sinnesabbildungen. Und weil die fundamentalsten Sinnesabbildungen sich auf Körperzustände beziehen und als Gefühle imaginiert werden, entsteht das Ich-Erleben beim Wissenserwerb als ein besonderes Gefühl - als ein Gefühl dafür, was in einem Organismus vorgeht, der gerade mit einem Objekt wechselwirkt.

Manche Beobachter fürchten vielleicht, etwas so Kostbares und Ehrwürdiges wie der menschliche Geist würde durch Aufklärung seiner materiellen Struktur degradiert oder gänzlich zum Verschwinden gebracht. Doch die biologische Erklärung der Ursprünge und der Arbeitsweise des Geistes wird ihn nicht abschaffen; wir können vielmehr die ihm entgegengebrachte Ehrfurcht auf die erstaunliche Mikrostruktur des Organismus erweitern sowie auf die ungeheuer komplexen Funktionen, mit denen diese Struktur den Geist zu erschaffen vermag. Indem wir das Bewußtsein auf einer tiefer liegenden Ebene verstehen, werden wir in ihm das komplexeste biologische Phänomen überhaupt sehen und nicht ein undurchschaubares Mysterium. Der Geist wird seine Erklärung überstehen - so wie eine Rose auch dann noch lieblich duftet, wenn die molekulare Struktur ihrer Duftstoffe analysiert worden ist. ..." Soweit Damasio.

Heraklit sagte, Du kannst nicht zweimal in den selben Fluß steigen. Auf das Fließen des Wassers geschaut, ist das nur die halbe Wahrheit. Denn jeder momentanen Erfahrung folgen neue Assoziationen, psychologische, neurophysiologische, biochemische Neuorganisationen und Synthetisierungen. Deshalb die andere Hälfte der Wahrheit: wenn ich das nächste Mal zu diesem Fluß kommen werde,
bin ich ein anderer und sehe ich ihn mit anderen Augen.

Das Hirn ist ein soziales Organ, besonders in Hinblick auf das Zusammenwirken seiner Teile. Es ist ein plastisches System mit gegenseitiger Sychronisierung, das sich mit jeder Erfahrung strukturell und funktional oft schon innerhalb Sekunden verändert. Auf der anderen Seite steht das Numinose - die originäre Spiritualität mit der Faszination für eine zugleich Vertrauen und Schauer erweckende Macht - für mich, erstmal ganz platt, die erfahrbare Wellennatur von allen Dingen, auch meinem Leib - ernsthaft, in aller Plattheit: "Spiritualität" entpuppt sich leicht als dünner Lack, der sich durch Esoterik schnell auflöst. Mag ich dies zusammen ernst nehmen, schaffe ich mir eine Atmosphäre von wunderbarer Empfindsamkeit, von Neugierde nach innerer Forschung und Heilung. Ein Weg, der mir einen freien, inneren Raum schafft, der mir Entscheidungskompetenz und Handlungskompetenz anbietet, der mir ermöglicht, diesen ständig flimmernden Fernseher im Kopf abzuschalten, ihn zumindest zu reduzieren auf seinen eigentlichen Zweck: "Es muß aufgepaßt werden!". Im Hier und Jetzt - was ich wohl als Nächstes tue.

Wer ist der Wissende und wer der Denkende, was tut der Geist und was das Hirn? Meditieren wir mit unserem Geist oder mit unserem Gehirn?

Eine andere Antwort als Damasio geben viele Religionen und Philosophen
[6] seit Jahrtausenden: Wir meditieren mit unserem Geist. Es gibt nur einen Geist, für die Religionen "Gottes" Geist; woanders in diesem Text nenne ich dies das Höhere Selbst, den göttlichen Funken. Gottes (wie immer Du ES, Dein Oberstes Ganzes nennst). Geist ist das Eine Wissende, das Eine Denkende. Sie glauben, Sie hätten einen abgetrennten Geist für sich selbst, und das liegt daran, daß die Gedanken, die Sie denken, das sind, was in Ihrem Gehirn als Erinnerungen an Erfahrungen Ihres Körpers oder Ihrer Gedanken gespeichert ist. Gottes Geist bewegt diese Gedanken, die Sie für Ihre eigenen halten. Sie könnten nicht denken, wenn es die motivierende Kraft Ihres Wunsches nicht gäbe.

Der Geist denkt die Ideen aus seinem Wissen in Form, indem er eine Idee in viele Teile zerlegt. Diese Teile werden durch pulsierendes Denken elektrisch in ein dreidimensionales Universum projiziert. Das Gehirn zeichnet die Gedankenform, die Symbole und andere elektrischen Vorgänge auf, aber Aufzeichnungen von Gedanken sind keine Gedanken. Das Denken ist elektrisch, aber Elektrizität ist nicht Wissen, es ist nur die antreibende Kraft für den Ausdruck von Wissen.

Anders gefragt: Was ist der Unterschied zwischen dem Geist und dem Gehirn? Ihr Gehirn ist elektrische Materie, elektrische Wellen, wie alle Materie. Weder denkt sie, noch weiß sie. Sie denken nicht
mit Ihrem Gehirn, sondern durch Ihr Gehirn, indem Sie einen elektrischen Strom hindurchprojizieren. In Ihrem Gehirn sind Tausende und Abertausende von Ideen aufgezeichnet, aber Ihr Gehirn weiß das Aufgezeichnete nicht. Die Intelligenz, die das gewünschte Tonband für Ihr Abspielgerät auswählt, wählt auch die gewünschte Aufzeichnung aus Ihrem Gehirn. Der elektrische Strom Ihres Wunsches aktiviert die Aufzeichnungen.

