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1 Einleitung
Sprachwissenschaftlich führt das Wort "lesen" zum althochdeutschen "lesan", das die Bezeichnung für "sammeln" war und die Weinernte heute noch zur Traubenlese macht. "Lesen" bezeichnete auch das Aufsammeln geworfener Runenstäbchen, mit deren Hilfe keltische Druiden die Zukunft deuteten. Das Lesen ist älter als die Schrift und weit älter als das Buch, wenn wir auch das "Lesen" von Gerüchen, Geräuschen, Zeichen und Spuren gelten lassen. Der Jäger liest Fährten, die Höhlenmenschen von Altamira die Zeichnungen an der Wand, der Bauer liest die Zeichen für das Wetter - und sie alle teilen mit den Bücherlesern die Fähigkeit, Zeichen zu erkennen und mit Bedeutung zu füllen. Bin ich mir stets bewusst, dass alles Gelesene nur mit meinen Bedeutungen, meinen Meinungen(!) und nur von mir mit dem Meinigen verbunden werden kann?
Schon in den 70er Jahren war ich fasziniert von den damals für Laien erkennbaren Anfängen der Kognitionswissenschaften, damals erstmal nur eine lose Verbindung von potentiellen Wissenschaften des Geistes, isoliert in getrennten Disziplinen: Neurologie, Psychoanalyse und behavioristische Experimentalpsychologie. Inzwischen umfasst der interdisziplinärer Nährboden namens Kognitionswissenschaft nicht nur die Hirnforschung, sondern auch die Kognitionspsychologie, die Linguistik, die Künstliche Intelligenz und - interessanterweise in vielen Forschungszentren auch die Philosophie und die Quantenphysik.
Die neuen Wissenschaften des Geistes erweitern ihren Horizont, um sowohl die gelebte menschliche Erfahrung als auch die darin angelegten Möglichkeiten der Transformation erschließen zu können. Andererseits muss auch die alltägliche, gewöhnliche Erfahrung ihren Horizont erweitern, um die speziellen Einsichten und Analysen der Wissenschaften des Geistes nutzen zu können.
Diese Möglichkeit des zirkulären Austausches zwischen den Wissenschaften des Geistes (der Kognitionswissenschaft) und der menschlichen Erfahrung geht mich ganz persönlich an. Die wissenschaftliche Kultur des Westens fordert, unseren Körper als eine physische und lebendige empirische Struktur aufzufassen - ihn als "äußere" und "innere", biologische und phänomenologische Struktur zu begreifen. Diese beiden Aspekte der Verkörperung bilden keinen Gegensatz. Vielmehr zirkulieren wir unablässig zwischen den beiden Polen. Wir können diese Kreisbewegung nur verstehen, wenn wir ihre Hauptachsen genau untersuchen: die Verkörperung von Wissen, Erkenntnis und die Verkörperung von Erfahrung.
Solche Verkörperung bedeutet also zweierlei: sie umfasst den Körper zum einen als lebendige, empirische Struktur und zum anderen als Kontext oder Milieu der Kognitionsmechanismen. Ich kann mich besser verstehen, wenn der Doppelsinn von "Verkörperung" im Zentrum meiner Selbsterkenntnis steht. Das ist nicht primär ein philosophisches Postulat. Vielmehr scheint mir, dass sowohl die Entwicklung der Kognitionswissenschaft als auch ihre Relevanz für das menschliche Leben eine bewusste Reflexion dieses Doppelsinnes von Verkörperung voraussetzt. Ganz praktisch habe ich mir diese Erfahrung von doppelter Verkörperung erschlossen in den Jahren, wo ich als reichianisch orientierter Körper-Psychotherapeut gearbeitet habe.
Die Kognitionswissenschaften führen uns deutlich vor Augen, wie zutiefst fragmentiert, gespalten oder uneinheitlich das Ich oder Kognitionssubjekt ist. Zwar ist diese Erkenntnis für die westliche Kultur nichts Neues, denn spätestens seit Nietzsche haben viele Philosophen, Psychiater und Sozialwissenschaftler unseren überkommenen Begriff des Ich oder des Subjekts als Epizentrum des Wissens, des Erkennens, der Erfahrung und des Handelns kritisiert.
