Hubertus und ich haben herumgespielt. Ich wollte ihm zeigen, wie einfach es sich mit WordPress arbeiten lässt anhand einer Datei von seinem Stick mit derzeit unveröffentlichten alten Texten aus der früheren amication-website. Dann hab ich den PC ausgemacht und die Sache vergessen - bis ein Kommentar zur Genehmigung aufforderte, für einen Text den ich nicht kannte. OK, nun bleibt der Text drin UND ihr wisst, wo die Quelle ist. Derzeit bin ich dabei, die Texte in handliche Form zu bringen, so dass sie dann in einer eigenen FMK-Weiterführende-Texte-Website wieder zur Verfügung stehen werden.
Kirmes. Petra (12) ist mit mir im Raketenkarussell. Vor einer Stunde habe ich sie mit den anderen aus der Gruppe getroffen. Ich spüre, wie sehr ich noch ein »richtiger Erwachsener« bin. Ich merke, dass ich mich so benehme, wie es sich eben gehört, wenn man mit Kindern zur Kirmes geht. Als das Karussell abhebt und wir langsam aufsteigen, dann schneller werden – da sehe ich zu ihr und sie sieht zu mir: und es ist, als löse ich mich mit ihrem Lachen vom Erwachsenenstern, um mit ihr dorthin zu gleiten, wo sie und ihresgleichen leben – in ihre souveräne und fantastische Welt.
Eine Schaukel im Hinterhof. Ich bin mit Melanie (3) nach draußen gegangen. Sie will auf dem Sitz der Schaukel stehen. Ich rücke mir eine Kiste zurecht, dass ich nah sitze und zugreifen kann, wenn sie fallen sollte. Ich soll sie höher schaukeln. Ich bin sehr aufmerksam und konzentriert wegen der »Gefahr«. Für Melanie muss es sehr schön sein. Als sie sich wieder setzt und sich weiter schaukeln lässt, sieht sie mich an – und sie lacht und ist glücklich. Wir sehen uns durch und durch an: sie ist befreit, seit einer Stunde sind wir zusammen, und ich habe sie noch nicht gestoppt. Ich spüre, wie sie hier – beim Schaukeln, wie sie es will – zu sich kommt, wie sie mir ihr Innen zuwendet: »Ich kann die sein, die ich sein will. Du lässt mich Ich sein.« Sie lässt den Kopf nach hinten fallen und macht die Augen zu. Sie setzt sich wieder hin und sieht mich an und lacht. Ich bin glücklich, dass ich mich durch die Ängste der »Gefahr« durchgetraut habe. Ich kann ihr dort begegnen, wo sie jetzt gerade ist.
Es hat geregnet, die Wiesen und der Wald sind feucht. »Wer kommt mit spazieren?« Moni (11) hat Lust. Wir ziehen durch den Wald. Ich lasse mir von ihr zeigen, wie sie dies alles erlebt. Sie führt mich durch den Wald und zu den Blumen. Und sie führt mich zu einer Art des Erlebens zurück, die bei mir in Vergessenheit geriet. Wir überqueren einen Bach, und es ist, als betrete ich verlorenes Land. Die Blume, die wir von dort mitbringen, wächst wieder in mir.
Arnd (14) und Theo (15) haben das Auto gerollt, als ich gerade nicht da bin. Dabei stand die rechte Tür offen, sie stieß vor einen Balken und hat sich verzogen. »Die Tür geht nicht mehr zu.« Ich kann nicht gelassen reagieren, ich bin sauer. Aber sie sind so verdattert, dass ich schnell wieder zu dem komme, wie ich sonst bin. Ich denke an die Beulen auf dem Dach und daran, dass ich erwachsenen Freunden dazu gesagt habe »Souvenirs von den Kindern«. Genauso ist es doch mit der Tür! Oder mit ihren Schreibereien und Bildern innen unter dem Autodach. Ich gehe ins Jugendzentrum und hole ein Brecheisen. Ich biege die Tür zurecht, sie geht wieder zu, sieht aber etwas mitgenommen aus. »Ist es schlimm?« fragen sie. »Die Tür geht doch zu«, sage ich.
Ich treffe Alexander (5), Florian (6), Reinke (4) und Julian (4) am Kindergarten. »Was machen wir heute?« »Wir könnten mal in den Wald fahren.« Die Kinder kennen eine schöne Stelle. Jetzt sind wir mitten in der Stadt, und ich glaube nicht, dass sie den Weg finden. »Ich rufe bei euch zu Hause an und lass mir erklären, wo es ist.« Nein, sie wissen es selbst. Ich glaube es kaum, aber lasse mich drauf ein. Wenn wir woanders landen – na gut. Nach 20 Minuten sind wir da. Sie wussten genau Bescheid.