Ein guter Dokumentarfilm wird aus dem fünf- bis sechsfachen an Rohfilm zusammengeschnitten. Das Gehirn verfügt über eine vieltausendfache Menge an Rohfilm, nämlich die Eindrücken aus dem ganzen Leben. Diese Menge an Rohfilm benutzt es für jedes Filmchen, das als mein Bewußtsein von diesem Moment vor dem inneren Auge quasi dokumentarisch abläuft.


Ihr Gehirn ist ein Teil des elektrischen Mechanismus, den Ihr Körper darstellt. Seine Funktion besteht darin, Erinnerungen, Erfahrungen und Informationen aufzuzeichnen. Außerdem ist das Gehirn der zentrale nervliche Ganglionknoten des Körpers und handelt automatisch, um die Bedürfnisse des Körpers zu erfüllen oder, bei willentlichen Handlungen, dem Befehl der in ihm wohnenden Intelligenz folgend.

Das Gehirn weiß genauso wenig, was es tut, wie das Automobil weiß, was es tut oder wohin es fährt, wenn es aktiviert wird von der Intelligenz, die es steuert. Wissen ist eine Qualität des Geistes und nicht der Materie. Materie zeichnet Wissen auf, aber eine Aufzeichnung von Wissen ist so wenig identisch mit Wissen, wie ein gedrucktes Buch mit der in dem Buch dargelegten Idee identisch ist.

Jemand machte darauf aufmerksam, die Naturwissenschaft habe bewiesen, daß Gehirn würde denken, weil ein Instrument erfunden worden ist, welches im Hirn elektrische Wellenimpulse aufzeichnet. Dieses Meßgerät beweist nichts dergleichen. Es beweist nur, daß, wenn der Geist denkt, ein elektrischer Strom das Gehirn durchläuft. Es beweist nur, daß jede elektrische Materie der Intelligenz gehorcht, die alle Materie antreibt. Elektrizität ist der Diener des Geistes, aber nicht der Geist selbst.

Beobachten Sie zum Beispiel ein Telegramm, das durch einen Draht als elektrischer Strom hindurchläuft. Sie wissen, daß die in dem Telegramm ausgedrückte Idee ein geistiger Inhalt ist, ausgehend von einer Intelligenz, die jene Idee in Form dachte. Sie wissen, daß nicht der Draht diesen Gedanken denkt. Sie wissen auch, daß der Draht nur automatisch Formsymbole aufzeichnet und keinerlei Wissen darüber hat, was er tut. Auch wissen Sie, daß dem Telegramm selbst die Idee unbekannt ist, die es manifestiert, genauso wie die Bücher die Ideen und Abbildungen nicht kennen, die in ihnen gedruckt sind.

In unserem gesamten Universum haben wir es nur mit Geist und Materie zu tun. Der Geist allein kann Dinge erkennen und Dinge denken.

Materie ist elektrisch und kann Dinge nur wahrnehmen. Wahrzunehmen heißt nicht zugleich zu wissen. Das Gehirn ist aus elektrischen Schwingungen zusammengesetzt. Schwingungen gehören zum physikalischen Bewegungsuniversum. Alle Materie ist nur Bewegung - elektrische Wellenschwingungen der Bewegung. Der einzige Zweck von Materie besteht darin, Körper zu bauen und Muster, die vom Geist empfangen wurden und die von dem elektrischen Denken des Geistes in eine Formvorstellung gedacht wurden. Elektrizität ist das Werkzeug, damit die Geist-Konzepte des Schöpfers in Form gebracht werden, aber das von irgendeinem Schöpfer benutzte Werkzeug ist nicht der Schöpfer.

Die Frage noch mal anders gewendet: In welcher Beziehung stehen der Geist und das Hirn? Ihr unsichtbarer Geist hat das Zentrum seines Bewußtseins im sichtbaren Gehirn. Dieses Bewußtseinszentrum ist koordiniert mit dem Sitz der Wahrnehmung, welchem das Hirn gehorcht, wann immer Ihr Bewußtsein von ihm Handlung fordert. Es gibt Maschinen, die tausend komplexe Dinge tun, wenn durch den Willen des Geistes die Knöpfe gedrückt werden. Die Maschine addiert oder subtrahiert, druckt Zahlenreihen und summiert genauer auf, als die menschliche Maschine es tun kann. Das menschliche Gehirn hat nicht mehr Bewußtsein von dem, was es tut, als ein Computer.

Ideen und Konzepte, die Ihre Intelligenz formt, werden
durch Ihr Gehirn zum Ausdruck gebracht, aber nicht vom Gehirn. Ihre Meditationen sind ein geistiger Vorgang. Sie setzen ihn auf elektrischem Wege in Materie um. Das physische Universum der Materie ist die elektrische Aufzeichnung geistiger Gedanken, aber es ist nicht identisch mit diesen Gedanken.

"Elektrizität" bezeichnet hier die Spannung, die vom Geist-Denken bei der Teilung oder Polarisierung des ruhenden Lichts in zwei gegensätzliche, aber sich ergänzende Zustände erschaffen wird, was im Gegenzug Bewegung auftreten läßt. "Energie" existiert im Magnetismus, während Elektrizität der Ausdruck oder die Manifestation dieser Energie ist. "Schwerkraft" und "Strahlung" bezeichnet zwei komplementäre Richtungen der elektrischen Bewegung, Gravitation ist die zentripetale, zum Zentrum gerichtet Bewegung, Strahlung die zentrifugale Richtung.

Dieses Konzept der Elektrizität von Russel
erinnert an das quantenphysikalische Weltmodell von Burkhard Heim[7]. Es ist umfassender als das der Schulwissenschaft und beinhaltet nicht nur die traditionelle Vorstellung von Elektrizität, sondern auch etwas, das als "subtile Energie" bezeichnet wird, wozu auch "Chi" oder "Qi-Energie" gehört, ein essentieller Bestandteil der östlichen Heilkunst. Wenn wir uns durch meditatives Üben in der Quelle der Energie, dem ruhenden magnetischen Licht in uns zentrieren, werden wir in der Lage sein, Chi-Energie nach Belieben zu erzeugen und damit auch zu heilen (Heil zu machen).