Doch es geht mir vielmehr um die Kreisbewegung zwischen Wissenschaft und Erfahrung. Weit zurückreichende Erfahrungen aus verschiedenen Kulturen beweisen, dass man die Erfahrung diszipliniert untersuchen kann, wobei sich die entsprechenden Fertigkeiten im Laufe der Untersuchung immer weiter verfeinern lassen. Das sind Erfahrungen, die in Traditionen gesammelt wurden, die im Westen leider noch viel zu unbekannt ist - z.B. die buddhistische Tradition meditativer Übung und pragmatisch orientierter philosophischer Forschung oder die schamanische Wege. [1]
Daher bin ich neugierig, ob sich eine Brücke zwischen dem Geist in der Wissenschaft und dem Geist in der Erfahrung schlagen lässt.
In der Schule fühlte ich mich mit Literatur gequält: "Was will uns der Dichter damit sagen?" Mein Deutschlehrer wusste die Antwort. Der Sprach- und Kulturphilosoph Derrida dagegen betonte die Materialität der Zeichen. Die Welt anders zu lesen heißt, sie zu verändern. Genau wie ein Landschaftsbild nicht aus Feldern, Fluren, Bächen und Wolken besteht, sondern aus Pinselstrichen auf einer Leinwand, so wird La Fontaines Fabel nicht von Schafen und Wölfen gebildet, sondern von Lettern auf Papier. Was mit den Schafen und Wölfen passiert, hängt allein davon ab, wie man die Zeichen im Medium der Schrift handhabt, nicht von irgendeiner Realität, welche die Schrift repräsentiert. Die angeblich treuen Stellvertreter führen nicht nur ein Eigenleben, sie haben ihr eigenes Reich der Zeichen gegründet.
Dies gilt nicht nur für Fabeln oder Literatur, sondern auch für den Text der abendländischen Philosophie oder den von "Heiligen Schriften" der Religionen. Der ist jenseits materieller Zeichen für uns nirgends gegeben. Statt mit Ideen, Göttern, Monaden oder Menschenrechten haben wir es immer nur mit Texten zu tun.
Deshalb kann Derrida behaupten: "There is nothing outside the text." Nicht einmal Schafe und Wölfe? Nein, denn in meinem Kopf existieren Schafe oder Wölfe nicht unabhängig von meinen Informationen aus den antiken Fabeln und ihren politischen Lesarten und aus den Schriften der Naturgeschichte oder Zoologie.
Es gibt kein Medium, weder Bild noch Schrift, das eine Sache "nachahmt, repräsentiert, reproduziert", wie sie ist, und zwar deshalb, so Derrida, "weil es keine Sache selbst gibt". Aus der Welt der Zeichen und Medien führt kein Weg auf den sicheren Boden der Tatsachen, Realien oder Dinge. Der New Historicism hat Derrida in der Annahme bestätigt, die gesamte Gesellschaft sei ein Text, denn wo immer Zeichen verwendet würden, gebe es Text.
Wenn es also kein "Außen des Textes" geben soll, dann kann man sich doch in dessen Inneren umschauen. Die Welt als Text ist nichts Natürliches. Sie ist gemacht, konstruiert. Texte im engeren Sinne und die Texte unserer Gesellschaft, unserer Kultur, unserer Geschlechtlichkeit, unserer Inszenierungen können also auch anders erzählt werden.
Weil jede Konstruktion Elemente und Regeln voraussetzt, die anders angewendet oder kombiniert werden könnten, sind Texte zufällig. Was an ihnen natürlich, selbstverständlich, zwingend notwendig scheint, wäre anders möglich. Dies wird dann sichtbar, wenn man die Konstruiertheit dieser Texte freilegt und die Alternativen in ihnen aufweist.
Texte derart mit ihren internen Widersprüchen zu destruieren, um sie als Konstrukte auszuweisen, zu denen es immer Alternativen gibt, könnte man Dekonstruktion nennen. Sie wird mit jedem Text anders verfahren, weil jeder Text von anderen rhetorischen und grammatischen Strategien getragen wird. Deshalb erschöpft sie sich nie.
Auch wird jeder Leser anders verfahren, weil jeder Leser andere rhetorische und grammatische Strategien entwickelt hat. Der gelingende Leseakt ist also ein seltsamer Vorgang. Im Grunde nimmt man nur schwarze Krakel, Buchstaben, in sich auf. In Wirklichkeit hat man ja dabei ganze Abenteuer zu bestehen. Das Befremdende, das manchmal auch gewaltsam Packende dieses Vorgangs kann durchaus Glücksgefühle auslösen. Wenn sich das Gelesene zum Abenteuer des Lesers verwandelt, wechselt auch der Glanz von der Seite des Schreibens, des Produzierens zur Seite der Rezeption, des Verstehens.
