Selbsterkenntnis und Eigensinn


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7.7 Geist- und Seele-Modelle

7 Wo und was ist Ich?


Was am Körper, seiner scheinbar objektiven Meßbarkeiten wegen, so schön sich in informationsgestützte triviale-Maschinen-Modelle verpacken läßt, das klappt an Geist und Seele nicht so einfach. Diese Modelle sind nicht so vordergründig zu objektivieren wie Körpergeschehen, wenn auch Neurowissenschaften, Psychologie und Psychiatrie große Anstrengungen dahin machen. Trotzdem haben Menschen in allen Kulturkreisen in allen ihren Zeitabschnitten, haben alle Religionen in allen ihren Zweigen Modelle von Geist und Seele entwickelt, lange vor den Hardware-Gläubigen und den Meßtechnikern.

Natürlich sind die guten Geist- und Seele-Modelle genauso solide informationsgestützt wie die Körper-Modelle. Nur, um diese Informationen über Geist und Seele zu gewinnen bzw. zu verstehen, muß man seiner Intuition vertrauen oder muß man sich ein mindestens ebenso langes und hartes Studium und Training zumuten wie ein Physiker, Chemiker oder Philosoph, Psychologe oder Mediziner, Psychiater. Vor allem, um fruchtbar für das Erlangen von Gesundheit zu werden, es läßt sich dieses Studium nicht an den Teilen anderer Leute betreiben, an Objekten.

Es ist ein steriler Pfad, die Eigenschaften zu erforschen, denen man unterstellt, den Objekten innezuwohnen. Objektivität ist ein beliebter Kunstgriff, der eigenen Verantwortung zu entgehen. Der Kunstgriff wird noch offensichtlicher, wenn von "Sachzwängen" geredet wird. Als seien es die Sachen mit ihren
realen Eigenschaften und nicht unsere Ansichten dazu, den virtuellen Gegebenheiten, die uns den Blick auf Möglichkeiten und Veränderbares verstellen.

Einstein sagte: "Die Theorie entscheidet, was man beobachten kann". Oder, praktischer, historischer: Die europäische Völkerkunde konnte bis ins 20. Jahrhundert rundum in der Welt nur Primitive finden und beschreiben. Das ist nicht nur Symptom für Chauvinismus. Es zeigt auch, wie jeder in den Spiegel schaut und sich sieht; was man nicht in sich weiß, kann man nicht entdecken. Aus der Unwissenheit II. Ordnung gibt es keinen Beweis für Nicht-Vorhandensein - "absence of evidence is not evidence of absence".

Neues eröffnet sich, wenn man statt dessen sich der Erforschung der Eigenschaften zuwendet, die im Beobachter der Objekte vermutet werden. Bis zur Entwicklung der Kybernetik und des Konstruktivismus verstieß dies gegen grundsätzliche Prinzipien des wissenschaftlichen Diskurses, die die Trennung von Beobachter und Beobachtetem gebieten. Die Unsinnigkeit läßt sich leicht demonstrieren: Wenn die Eigenschaften des Beobachters, nämlich die des Beobachtens und Beschreibens ausgeschlossen werden, bleibt nichts mehr übrig, weder die Beobachtung noch die Beschreibung. Quantenphysik machte das handgreiflich: Das Problem sind nicht die Dinge, nein, es ist das Sehen, genauer, es ist meine getroffene Wahl für
einen bestimmten Blickwinkel.



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