Ich repariere an meinem Auto rum. Yvonne (7) und Karina (7) kommen und helfen, Rost abzuschmirgeln. Es ist schönes Wetter. »Wenn ihr Lust habt, fahren wir ein bisschen raus«, schlage ich vor. Sie haben Lust, und ruckzuck fahren wir los. Ich sage meinen Freunden Bescheid. Wir fahren zum Kanal und sehen den Schiffen zu. Ringsum sind Wiesen. Es ist warm und wunderschön. Sie erzählen von wichtigen Dingen, und ich habe Zeit zum Zuhören. Sie werfen Steine ins Wasser, sammeln Blumen, malen Bilder in den Sand. Wir haben uns getroffen und sind losgefahren.
Wir fahren ins Ferienhaus. Moni (11), Silvia (11), Claudia (12) und Jürgen (13). Ich bin neugierig, ob sie sich allein verpflegen können. Und ich habe auch keine Lust, für sie vier Tage lang zu kochen. »Wir fahren in den Supermarkt. Kauft euch, was ihr für vier Tage braucht.« Sie haben Geld mitbekommen und teilen es sich ein. Sie beraten sich, und ich berate sie ab und zu auch. Sie kaufen teils gemeinsam, teils jeder für sich. Die vier Tage machen sie es dann selbst: sich ernähren. Manchmal koche ich etwas für sie mit, manchmal sie für mich. Wenn sie sich allein ihr Essen machen und dann zufrieden essen, dann finde ich sie sehr souverän.
Ich stehe am Auto. Ricky (11) kommt mit einer Krach-Pistole auf mich zu. Er schießt, es ist riesig laut und dröhnt mir in den Ohren. »Hör auf, ich kann‘s nicht ab!« fahr ich ihn an. Als er wieder schießt, schrei ich ihn so laut an, wie ich kann – er »fliegt« ein paar Meter weg. Ich bin wütend, setze mich ins Auto und fahre eine Runde. Dann bin ich wieder ruhig »und werde ihm dieses Ding wegnehmen, wenn er noch mal auf mich losgeht«. Als er mich sieht, entschuldigt er sich. Ich merke, dass er mitbekommen hat, dass ich angemacht war. Mein Gefühl hat ihn erreicht, und wir verstehen uns wieder.
Melanie (3) ist mit mir im Kaufladen. Sie streicht um die Regale. Die Verkäuferin erwartet von mir, dass ich sage, was das Kind will. Ich sage nichts, gehe hinter Melanie her und lasse sie tun, was sie tun will. Wir kommen hierhin und dorthin. Ich bin neugierig, was sie sucht. Aber ich frage sie nicht. Ihr Suchen ist ein feines Netz, und meine Fragerei könnte es zerstören. Sie weiß, dass ich da bin, und wenn ihr danach ist, wird sie mich zu Hilfe holen. Dann landen wir am Eingang, bei der Eistruhe. Melanie will ein bestimmtes Eis. Ich verstehe nicht, welches. Aber ich sehe die Auswahltafel, löse sie vom Haken und halte sie ihr hin. Sie zeigt auf das Eis. Ich kaufe es ihr und mir auch eins. Wir setzen uns auf den Bordstein vor dem Geschäft und essen Eis. Ich nehme ihr Papier und bringe es weg. Sie sieht mir zu. Wir haben keinen Satz miteinander gesprochen, doch wir verstehen uns und wissen um uns.
lieber jans
Zitat : „ Wir haben keinen Satz miteinander gesprochen, doch wir verstehen uns und wissen um uns. “
JA … so ein „miteinander-mit-sich-selbst – im einklang- sein“ ist einfach wunderheilsamzaubervoll … und manchmal geschieht es mir dass so ein beglückendes „ synchronschwingen “ mit einem anderen lebewesen auch jenseits von zeit und raum aufleuchtet … und ich lasse mich leise lächelnd in diese lebendige stille harmonie hineinfallen und davontragen …
doch JETZT will ich auch in worten mit dir teilen was mich noch besonders angerührt hat an deinen „erwachsene-kinder-welten-verbindenden –sternschnuppen-brücken“
Zitat : „Ich biege die Tür zurecht, sie geht wieder zu, sieht aber etwas mitgenommen aus. »Ist es schlimm?« fragen sie. »Die Tür geht doch zu«, sage ich “ …
Diese „ es geht doch ! – stimme “ in mir kenne ich gut …
auch angesichts einer scheinbar offensichtlichen „ aber-ich-kann-doch-NICHT-gehen !-realität“ er-höre ich sie nun immer häufiger … und lasse mich in erstaunliche möglichkeiten mittragen …
Es geht sooooooviel wenn ich mich nicht selbst durch meine vorstellungen von dem was unmöglich scheint einschränken lasse …
Halbseitige lähmung oder verzogene autotür … ?!?!? .. JA ! … UND ?
Es ist WAS es ist sagt die realität …
Es ist WIE es ist sagt die liebe … die ich bin !
Es liegt an mir zu wählen … und die macht und die freiheit bewusst in meinem sinn zu nutzen ebenso …
Die macht ist mit mir ! 😉 … die macht ist in uns 😉
Danke jans für deine “ ja-di-ritter-geschichten “ !
Alles liebe
christa