Dein Schmerz

Hubertus hat in den hunderten von "Weiterführenden Texten", die in der vorigen Version http://www.amication.de/ noch sichtbar waren, viele Perlen amicativer Sicht versteckt. So auch die Folgende. Ich hatte, angeregt durch Byron Katie, darüber geschrieben in https://www.selbsterkenntnis-eigensinn.de/015_wir-syndrom_und_herrschaft.html

»Du tust mir weh« – wir haben von klein auf zu glauben gelernt, dass dies überhaupt geschehen kann. Und dass wir diejenigen seien, die den anderen Schmerz und Betrübnis bereiten. Doch wir schneiden auch das »Du tust mir weh« als einen Marionettenfaden ab. »Du tust mir weh« geht in Wahrheit überhaupt nicht zwischen Menschen!

»Du tust mir weh« schiebt dem einen die Zuständigkeit und Verantwortlichkeit für das Wohl des anderen zu. Zuständig und verantwortlich bin ich jedoch stets für mich selbst, niemals kann dies ein anderer für mich sein. Wenn es in unserem Umgang ein »Du tust mir weh« gibt, zeigt dies, dass wir einander zu entmündigen gewohnt sind und dass in komplizierter Weise der Entmündigte (der Zuständigkeit für seinen Schmerz nicht mehr bei sich sieht) den anderen unterdrückt, indem er ihm die Sorge für sein Wohl aufbürdet.

Wir haben gut gelernt, auf das »Du tust mir weh« blitzschnell zu reagieren: mit Verteidigen, mit Wiedergutmachen, mit Beschwichtigen, mit Entschuldigen, mit schlechten Gefühlen und schlechtem Gewissen. Unumstößlich war, dass wir tatsächlich dem anderen etwas getan hatten und dass die Idee »Der eine kann dem anderen weh tun« eine korrekte Idee sei.

Es ist jedoch ein jeder für sich selbst zuständig. Wenn ich etwas tue, ist dies vor mir, dir und der Welt verantwortet. Da ich mich liebe, ist mein Tun immer ein sinnvolles und letztlich Liebe ausdrückendes Tun. Dies bedeutet nicht, dass es von den anderen stets als Glück erlebt wird! Mein sinnvolles Tun kann durchaus für andere Schmerz bedeuten. Aber es gilt zu merken, dass die Schmerzerfahrung über mein sinnvolles Tun die Erfahrungsrealität des anderen ist, nicht etwas, für das ich zuständig bin. Du könntest in der Tat ja auch anders als mit Schmerz reagieren, etwa mit Erstaunen, Belustigtsein, Gelassenheit, Anteilnahme, Sorge, Spaß, Glück, Zufriedenheit usw. als ausgerechnet mit Schmerz. Ich tue nur Sinnvolles, jederzeit das Beste. Wenn du darauf mit Schmerz reagierst, ist dies sicher deine korrekte Reaktion – aber es ist deine Reaktion und nichts, was ich mir anstecken müsste.

Wenn wir den Schmerz des anderen so ansehen, verwischen wir nicht die Zuständigkeiten. »… so halte ihm auch die andere Wange hin« – wo der eine mit Schmerz reagiert und sich hüten würde, einen zweiten Schlag abzubekommen, ist der andere so stark, die Not des anderen (die sich hier in körperlicher Attacke äußert) therapeutisch mit seinem Körper aufzufangen. Ob du mich als Schmerz oder Glück erfährst, ist nicht meine, sondern deine Sache.

Statt »Du tust mir weh« wäre es korrekter zu sagen »Ich erlebe dich schmerzvoll«. Damit würde die Zuständigkeit klar ausgedrückt. Aber solche Redewendung ist völlig unüblich – und es ist nicht verwunderlich, dass unsere Sprache solche Differenzierungen kaum kennt. Doch es kommt natürlich nicht auf die Worte an. Wichtig ist zu wissen, dass ich immer für mich selbst zuständig bin, auch, wenn andere mit mir umgehen, auch, wenn andere von mir als schmerzvoll erlebt werden. Dass eine solche Sicht geradezu revolutionierende Konsequenzen für unsere Beziehungen hat, liegt auf der Hand.

Wenn ich erlebe, dass durch mein Tun jemand in Schmerz gerät und ich mich nicht in Zuständigkeitsdebatten und Schuldzuweisungen verlieren muss, sondern genau weiß, was mir zukommt (Liebe zu strahlen) und was dir zukommt (diese jetzt als Schmerz zu erleben), dann habe ich auch Kraft, mich dir zuzuwenden – deinem in dir lebenden Schmerz. Und du könntest erfahren, dass ich dich liebe – was wiederum deinen Schmerz lindern wird.