Das Lesen oder Zuhören bringt nichts Eigentliches, nur Anregungen. Will ich mich anregen lassen? Ich kann mir mein Eigentliches nur wirklich klären, indem ich mir meine eigenen Fragen stelle und in mir auf meine eigenen Antworten lausche. Mag ich auf diese leise Stimme in mir lauschen? Leben ist jetzt, nicht in Büchern. Bücher sind nur Ansammlungen von Erinnerungen, Traditionen; sie bieten Daten für Modelle an. Das Leben lebt sich und nur ich mache mir die Illusion, sein Macher zu sein.
Was ich wegen der besseren Griffigkeit nun wie meinen Erfahrungsbericht formuliere, soll nicht glauben machen, ich wäre diesen Weg schon sehr weit gegangen. In den Märchen aus "Tausend und eine Nacht" gibt der Weise dem König als Summe aller Weisheit den Satz: "Es ist alles schon mal da gewesen - und auch das wird vergehen".
So zitiere ich hier aus vielen Quellen, meist ohne Quellenangabe; ja, nach bester Punk-Tradition bestehen ganze Abschnitte aus Zitaten-Kollagen; Dank geht an die Erfinder von Internet und Scanner mit OCR. Dieser Text soll schließlich nicht den Rahmen einer persönlichen Mitteilung überschreiten; er hat nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit. Zusätzlich habe ich nicht den Anspruch auf Originalität und zitiere gerne da, wo jemand anders meine Ideen bereits trefflich ausformuliert hat. Originalität sei sowieso nur ein Zeichen mangelnder Bildung, soll Arno Schmidt gesagt haben - auch ein Blick auf das schon Dagewesene.
Mit meinen unbelegten Zitaten-Kollagen, reihe ich mich damit ein in den grauen, schmutzigen Treck der Plagiatoren? Erst der Geniekult der Romantik und die damit verbundene Vorstellung einer künstlerischen Schöpfung aus dem Nichts lieferten die geeignete "Plausibilitätskulisse" (Jeanette Hofmann) für die Umstellung des Rechts auf die Idee des geistigen Eigentums. Der Geniekult ist heute nur noch ein Kapitel der Ideengeschichte, doch in der Berufung auf das geistige Eigentum klingt er weiterhin nach. Wir wissen, dass Schriftsteller und Journalisten keine gottgleichen Schöpfer sind, sondern aus einem kulturellen Vorrat an (nicht schützbaren) Ideen, Motiven und Gedankenfiguren schöpfen. Jonathan Lethem hat das in seinem Aufsatz "The Ecstasy of Influence. A Plagiarism" noch zugespitzt und die Ansicht vertreten, dass alle Kultur im Kern aus Abschreiben und Ideen aus zweiter Hand bestehe. Daraus könnte man auch mal die Konsequenzen ziehen: Peter Schütt von IBM etwa fordert, das Abschreiben gezielt zu lehren statt zu verurteilen, denn wenn einer das Rad schon einmal erfunden hat, muss man das nicht nochmal tun, aber man kann es weiterentwickeln und abändern.
Mein Abschreiben und Sammeln von Ideen aus zweiter Hand soll als Zitaten-Kollage einer ganz anderen Idee dienen: Es geht um Selbsterkenntnis zu der mich auch alle diese namenlosen Autoren angeregt haben, Selbsterkenntnis, die mich geführt hat zum Bewusstsein der Selbstbestimmung von Geburt an; es geht um Selbstverantwortung. Und so ist dieser Text "Selbsterkenntnis und Eigensinn" eigentlich nur eine Langfassung des "Grundsatz-Papier" , das Hubertus von Schoenebeck und ich 1979, damals mit dem Fokus auf die Konsequenzen aus Kinderrechtsbewegung und deren Alltagstauglichkeit für die verbreiteten Eltern- und Lehrersorgen, veröffentlicht haben.
Die Zitate sind so gewählt, dass sich eines hier und jenes dort gegenseitig aufheben, oder wie in einem gut gewürzten Menü das Süße und das Saure, das Bittere und das Salzige, sich gegenseitig zum Runden bringen. Mit den widersprüchlichen Gebilden möchte ich mir immer wieder den theoretischen Boden unter den Füßen wegziehen - solange, bis nichts Denkbares mehr sicher ist. Es wird erkennbar als Denkmodell, Glaubensgebäude, Erlerntes und deshalb Neu- oder Umlernbares, also als Ausgedachtes erlebbar. Damit wird die Abtrennung vom Leben bewusst, mein Widerstand. Und erst solche Bewusstheit kann aus der Trennung ins Leben führen, in mein Leben.