Nach dieser Betrachtungsweise sind Geist und Materie genau genommen unauflöslich Eins und bezeichnen gleichzeitig zwei qualitativ unterscheidbare Aspekte des vereinten Feldes von dem Geist-Materie-Kontinuum, welches das Universum ausmacht. Der Geist steht für das organisierende Prinzip, das dem Universum des Materie-Bewegung-Kontinuums zugrunde liegt. Das physische Universum ist durchtränkt mit Geist, und Geist ist immanent im physischen Universum - tzu-jan. Geist ist die materielle Stofflichkeit, aus der das Universum besteht. In dieser Russelschen Ausdrucksweise ist das Kontinuum-Universum von Bewegung-Materie aus elektrischen Gedankenwellen mit dem ruhenden magnetischen Licht des Wissens erfüllt und zentriert. Das heißt, Elektrizität ist immer magnetische Elektrizität oder elektrischer Magnetismus.

Ich kann die verschiedenen Ebenen als Parallelen sehen; alle Vorgänge können erschöpfend auf jeder Ebene für sich erklärt werden. Die Prozesse funktionieren trotzdem nur im Zusammenspiel aller Ebenen (z.B. Gedanken als physiologischer Vorgang, Denken als spiritueller Vorgang). Wechselwirkungen gibt es in beiden Richtungen, wobei die höheren Ebenen stärker den Vorgang steuern als umgekehrt. Das ganze Gerede um Wellen und Ströme könnte man ziemlich langweilig finden.

Die Physik daran ist interessant, z.B. der Aspekt der Parallelorganisation der Gehirnleistung, die heute in Rechnern nachgeahmt wird, und der Aspekt der Steuerung der Assoziationen durch Resonanz, der ja auch außerhalb der Gehirnphysiologie Entsprechungen aufweist. Die spirituelle Seite der Ideenbildung ist faszinierend, für sich genommen. Interessant finde ich auch die vielen Möglichkeiten, diese Ideenbildung bewußt zu beeinflussen, z.B. Schmerz oder Angst erzeugende Gedanken aufzulösen und damit die daraus, z.B., folgende Krankheit. So lange wir nicht wissen, wie die Wechselwirkungen funktionieren (wie schafft es eine Idee aus dem metaphysischen Raum in die Gehirnprozesse, vgl. 3.2 Welche Antworten?), finde ich Spekulationen darüber ebenfalls langweilig - nicht aber, dergleichen Wechselwirkungen dauernd selber zu tun.

Hierüber ist lange vergeblich geforscht worden (Prof. Bender, Lehrstuhl für Parapsychologie in Freiburg, lange her); ich denke, daß dies alles hauptsächlich deswegen keine Fortschritte macht, weil die wirklich qualifizierten Leute es sich für ihre Karriere nicht leisten können, sich damit zu beschäftigen. Wer in zwei Elfenbeintürmen gleichzeitig aus und ein geht, wird disqualifiziert; das zeichnet unseren Wissenschaftsbetrieb ja ganz allgemein aus.

Neulich habe ich in einer Zeitschrift gelesen über Gefühlsbildung: demnach wird zuerst die Sinneswahrnehmung, die Sensation, in Körperzustände umgesetzt, die daraufhin als Gefühle interpretiert werden (Herzrasen als Angst, Bauchschmerzen als Beziehungskonflikt etc.). Letzterer Vorgang ist eine kulturelle Leistung, die nicht bei jedem in gleicher Weise ankommt und die in unterschiedlichen Kulturkreisen unterschiedliche Interpretationen finden. Der Bericht zeigte, daß "gefühlsarme" Menschen die Körpersymptome eher heftiger erleben; sie können diese nur nicht als Gefühle deuten und verhalten sich daher auch nicht in entsprechender Weise. Es bleibt bestenfalls die Umsetzung des Körperzustandes in das Verhalten, wie es schon beim Tier angelegt ist

Ich neige zu der Deutung: der intellektuelle Zugang zum Problem leistet vor allem eines: Ein Problem wird als "Problem" identifiziert, es wird mit Geschichten verbunden, mit Erfahrungen
und Erwartungen, daraufhin laufen die von mir entsprechend meinen Traditionen programmierten Muster von Gefühlen ab. Das sind nicht mehr die ursprünglichen Emotionen (von lat: emovere = herausbewegen), die der Körper in der aktuellen Situation erzeugt und deren Energie eigentlich ausreichend sein könnten, mich aus der Situation heraus in die nächste zubringen.

Was passiert, wenn man einem Krebskranken sagt, daß er Krebs hat? Tief drinnen weiß jeder, wie es in ihm aussieht. Die sprachliche Information holt dieses Wissen nach oben und verknüpft es mit Gedanken, dem gespeicherten, dem als dazugehörig empfundenen Erleben anderer ("jetzt steht diese und jene Reaktion an - das weiß ich aus dem Fernsehen"). Solches gelerntes Denken ist umlernbar. "Diese und jene Reaktion" ist umlernbar. Was jetzt so aussieht, kann später anders aussehen, wenn man denn sich erlaubt, in die Tiefen zu schauen und neue Entscheidungen zu treffen. "Der Geist", das ist ja weder ein Homunkulus im leeren Zuschauerraum noch eine fremde Gewalt von außen.

