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8 Wer antwortet?
Im Rundbrief 02/09 schrieb Hubertus v. Schoenebeck an die Mitglieder
des FREUNDSCHAFT MIT KINDERN Förderkreis
Selbstliebe
Verändern
Ich merke, dass ich mich verändere. Dass ich heute Schmerz anders erlebe als früher, dass ich meine Aggressivität und meinen Stress anders erlebe, usw. Wenn ich alle Kraft in mir sich zentrieren lasse und dabei nicht Energie für das Verändern-Wollen abzweige, wenn ich also immer mehr ich bin statt mich bemühe, es zu werden - dann strömt die so gesammelte Kraft in die Winkel und Nischen meines Ichs, wo sie tatsächlich gebraucht wird. Ich lasse Veränderungsenergie sich in mir frei entfalten, ohne sie zu dirigieren.
Die selbstorganisierte Veränderungsenergie lässt sich gut mit den weißen Blutkörperchen vergleichen, die auch selbst und aus ihrer Weisheit heraus das tun, was dem Organismus dient. Wenn ich meiner Kraft vertraue, wenn ich meinem Organismus vertraue, wenn ich mir vertraue wenn ich mich liebe, so wird mich dies dahin entwickeln, wo ich wirklich jeweils bin. Es ist nicht nötig, dies zu wollen, denn solches Wollen kostet nur Energie und blockiert den Vorgang der Selbstorganisation. Und selbstverständlich ist es völlig unsinnig, dies zu sollen.
Ich muss mich nicht verändern, ich soll mich nicht verändern, ich will mich nicht verändern: Ich verändere mich. Zu mir selbst gelange ich nicht mit Wollen, sondern mit Vertrauen. Selbstliebe kann man nicht wollen (oder gar irgendwie machen). Sie findet in uns statt, wenn wir uns dies gestatten, wenn wir den Mut aufbringen, o.k. zu uns zu sagen.
*
ich lasse es geschehen
und habe in mir das universum
*
auf dem weg
zu mir gehe ich seltsame wege
wenn ich stark genug bin
ihnen zu folgen
ohne ihr ziel zu kennen
dann
werde ich mich
finden
*
Selbstliebe
Erinnern
Wie kann die Erkenntnis von der Selbstliebe zur gefühlten und gelebten Wirklichkeit werden? Wie kommt man weg von "Ich bin nicht viel wert" und vom "Ich kann mich nicht leiden" und vom "Ich muss besser werden" und vom "Ich muss an mir arbeiten"? Wie kann ich mich lieben?
Vielleicht ruht bei einigen das Wissen um die Selbstliebe dicht unter der Oberfläche; und es wird lebendig, wenn es ausgesprochen und bewusst wird. "Ja, so fühle ich auch, eigentlich schon immer, nur fehlte mir der Mut, aber jetzt bin ich mir sicher, ich werde den Glauben an mich nicht wiederverlieren." Der Impuls reicht aus, um die Selbstliebe, die ja nicht wirklich verloren gehen kann, wieder fühlen zu können.
Für viele andere aber ist es nur eine schöne Idee, und sie sehen keine Möglichkeit, wie all das für sie Wirklichkeit werden kann. Ich habe viele Gespräche hierüber geführt, und meine Antwort ist stets etwa so: "Du musst Dich nicht bemühen, ein besserer Mensch zu werden, diesmal einer, der sich selbst liebt. Du bist doch schon ein richtiger Mensch, 100 Prozent, von Anfang an. Du bist o.k., mit allem, was in Dir ist."
Wer sich nicht liebt, der liebt sich nicht - jetzt nicht. Wer fällt, der fällt, und es gibt viele Steine und Fallgruben in dem weiten Land, das wir sind. Wir können dort laufen und springen, aber auch immer wieder stolpern und fallen. Solche Steine und Fallgruben kommen aus unserer Biographie, sie sind Zeugnisse unserer Vergangenheit und sie wirken in die Zukunft. Auch sie gehören zu uns, und auch wenn sie uns weh tun, so sind sie doch weder richtig noch falsch, weder gut noch böse, sie sind. Sie sind Teile von uns und wie alle Teile unseres Selbst stets sinnvoll.
Nachdem man in eine solche Fallgrube gefallen ist - sich nicht leiden kann, sich nicht vertraut, nicht an sich glaubt - kommt immer auch der Moment des Innehaltens. Früher warteten dort zusätzlich schlechte Gefühle. Aber das Innehalten öffnet auch dem Erinnern die Tore: Dass es so etwas wie Selbstliebe gibt, dass auch Steine und Fallgruben sinnvolle Teile von uns sind. Dass wir uns nicht verbessern, an uns arbeiten, uns erziehen müssen. Die Verbindung kann wiederhergestellt werden. Alle Fallgruben verlieren ihren Schrecken, wenn wir nicht länger schlecht von ihnen denken. Wenn die Benommenheit durch den Sturz nachlässt, können wir den nie wirklich abgerissenen Kontakt zu unserer Selbstliebe immer wieder aufnehmen: Wir besinnen uns auf uns selbst und darauf, dass wir uns lieben können, so wie wir sind.
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