Ich bin mir darüber klar, dass die gelegentlichen Übertragungen von Konzepten aus einem Wissenschaftsbereich in andere Denkmodelle nur die verwendeten Bilder benutzen kann, nicht aber deren Bedeutungen. Schon gar nicht will ich meinen Bildern damit deren Nimbus von Bedeutsamkeit umhängen, auch nicht, wenn ich für diese Bilder deren Wissenschaftsjargon gelegentlich übernehme. Dieser Wissenschaftsjargon kann diese Ausgedachtheiten deutlicher machen als schlicht-deutsche Worte, glaube ich.
So ist beispielsweise die Physik eine begrenzte, endliche, relative und partielle Wissenschaft, die sich mit einem kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit befasst. Niels Bohr, der Erzvater der Quantenphysik, hat diese metaphysische Bescheidenheit schon 1963 empfohlen: "Es ist ein Fehler, zu glauben, es sei Aufgabe der Physik, herauszufinden, wie die Natur ist. Physik handelt davon, was wir über die Natur sagen können."
Im Vergleich dazu aber meint die Mystik das Ganze. Wer behauptet, die Physik beweise die Mystik, der sagt mithin, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt. Verdeutlichen wir es an Platons Höhlengleichnis: Die Physik gibt uns ein detailliertes Bild der Schatten an der Höhlenwand (der relativen Wahrheit), aber die Mystik könnte uns einen direkten Zugang verschaffen zu dem Licht außerhalb der Höhle (zur absoluten Wahrheit). Studiere die Schatten, soviel du magst, zum Licht gelangst du dadurch nicht.
Praktisch alle großen Pioniere der modernen Physik - Männer wie Einstein, Schrödinger und Heisenberg - zeigten sich als Mystiker, eine wirklich verblüffende Tatsache. Diese großen Physiker waren auch recht einhellig in ihrer Ablehnung aller Versuche, Schlußfolgerungen aus der modernen Physik als Argumente für irgendein religiöses Weltbild zu benutzen. Warum wohl? Nun, was geschieht, wenn wir davon ausgehen, dass die moderne Physik die Mystik bestätigt? Was geschieht etwa, wenn wir sagen, die heutige Physik sei in vollkommener Übereinstimmung mit Buddhas Erleuchtung? Dann werden wir ihm morgen womöglich seine Erleuchtung absprechen müssen, wenn die Physik von morgen die heutige verdrängt (was ja gewiss geschehen wird). Wenn wir unseren Gott von der heutigen Physik abhängig machen, dann fällt er mit ihr. Und genau das war die Sorge dieser mystischen Physiker: Eine solche Zwangsehe zwischen Physik und Mystik würde nur die Physik wirr und die Mystik zahnlos machen.
Aus noch einem anderen, einem existenziellen Grunde dürfen Physik und Mystik nicht verbunden werden. Astrophysik hat errechnet, nur 4% des Inhalts unseres bislang bekannten Universums bestehen aus der Art von sichtbarer Materie aus quantenphysikalischer Teilchen-Welt, wie wir sie in unserem Newtonschen Weltbild für normal halten, was wir als Erdball, Bäume, Menschen anfassen, was wir als sich selbstorganisierende Systeme auffassen, als Entitäten, seien es Einzellige wie Amöben oder Mehrzellige wie Menschen, also das, woran die Realisten sich so klammern.
Es wäre doch höchst unwahrscheinlich, ja, vermessen, glauben zu wollen, dass solche Selbstorganisation zu hochkomplexen, lebendigen, denkenden Strukturen nur in diesen 4% sichtbarer Materie in den Jahrmilliarden von Entwicklung des Universums stattgefunden hat. Dem Kontakt zu solchen Entitäten aus der quantenphysikalischen Wellen-Welt scheint sich die Mystiker und Schamanen öffnen zu können.
Solchen Entitäten aber die überwiegende Zuständigkeit für mein Wohlergehen zu delegieren, widerspricht meiner Auffassung von Selbstverantwortung. Wenn diese Entitäten aus höheren Dimensionen Götter wären, wäre auch ich Gott für die Regenwürmer in meiner Komposttonne, weil ich sie regelmäßig mit Küchenabfällen versorge. Meine Pflanzen im Garten jedenfalls mögen sich freuen, wenn ich sie gelegentlich gieße - ihre Wurzeln, um Nährstoffe aus dem Boden zu ziehen, und ihre Blätter, um sich Licht und Kohlenstoff zu assimilieren, die bilden sie selbstverantwortlich und je, wie es ihre Lebensverhältnisse erfordern.