Als ganz anderer Ansatz und paradoxerweise auch interpretierbar als Synthesis solch westlich-wissenschaftlicher Sicht wie bei Damasio und solcher westlich-philosophischen Sicht wie bei Russel erscheint mir die chinesisch-daoistische, die in ihren Wurzeln zurückreicht bis in die Jungsteinzeit, zumindest was ihre ersten archäologischen Anzeichen angeht.

Der ursprüngliche Daoismus, wie Lao Dzi ihn mitgeprägt hat, ist eine in der Geschichte der Menschheit sehr frühe Geisteshaltung, die für die Betrachtung des Seins ohne theistischen Schöpfermythos auskommt. Eine Übersetzung des Begriffes Dao wurde schon auf die unterschiedlichste Weise versucht: Der Weg, Weltengrund, der Lauf der Dinge, der Sinn. Vielleicht meinen die Christen etwas Ähnliches, wenn ich im Neuen Testament lese "Im Anfang war das Wort (logos)" oder was die Kabbalah meint mit "Ain", dem Urzustand, das Absolute und Grenzenlose Nichts, dessen gegenüberliegende Seite der Zustand "Ain Soph", die Unendlichkeit, ist, mit deren gegenüberliegender Seite "Ain Soph Aur", dem grenzenlosen Licht.

Das Dao ist der Urgrund, das Ureine, das Chaos, der Äther, Null. Das, was vor allem anderen war und ist, vor allen Göttern und Himmeln und Namen. Wie schon die ersten Zeilen des Dao De Jing sagen:

Das Dao, das enthüllt werden kann, ist nicht das ewige Dao.
Der Name der genannt werden kann, ist nicht der ewige Name.


Dao ist ungeteilt, grenzenlos und ohne Maß. Das Universum vor dem Urknall. Und jeden Augenblick findet der Urknall wieder neu statt, wird der Kosmos geschaffen und vergeht. Es läßt sich nicht beschreiben, es sei denn paradox:


Stets ohne Wunsch (ohne verstehen zu wollen), sieht man das Geheimnis.
Stets voller Wünsche (nach Verständnis), sieht man die Erscheinungsformen.
Diese beiden entspringen der gleiche Quelle,
unterscheiden sich jedoch im Namen,
dies erscheint dunkel.
Dao De Jing, Kapitel 1


Solange wir nicht fähig sind, unser Denken derart zu beruhigen, daß der Geist eins wird mit dem Dao, solange das Denken verstehen will, sehen wir die Erscheinungen und Ereignisse.

Dao ist sehr einfach. Es ist allumfassend und daher entzieht es sich einer abgrenzenden Definition. Dao verstehen ist ebenfalls einfach um nicht zu sagen, einfältig. So wird auch oft und gerne der Weise als Dorftrottel geschildert. Lao Dzi sagt:

Ich bin ein Narr. 0h Ja! Verwirrt bin ich.
Andere Menschen sind heil und licht
nur ich allein bin trüb und schwach.
Andere Menschen sind flink und schlau,
nur ich allein bin träg und dumm.
h, ich treibe dahin wie die Wellen des Meeres,
richtungslos, wie der rastlose Wind.

Dao De Jing, Kapitel 20


Dao (oder Wu Ji) ist das Eine. Das Eine erschafft die zwei Kräfte oder Pole - Bewegung und Ruhe - Form und Formloses, diese werden Yang und Yin genannt. Yang bedeutete ursprünglich das in der Sonne wehende Banner; Yin bezeichnete die der Sonne abgewandte Seite des Berges. Die Begriffe Yang und Yin werden im Westen zunächst dualistisch aufgefaßt, entsprechend unserem Weltbild, in dem der Kosmos eine Summe von Teilen ist, die sich auf zwei sich gegenüberstehenden Grundinformationen reduzieren lassen.

  • Yang
  • Positiv, Tag, hell, hart, hohl, kalt, Idee, Gedanken, trennen, männlich
  • Yin
  • Negativ, Nacht, dunkel, weich, kompakt, warm, Form, Gefühle, vereinen, weiblich


Auch wenn sich solche Gegensatzpaare bilden lassen, so dürfen diese immer nur in Relation zueinander verstanden werden. Oft höre ich den Protest, warum männlich denn positiv sei und weiblich negativ. Männlich ist Yang und weiblich ist Yin in Bezug zu den Geschlechtern. Der Tag ist Yang und die Nacht ist Yin in Bezug zu den Tageszeiten, aber deshalb ist der Tag nicht männlich und die Nacht nicht weiblich, sowenig wie ein roter Pullover ein Feuerwehrauto ist, nur weil dieses ebenfalls rot ist.

Yin und Yang sind nicht die Bezeichnungen für Gegensatzpaare, die sich gegenseitig bedingen. Sie gehen ineinander über und sind wandelbar, vergleichbar mit einer Wellenbewegung, wie sie im Symbol dargestellt wird. Daraus ergibt sich keine Wertung. Das Symbol zeigt uns zwei sich umschlingende Tropfenformen in gegenteiliger Färbung. Jeder Tropfen enthält einen Punkt in der anderen Farbe. Damit wird angedeutet, im Yang ist auch Yin enthalten und umgekehrt. Des weiteren sehen wir, daß dort, wo Yang am stärksten ist, Yin sich entwickelt, wo Yin am stärksten auftritt, Yang entsteht.




Wenn wir weiter Qi als das Substanzlose mit Yin bezeichnen, dann müssen wir uns darüber im klaren sein, daß es sich so nur in Beziehung zur Substanz definiert. In sich ist Qi wiederum sowohl Yin als auch Yang. Das Symbol zeigt Yang und Yin in vollkommener Harmonie als höchstes Ideal. In der Wirklichkeit sind Materie und Energie in ständiger Bewegung. Der labile Zustand drückt sich im Unterschied seiner Ladung aus.