Hingabe, Anlehnen

Heute morgen, so zwischen Tag und Traum, kamen mir die Worte Hingabe, Anlehnen in den Sinn. Ich habe schon vielen die breite Brust zum Anlehnen zur Verfügung gestellt – aber jemals ich bei anderen mich angelehnt? Ein Schreck, ein Schock – um Himmels willen, ich doch nicht. Ich war schlagartig hellwach. Hermann wurde auch sofort wach; sonst wie ein verschobener Wirbel zwischen den Schulterblättern, jetzt generalisiert von Schulterblatt zu Schulterblatt.

Hermann kenne ich seit Jahrzehnten, mit Namen erst seit der letzten Ostheopathiesitzung. Da habe ich diesen Schmerz mit Werkzeugen des Fokussing dingfest gemacht – mein Trotz, und dahinter eine Riesen Angst, meine Urangst. Hasselmann/Schmolke beschreiben in dem Buch „Die sieben Archetypen der Angst“ u.a. den Autonomen. Bis auf die Eifersucht, die mir nur als Lesefrüchtchen bekannt ist, finde ich mich dort treffend beschrieben. Kürzlich, zum 81. Geburtstag, schenkte mir HPZ ein Radix-Reading – dort hörte ich dann auch astrologisch das ganze Programm des Autonomen.

Da ich in den Münster-Jahren Eutonie, Feldenkrais und viel Körper-Psychotherapie gemacht habe und auch seit den 80ern eine kleine Lockerungsgymnastik nach jedem Aufstehen mache, gelte ich bei Körperarbeitern, Physiotherapeuten, Ostheopathen als ‚unglaublich durchlässig‘. So sind die von Hasselmann für den Autonomen aus dem Muster beschriebenen körperlichen Schäden bei mir verschwunden – bis auf Hermann. Doch den kann ich heute einladen – und er folgt jetzt auf Zuruf – in die hellen, warmen Hallen meines Herzens, wo er mich, den erwachsenen Jans, aufpassen lassen mag auf ihn und auf Jans, das Kind, das er beschützen wollte. Leider leben diese Verhaltensmuster außerhalb von Raum und Zeit und merken daher nicht, wenn ihre damals überlebenswichtige Funktion heute zur Bürde werden kann.

Spannend, ich hab den ganzen Vormittag über diesen Text nachgedacht. Jetzt ist mir das alles entfallen. Das wird wohl ein paar Anläufe brauchen – Hingabe, Anlehnen, offenbar ein heißes Thema für mich.

Nächster Versuch, 17-02-28

Kenne ich Hingabe, Anlehnen? Hmm, kaum. Vielleicht gerade jetzt. Seit diesem Tag nach Weihnachten kümmert mich immer weniger das Demnächst, Bald, Gestern, Damals. Immer mehr das Jetzt. Morgens wache ich hungrig auf, freu mich aufs Frühstück, freu mich, da am Tisch zu sitzen mit all den leckeren Sachen vor mir, meine Liebste mir gegenüber, in diese Augen zu schauen, diesen berückenden Schwung ihrer Lippen , ihres Gesichts zu sehen, ihr Lachen zu hören. Gerade jetzt zieht eine Schneewolke über das Haus – es ist dunkel, denn wir haben schon Aprilwetter – eine ganz besondere Stimmung; jetzt pladdert Regen aufs Glasdach und glänzt im goldenen Sonnenlicht. Mir kommen viele Gedanken, die geschrieben sein wollen, jetzt. Das könnte etwas davon sein: Hingabe an mein Leben, jetzt in diesem Moment.

Und das Große und Ganze? Alltagsphysik, Alltagschemie? Klar, natürlich weiß ich mich eingebunden in all die Gesetze, die ich mal gelernt habe: beim Gang durch die Einkaufsstraße weiß der Blick in die Spiegelung der Schaufensterscheibe was ich da sehe – Einfallswinkel = Ausfallwinkel. Falls ich stolpere, falle ich nach unten, nicht seitlich oder nach oben. Wenn ich eine Banane esse geht der Urin-pH nach oben ins basische, nicht ins Saure. Völlig klar – ich weiß das ohne nachzudenken.

Stünde mein kleines Haus plötzlich im Mittelalter würde alsbald der Mob auflaufen und ich sofort als Zauberer verbrannt, wenn die Nachbarn sähen, wie ich morgens das Rollo hochziehe und dahinter eine große Glasscheibe erscheint, durch die sie sehen, wie ich zur Tür gehe und auf eine Fläche drücke und es sofort im Raum taghell wird.

Mit Reiki, Orgon, Od und ähnlichem hantiere ich seit Jahrzehnten ebenso selbstverständlich – mit dem Messer geschnitten, strömen lassen, verheilt – nach der beidseitigen, offenen Leistenbruch-OP im vorigen Frühjahr konnte ich am Morgen danach schmerzfrei lachen, husten, niesen. Ruft jemand an: ich hab hier nen tollen Auftrag, Abgabe morgen Früh 9:30, schick mal nen Reikistrahl. Nächster Anruf 9:35: Es hat wunderbar geklappt, ich hab in Kraft, Gelassenheit und Liebe, ohne Druck und Kontrolle mein Ding gemacht und eben zufrieden mit dem Werk und mir abgegeben und fühle mich immer noch frisch.