Die Karrieren von Ideen sind oft zufällige Karrieren - Karrieren, die aus Mißverständnissen entstanden sind. Denn wir werden alle von der Eingeschränktheit der anderen eingeschränkt. Meine begrenzte Auffassungsgabe macht es mir unmöglich, zur Gänze zu verstehen, was mein Gegenüber mir zu erklären versucht. Meine begrenzte Auffassungsgabe bedeutet von vornherein eine Vereinfachung bis hin zur Verfälschung einer jeden von mir gehörten Aussage. So kann ich mir immer wieder bewusst machen, dass niemand dazu imstande ist, jemand anders den Weg zu weisen - ich am allerwenigsten.
Ich war und bin nur mir selbst Rechenschaft schuldig. Jeder kann seine eigenen radikalen Schritte tun - um weiterzukommen, um sich fortzubewegen. Wir alle zusammen wiederum sind ein System mit offenem Ausgang, und das funktioniert. Jeder hat mich beeinflusst und unzählige andere. Das erlaubt mir, radikal die Richtung ändern, wenn ich stecken zu bleiben drohe. Ich brauche mich daher nie zu scheuen, die richtigen Dinge zu tun, auch wenn die anderen in ihrer Begrenztheit nur einen Bruchteil dessen verstehen mögen, was ich da gerade tue. Und das kann ich nun jedem anderen zugestehen.
Auch deshalb gab ich in den ersten Jahren, vor vuz Guttenberg, bei der Arbeit in dieser Zitatenkollage nur einige Quellen und nur dann ausführlich als bibliographische Fußnote an, wenn ich sie damit ausdrücklich dem Leser als weiterführend empfehlen möchte und das auch nur einmal, selbst wenn ich mehrfach daraus zitiere. Auch im Zitat, wo ich 'ich' schreibe, da meine ich mich auch, stehe ich mit meinem Erleben und Erfahren dahinter.
Ein Teil des Textes (überwiegend Formulierungen mit 'wir', 'euer', unser', ihr', 'Sie', 'man') sind aus meiner Sicht von Amication durch mich verkürzte Zitate aus Denkgebäuden, die teilweise meinen praktischen Erfahrungshorizont übersteigen. Doch wenn ich diese Gedankenwelten nahtlos einpassen kann in meine Art und Weise von Entscheiden und Handeln, so habe ich nicht gezögert, mir von jenen ihre klugen Formulierungen zu holen. Es sollte nur deutlich sein, dass ich dann das 'ich' aus gutem Grund vermeide.
Oft habe ich mich anregen lassen von Artikeln in der taz [2] und der connection [3]. Viele Zitate kommen insbesondere aus dem Wissenschaftsagenten von "bild der wissenschaft" [4].
Ursprünglich entstanden ist der Text aus einer Diskussion im "Freundschaft mit Kindern Förderkreis", wo ich mein Erleben von Amication verbunden habe mit meinen praktischen Erfahrungen mit der Pfadarbeit [5] von Eva Pierrakos [6], in der Übersetzung durch Paul Czempin, Pfadlehrer in Kiel, und Susan Thesenga [7], sowie aus Kontakten mit den Menschen aus Gruppe der ARS REGIA [8] um Siegfried Hermerding (+2005, Texte nur intern veröffentlicht in den ARS-REGIA-Nachrichten).
Ich habe mich lange theoretisch und praktisch mit verschiedenen psychologischen Schulen beschäftigt und den Denkweisen des Konstruktivismus [9]. Und so habe ich auch vieles genommen von Heinz v. Foerster, der hat sich Zeit seines Lebens gewehrt gegen die Einordnung als “Konstruktivist” oder “Kybernetiker”. Er wollte nicht “eingeordnet” werden. Viel lieber bezeichnete er sich als „Neugierologen”, der sich nicht von Wahrscheinlichkeiten und Konzepten dazu verführen ließ, sie als “Wahrheiten” zu sehen [10] [11] [12]. Manches habe ich von Arno Gruen [13], William van den Heuvel [14] und eine Menge aus meiner Arbeit mit The Work von Byron Katie [15] und wie damit in der mailinglist lwi-l [16] gearbeitet wird.
Vielleicht regt es die Eine oder den Anderen an zur eigenen Darstellung ihrer Bilder, damit ich davon lernen kann.