Aus dem Dao entsteht Eins.
Aus Eins entsteht Zwei
Aus Zwei entsteht Drei
Aus Drei entstehen die Zehntausend Dinge

Xing bedeutet Form, Gestalt, Yi heißt Idee, Absicht. Für die Daoisten steht es außer Frage, daß jede Körperhaltung eine innere, seelische Haltung ausdrückt und umgekehrt. In dieser Sicht der Existenz sind Körper und Geist nicht getrennte, voneinander unabhängig agierende Wesenheiten. Auch die gerne benutzte Floskel von den zwei Seiten der gleichen Münze führt nur zu Mißverständnissen. Es sind jeweils verschiedene, deutlich differenzierte und bezeichnete Manifestationen ein und desselben Gesamtzustandes. Es ist die Form der Münze und der Wert der Münze, wenn wir schon bei diesem Bild bleiben wollen. In der äußeren Form - Xing - spiegelt sich die Intention - Yi. Dies klar heraus zu arbeiten ist die Aufgabe des Trainings der Positionen z.B. im Tai Ji Quan[8].

In den Kampfkünsten sind viele Positionen von Tierhaltungen inspiriert. Im Shao Lin Boxen gibt es komplette Stile, die auf der Imitation eines einzigen Tieres beruhen. Schlange, Kranich, Tiger, Drachen. Der Tiger in seiner äußeren Form, seinen Bewegungen und seinem Verhalten - Xing, wird immer ein Tiger sein auf Grund der ihm innewohnenden Tiger-Intention, seinem Sosein. Er wird nie das Verhalten eines Kranichs annehmen.

Der Anfänger erreicht bald die richtige Form - Xing, doch ohne Yi, ohne klar definierte innere Haltung dahinter. Eine Form ohne Bedeutung. In einem fortgeschrittenen Stadium wird er oder sie beides in sich haben, Xing und Yi.

Ein zu höherer Reife gelangter Kämpfer wird versuchen, seine wahre Absicht nicht offen zu zeigen. Er oder sie mag fähig sein, die Intention nicht in der Körperhaltung zu äußern. Doch auch dies gilt nicht als das höchste Stadium der Entwicklung.

Die oberste Stufe heißt: "keine Form, keine Absicht". Ein solcher Kämpfer zeigt weder die Haltung noch die Absicht zum Kampf. Wer noch Yi besitzt, ist von einer vorgefaßten Idee zu handeln besetzt, die einer sich ständig ändernden Situation angepaßt werden muß. Darum ist auf der höchsten Stufe ein Kämpfer frei von Xing und Yi. Er oder sie hat den ganzen Kreis durchlaufen und ist wieder am Ausgangspunkt angelangt, der auch ohne Xing und ohne Yi war. Nur ist der Kämpfende jetzt von beidem völlig erfüllt, Xing und Yi sind natürliche Bestandteile seines Seins. In jedem Augenblick erlebt er die richtige Reaktion im Einklang mit der Natur.

Tai Ji Quan wird geübt als Schattenboxen in der Soloform oder als sportlich-kämpferisches Training mit Partner. Geschah es auch früher mit der Absicht, siegreiche Faustkämpfer zu erziehen, so war es auch immer ein Weg der Selbstkultivierung. Der Kampf findet im Alltag statt - mit sich selbst, mit den Unbillen der Natur, im sozialen Gefüge, einfach in unserer menschlichen Existenz, der wir aber nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern die bewußt von uns mitgestaltet werden kann.

Die chinesische Sicht des Kosmos ist monistisch-ungeteilt und hat nichts zu tun mit einem Dualismus, wie er sich in den Werken von Aristoteles, Descartes und Newton ableitet. Dieser war Grundlage für die Entwicklung der westlichen Wissenschaften, die, in der modernen atomaren und subatomaren Physik gipfelnd, aus ihren Erkenntnissen uns wieder hinführt zu einer offenen Weltanschauung, einer Vision des Universums als organisches Ganzes. Die Welt ist nicht nur durch kausale Kettenreaktionen gestaltet, einer Interaktion atomarer Billiardbälle, wie Newtons mechanisches Modell sie darstellt. Alle Ereignisse, vergangene, gegenwärtige und zukünftige, bedingen sich gegenseitig; sie treten gemeinsam in Erscheinung.

Auch der Mensch als einzelnes Wesen ist eine dieser sich bedingenden Erscheinungen und nicht getrennt vom Rest der Welt. Er ist Teil des Ganzen und trägt wie jede einzelne Zelle des Körpers die vollständige Information des Ganzen in sich. Der amerikanische Zen-Interpret Alan Watts gab dafür einmal die Formulierung: "Das Universum "menscht", so wie ein Apfelbaum "apfelt".

Qi durchströmt den ganzen Kosmos. Aus irgendwelchen nicht geklärten Gründen scheint Qi an einigen Stellen zusammenzufließen und sich zu verdichten. Um so dichter das nichtstoffliche Qi wird, kehrt es sich nach der Yin-Yang-Lehre um und wird stofflich - so können wir uns das Zustandekommen von Sonnen und Planeten erklären. Wird Substanz dichter, kehrt sie sich wieder um in Energie - so können wir die "Schwarzen Löcher" verstehen. Dies ist ein kontinuierlicher Prozeß, der folgerichtig auch auf unserem Planeten ununterbrochen vonstatten geht. Aus dem Kosmos einströmendes "Himmels"-Qi hat Yang-Charakter. Das zurückfließende "Erde"-Qi ist Yin.

