Wer nicht alt werden will, muss jung sterben – dummer Spruch, uralt (wie manches Dumme, ständiges Recycling).
Aber es ist schon spannend, sich zu beobachten beim älter werden. Erstmal stehen die anderen unter Beobachtung. An denen fällt mir vielleicht an Veränderung auf, was in meinem Leben und Erleben sich als völlig normal und unverändert anfühlt.
Meine Mutter pflegte zu sagen, das mit dem Altwerden habe so um und bei 50 angefangen – ab da sei alles für sie beschwerlich geworden; eine andere Generation mit anderen Erwartungen. Mit 50 hab ich mich frisch verliebt, da fing mein Leben erst richtig an.
Beschwerlichkeiten beobachte ich bei mir seit etwa 73. Da hatte ich eine Blinddarm-Operation und das brachte anderes mit sich. Ein Jahr lang hatte ich 5 kg mehr am Bauch hängen. Die Arme wurden kürzer bzw. der Abstand zu den Füßen länger; heißt, es wurde zur Übung, weiterhin die Socken stehend freihändig anzuziehen. Und dann das Übliche: Die Lunge wird im Alter kleiner und ebenso die Blase, Finger und Zehen neigen zum Auskühlen.
Spannend finde ich, dass sich im Kopf, in meiner Vorstellung von mir selber kaum etwas ändert. Da nehme ich mich eher als den 50-Jährigen wahr statt des Heutigen. Nur, was sagt das? Wer von den beiden ist der Realere? Was meint da „wahrnehmen„? Ist das nicht tatsächlich „wahrgeben“, nämlich dem, was ich mit den Sinnen erkenne, dem gebe ich meine Sicht dazu, meine ‚Mein‘-ung und Haltung. Oder ist es stärker, ja, ist eigentlich „wahnnehmen„, nämlich eher ein Wähnen, Vermuten, glauben wollen als Wissen. Denn, wer könnte der Oberschiedsrichter sein und sagen, was ‚wirklich‘ los ist?
Ich werde weiter berichten über meine Erkenntnisse von mir selbst und meinen Eigensinn.