Stellen wir uns unseren Planeten einmal vor wie einen Topf Wasser über einer Kochstelle. Heißes Wasser steigt von unten auf zur Oberfläche, springt in brodelnden Bläschen hoch und fällt wieder zurück in die Masse. Aber ab einer gewissen Temperatur beginnt ein Teil des Wassers sich zu verändern und in Dampf umzuwandeln und sich damit aus der Masse zu lösen und aufzusteigen. Genauso steigt Qi aus der Erde hoch, will sich erheben und ist noch zu schwer. Wir sehen Pflanzen, Tiere und Menschen sich als Lebewesen aus dem Planeten erheben. Ein großer Teil der lebendigen Energie fällt, weil sie noch zu sehr an Substanz gebunden ist, mit dieser wieder zurück zur Erde. Aber ein anderer, ebenfalls großer Teil, "verdampft" in den Kosmos. Die lebenden Wesen sind durchdrungen von aufsteigender und absinkender Energie. Einen Eindruck davon kann das Bild eines Torkado anbieten
[9]

Da die sich vermischenden Ströme des Qi unterschiedliche Dichte annehmen können, alle aber das Ergebnis einer Urenergie - der Spannung zwischen Yang und Yin - sind, findet keine Trennung zwischen Geist und Stoff statt. Es gibt nur Abstufungen von Grobem und Feinem, und das menschliche Wesen bildet sich aus deren Durchdringungen. Alle lebendigen Prozesse lassen zyklische Bewegungen von Zunahme und Abnahme erkennen. Wir sehen das im Tagesrhythmus, im Verlauf der Jahreszeiten, in Geburt, Wachstum, Reife, Alter und Sterben, im Aufstieg und Niedergang ganzer Kulturen, und für unsere normale Wahrnehmung unsichtbar bestätigen die Erkenntnisse der Physik dieses Pulsieren sowohl in atomaren wie in kosmischen Vorgängen. Manche Zyklen ereignen sich im Bruchteil einer Sekunde, andere durchlaufen Äonen.

In einer so komplexen Lebensform, wie der Mensch sie darstellt, vermischen sich unzählige Kreisläufe und beeinflussen einander. Zunahme und Abnahme verlaufen dabei nicht auf einer flachen Ebene; die Zyklen greifen nicht wie Zahnräder eines Uhrwerkes ineinander, sie sind vielmehr spiralig und am besten vergleichbar den Verwirbelungen in fließendem Wasser oder in der uns umgebenden Luft, wie sie uns aufsteigender Rauch sichtbar macht.

Die Lebenskraft wird geschaffen und erhalten von Jing, der nährenden Essenz aus der Erde und Qi, der Ausstrahlung des Himmels. Jing ist verbunden mit Substanz, Qi mit dem Substanzlosen.

Aus der Verbindung der Erb-Energien von Vater und Mutter (Yuan Qi) entstehen das vorgeburtliche und das nachgeburtliche Jing, welches die Konstitution und Entwicklung des Individuums bestimmen; die Säfte (Jin Ye), die zu ihrem Bestand der Nahrung bedürfen; der Geist (Shen), welcher die Persönlichkeit anlegt. Die kosmischen Ausdünstungen übertragen ihren Schwung oder Temperament.

Die Essenzen der Erde, Erb-Energie und Nahrung, verleihen den Wesen ihre individuellen Eigenarten aufgrund ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung. Das himmlische Qi prägt die Persönlichkeit durch seine den Zeiten entsprechenden Kräfte.

Jing und Qi teilen dem Menschen je einen Rhythmus mit - Puls und Atem -, die in ihm das Leben darstellen. Der Puls repräsentiert den inneren Zyklus, der Atem den äußeren. "Yin ist im Inneren aktiv und pflegt Yang; Yang ist außen aktiv und reguliert Yin" (Huang Di Nei Jing So Wen). Der interne Rhythmus wird durch die von außen zugeführte Nahrung und dem Atem gesteuert. Darum soll die Ernährung den Zeiten angepaßt sein.

Der externe Rhythmus - und hier muß erwähnt werden, daß unter dem Atem des Qi nicht bloß die Sauerstoffaufnahme verstanden wird - wird von der Vitalkraft der Organe bewacht. Darum sollen die Handlungen, die Pausen von Aktivität und Passivität, den Zeiten angepaßt sein.

Die Alten haben so die Wesen und die Zeiten nach ihren Eigenarten und Kräften unterschieden und Verhaltensregeln aufgestellt; nicht Gesetze, sondern Vorbilder, die jedem Individuum eine vollständige Entfaltung seiner Anlagen ermöglichen.

Daraus entstanden im Lauf der kulturellen Entwicklung Riten und gesellschaftliche Etikette, die dem Menschen seinen Platz in der Gemeinschaft zuwiesen. Sie gipfelten in protokollarisch bis in die letzten Einzelheiten festgelegter Gestik des Gefühlsausdrucks. Seinen Regungen freien Lauf zu lassen, galt als barbarisch. Die daoistische Praxis lehnt solche starre Formen ab.

Wenn das große Dao in Vergessenheit gerät,
erheben sich Wohlwollen und Sittenlehre.
Wenn Klugheit und Scharfsinn entstehen,
nimmt die große Heuchelei ihren Anfang.
Wenn kein Frieden in der Familie herrscht,
tauchen kindliche Liebe und Ehrfurcht auf
Wenn das Land in Wirren und Chaos gerät,
treten ergebene Staatsdiener auf.

Dao De Jing, Kapitel 18


Der Mensch ist nicht Teil eines kosmischen Systems, in das er sich einzwängen muß, um seine Ordnung zu erhalten. Auch ist er nicht ein Spiegel oder Abbild des Kosmos - solche philosophische Idee spaltet den Menschen von der übrigen Schöpfung ab. Ohne Form und ohne Idee sind Mensch und Kosmos eins.

Die Übungen des Tai Ji Quan, die Beeinflussung der Ernährung, Atmung und Sexualität, sind nicht dazu gedacht, durch die Befolgung der festgelegten Formen den Menschen glücklich zu machen. Dann wären wir nur Roboter. Die Formen sind so angelegt, daß ihre Ausübung den Menschen öffnen können für die Schwingungen des Dao.

"Einssein mit sich selbst,
Einssein mit seinen Mitmenschen,
Einssein mit dem Kosmos. "

Gia Fu Feng

Was wäre dann Medizin?

"Die Weisen der früheren Zeit folgten den Gesetzen der Natur und darum blieben ihre Körper frei von Krankheiten. Sie verloren nichts von dem, was ihnen die Natur gegeben hat und ihr Geist wurde nie erschöpft.
Diejenigen, die gegen die grundsätzlichen Regeln des Universums verstoßen, zerstören ihre eigenen Wurzeln und untergraben ihr wahres Selbst. Yin und Yang, die zwei Prinzipien der Natur sind Anfang und Ende aller Dinge und sie sind auch der Ursprung von Leben und Tod.
Wer die Gesetze des Universums mißachtet, der läßt Schwierigkeiten und Heimsuchungen wachsen, während jene, die den Gesetzen des Kosmos folgen, frei bleiben von gefährlicher Krankheit.
Dao wurde von den Weisen praktiziert und von den gewöhnlichen Menschen zurückgewiesen. Demut (Nachfolge) gegenüber den Regeln von Yin und Yang bedeutet Leben, Mißachtung bedeutet den Tod. Die Demütigen werden herrschen, während die rebellischen in Unordnung und Verwirrung geraten. Alles was im Widerspruch steht zur Harmonie mit der Natur bedeutet Hochmut und Rebellion.
So haben die Weisen nicht jene behandelt, die schon krank waren. Es lag ihnen nicht daran, die zu führen, die schon rebellisch waren. Sie leiteten jene, die noch nicht rebellisch waren. Dies ist die Bedeutung der ganzen Unterweisung.
Medizin zu geben gegen Krankheiten, die schon offen sind, und Revolten zu unterdrücken, die sich bereits erhoben haben, läßt sich vergleichen mit Menschen, die damit beginnen, einen Brunnen zu graben, wenn sie durstig sind, oder mit solchen, die Waffen schmieden, wenn sie schon in Kämpfe verstrickt sind. Ist es dann nicht schon zu spät?"

Huang Di Nei Jing So Wen


Unser Denken heute verlangt immer nach wissenschaftlichen Beweisen. Noch überzeugender - und so erleichternd - ist die Erfahrung am eigenen Leibe. Leibhaftig den Fluß des Qi zu spüren erlaubt mir auch zu begreifen, daß ich die Wörter nicht verstehe. Es ist chinesisches Denken, ist eine vieltausendjährige, mir fremde Kultur, in deren Texten ich nicht den Spuren der Meister folgen kann, wohl aber suchen kann, was sie gesucht haben.

Weisheit bedeutet laut Konfuzius nichts anderes als die "Weisheit des Augenblicks". In der Tat, alles ist eine Frage des richtigen Moments, des wohlverstandenen Opportunismus oder, wenn man so will, des Mittelwegs, sofern man diesen nicht im üblichen europäischen Sinn versteht.
[10]

Denn der Mittelweg ist eben keine universelle, überall und jederzeit anwendbare Trivialforrn der Weisheit (auch wenn einige grundlegende chinesische Texte in diesem Sinne übersetzt wurden). Es gibt mindestens zwei verschiedene Arten, den Mittelweg aufzufassen. Man kann ihn als Gleichgewichtspunkt zwischen zwei Extremen sehen, wie in der griechischen Antike. In diesem Sinne ist Freigebigkeit der Gipfelpunkt (akme) einer tugendhaften Haltung zwischen Geiz und Verschwendungssucht (Aristoteles). Diese geometrische Sicht ist in Europa schon bald einem deutlich schwächeren Verständnis gewichen: dem Mittelmaß des "nichts übertreiben" - eine laue, farblose, ängstliche Weisheit, die das Risiko scheut.

Die chinesische Sicht ist da sehr viel interessanter. Die richtige Mitte bedeutet für den Chinesen, dass man das eine ebenso tun kann wie das andere, indem man gleichermaßen offen ist für beide Extreme (das "gleichermaßen" macht die "Mitte" aus) und nicht, indem man sich vorsichtig auf halber Distanz vom einen und vom anderen hält.

Dieser Unterschied überschneidet sich mit einem anderen. Zentral und elementar für westliche Art zu denken, für das griechische Denken ist das Wahrheitsproblem, ihm konnte kein griechischer Denker entkommen, nicht einmal die Skeptiker oder einer wie Protagoras, der jegliches Wahrheitskriterium negierte. Sie alle orientieren sich, und mögen sie noch so kritisch und illusionslos sein, an der Wahrheit und am Wahrheitsanspruch. Und wir sind ihre Erben. Wie sonst wäre die europäische Philosophie zu verstehen, wenn man sie nicht einerseits auf die Untrennbarkeit von Sein und Wahrheit bei Parmenides und andererseits auf die platonische Unterscheidung von wahrer Einsicht und bloßem Meinen zurückführt? Dazu kommt die Bedeutung der dialektischen Auseinandersetzung bei der Wahrheitssuche: Nach diesem großen Gedanken der Griechen kann ein Diskurs eine Idee nur formulieren, aber man benötigt mindestens zwei widerstreitende Argumentationen, um deren Wahrheit zu beweisen. Was aber geschieht, wenn eine solche Auseinandersetzung, wie zum Beispiel in China, nicht stattfindet?

In den Haupttexten des alten China (übrigens sowohl des Konfuzianismus als auch des Taoismus) stellt man fest, daß Wahrheit keine wirkliche Rolle spielt. Nicht am Wahren Urteil entscheidet sich die Weisheit - die Weisheit "urteilt" ohnehin nicht.

Gegen Ende des chinesischen Altertums kommen zwar gelegentlich Debatten auf, es werden Ansichten widerlegt, also Positionen aufgebaut, vor allem bezüglich der Frage nach der menschlichen Natur. Doch die beteiligten Denker bekunden alle das gleiche Mißtrauen gegenüber einer Haltung, die ihnen wie eine sterile Parteinahme vorkommt, sogar wie eine Falle: Die Wahrheit sollte etwas sein, was man immer wieder wenden kann. So geht das Spiel von Rede und Gegenrede unendlich weiter, bis es sich irgendwann erschöpft. Der wahre Weise verficht keinen eigenen Standpunkt, und schon gar nicht liegt ihm daran, anders zu denken als die anderen; er denkt im Gegenteil "wie alle Welt", indem er alle Standpunkte in seinen mit einschließt.

Das also ist die "Disponibilität" des Weisen, die damit auf das Gleiche hinausläuft wie das alles übergreifende Konzept des "Weges", des Dao. Es geht nicht um Wahrheit, sondern um den Weg.



  • [1] In "Funktion des Menschen ist Selbstbestimmung - Manfred Spitzer" NDR Kultur, Sonntagsstudio 25.11.2007, 20:00:00 - 21:55:00 Uhr. Vgl.: Manfred Spitzer: "Selbstbestimmen - Gehirnforschung und die Frage: Was sollen wir tun?", Spektrum Akademischer Verlag, ISBN-Nr. 3-827-41489-x.
  • [2] Homunkulus [lateinisch "Menschlein"], in Goethes "Faust II" ein vom Famulus Wagner nach der von Paracelsus gegebenen Anleitung in der Retorte erzeugter Mensch.
  • [3] Es gibt inzwischen einiges an Instrumenten, mit denen elektrische, magnetische und chemische Aktivitäten im inneren Gehirn sichtbar gemacht werden können und so das Geschehen vom Eintreffen eines Reizes bis zu seinen Auswirkungen beobachtet werden kann. Diese sichtbaren Vorgänge weisen auf elektrische und chemische Veränderungen im Hirn. Sie sind nicht "das" Denken und sagen gar nichts über Bewußtsein, gar Geist oder Seele. Grundsätzlich setzt heute die neurobiologische Untersuchung des Gehirns auf drei verschiedenen Ebenen an. Die oberste erklärt die Funktion größerer Hirnareale. Die mittlere Ebene beschreibt das Geschehen innerhalb von Verbänden von hunderten oder tausenden Zellen. Und die unterste Ebene umfasst die Vorgänge auf dem Niveau einzelner Zellen und Moleküle. Bedeutende Fortschritte bei der Erforschung des Gehirns gibt es bislang nur auf der obersten und der untersten Ebene, nicht aber auf der mittleren. Es ist überhaupt nicht klar, wie man dies mit den heutigen Mitteln erforschen könnte. In dieser Hinsicht befinden wir uns gewissermaßen noch auf dem Stand von Jägern und Sammlern. (Das Manifest der Hirnforscher, Gehirn&Geist 6/2004)
  • [4] (Zumindest scheint das so aus unserer derzeitigen Kenntnis des Kopfhirns. Wie das für das Bauchhirn aussieht ist bislang ganz überwiegend unerforscht.)
  • [5] Intentionalität: Die Lehre von der Ausrichtung aller psychischen Akte auf ein reales oder ideales Ziel; intentional = zielgerichtet, zweckbestimmt
  • [6] In heutigen Formulierungen hier z.B. von Walter Russell "Fernstudienkurs Kosmisches Bewusstsein" www.genius-verlag.de oder www.philosophy.org
  • [7] Englische Zeitungen sahen in ihm den neuen Einstein. Steht den Deutschen ein neues Weltbild bevor? fragte der Stern 1957 in einem Artikel über den fast blinden und tauben sowie Handlosen Physiker Burkhard Heim. Es sieht so aus, als könnte die Frage heute mit ja beantwortet werden. Heim vollendet Einsteins Ansätze zu einer einheitlichen Feldtheorie. Er geometrisiert nicht nur das Gravitationsfeld, sondern sämtliche physikalischen Felder. In Heims Theorie lassen sich alle Elementarteilchen als dynamische, quantisierte geometrische Strukturen angeben. In diesem 12-dimensionalen Modell umfassen die Dimensionen X 1 – X4 die Raumzeit, X5 – X8 umfassen Information und Organisation, X9 – X12 sind transzendental. Die Massen der Elementarteilchen werden sehr genau wiedergegeben, was bisher weder die String- noch die Loop-Quanten-Theorie können! Ein Urknall findet im kosmologischen Modell Heims nicht statt. Der Kosmos entwickelte sich nach Heim sehr, sehr lange nur als ein leerer Raum - als reine quantisierte Geometrie. Durch die Einführung einer aspektbezogenen Logik gelingt in Heims 12-dimensionalem Weltbild die einheitliche Beschreibung physikalischer, biologischer und psychischer Prozesse und somit die Lösung des Leib-Seele Problems. Das DESY, Hamburg, berechnete nach seinen Formeln die Werte auch der Naturkonstanten und fand Übereinstimmung mit den experimentell erlangten Werten bis in die Nachkommastellen.
  • [8] Yürgen Oster: Tai Ji Quan - Das Dao in Bewegung; Haug, Heidelberg, 1997
  • [9] z.B. http://www.torkado.de/torkado.htm und http://www.aladin24.de/chaos/
  • [10] taz - Le Monde diplomatique Okt. 1006, S. 12f "Die Mitte als Ort der Möglichkeiten", von Francois Juilien



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