Warum sollte ich nicht genauso umgehen mit den Informationen, die uns seit Jahren zahlreiche Physiker, z.B. Görnitz, Dürr und Heim anbieten? Zur Kenntnis nehmen und einfach als wirkend wissen? Wissen, dass ich in dieser 4-dimensionalen Raumzeit nur in Teilen existent bin, Wissen, dass ich nur zu 4% aus dieser greifbaren Materie bestehe, dass 96% des Universums aus „dunkler Materie und Energie“ bestehen, heißt dunkel weil nicht von unseren Geräten detektierbar. Aber nicht so dunkel, wenn ich radiästhesistisch mute, metaphysisch fotografiere, schamanisch da hingehe – nicht nur ich, auch ich zusammen mit vielen meiner Freunde. Wissen, dass ich in einigen weiteren Dimensionen ebenso existent bin, z.B. der Heimschen 5. und 6. von Information und Organisation. Wissen, dass ich in diesem Ersten, dem Alleinen A und als Ganzen im Ganzen enthalten bin und dass Laotse recht hat „Wer über das TAO reden will, weiß nichts vom TAO“ – absurd, mein Gestammel hier. Ich kann ein wenig ahnen, wo ich Hingabe spüren könnte. Und das von mir zu meinen Mitmenschen?  Das wird wohl ein paar Text-Anläufe brauchen – Hingabe, Anlehnen.

Nächster Versuch, 17-03-01

Heute hatte ich zwei schöne Begegnungen. Zuerst eine lange Ostheopathiesitzung mit meiner Freundin Petra, wo es auch darum ging, den erschlafften Magen-Darm-Trakt wieder in seine rechte Spannung zu bringen. Sie kann mit den Händen sehen, wie sich die inneren Strukturen miteinander unterhalten und verändern; ich kann erzählen, was ich dabei im äußeren Körper wahrnehme. Und meist werfen wir uns zielsicher die Bälle und Stichworte zu. Beglückend und höchst befördernd. Wieder eine neue Facette von Hingeben und Annehmen.

Noch eindrucksvoller die Nächste: Meine Nichte, mit der mich ein langes, intensives Austauschen über unseren gemeinsamen Familienhintergrund verbindet, versuchte heute 3 x auf dem AB Kontakt, bis endlich ich sie erreichte. Was sie unbedingt vor meine Abreise zum Winter-Institut loswerden wollte, war ihr sichtlich nicht geheuer, viele Entschuldigungen, vielleicht übergriffig etc.. Hier die Story: Sie hatte kürzlich mit ihrer Heilpraktikerin telefoniert und von mir samt Diagnose erzählt. Frau HP, hellsichtig und anscheinend gut drauf in der anderen Welt, kenne mich seit 20 Jahren aus Nichtes Erzählungen. Ich konnte mich von Herzen bedanken für ihrer beider Mitdenken – das war für mich schon mal neu.

Weiter, im nächsten Anruf habe ihr HP eröffnet, sie sähe so gar nicht meinen Abflug, sondern eher eine gewisse Müdigkeit vor Auseinandersetzung mit Medizinern und Sterbenskrank werden. Als momentanen Satz empfahl sie mir „das Geschenk des Lebens nochmal annehmen“. Ich bin hingerissen: das entspricht doch genau, woran ich hier am Basteln bin, dieser Verbindung zum Hingeben, Anlehnen. Entsprechend habe ich mich bedankt und um herzliche Grüße an HP gebeten.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Nichtes Bedenken wegen übergriffig noch vor einigen Monaten, möglicherweise selbst vor Tagen, noch berechtigt gewesen wären. ‚Was mischt ihr euch ein in meine Angelegenheiten‘. Der Trotz des Autonomen hätte zugeschlagen, um sich vor der Grundangst, verletzbar zu sein, radikal zu schützen.

Ich bin sehr neugierig, wie dieser thread weitergeht.

 

Das Richtige tun

Der Sohn einer Freundin, gerade 18, gerade mit Führerschein, fuhr uns abends spät nach Hause. An jeder Kreuzung schien er etwas unsicher. Nun bog er eine zu früh links ab, obwohl er meinte, den Weg kennen zu müssen. Dann brach es aus ihm heraus: Er mache so viele Fehler – wir mögen bitte verzeihen, er schäme sich. Es nahm kein Ende. – Abgesehen vom Schämen (dazu sagte Alfred Adler in seiner Individualpsychologie: Schämen? Das ist nichts als die klammheimliche Freude, dennoch getan zu haben, was ich wirklich wollte); was muss dieser junge Mensch erlebt haben, dass er solchen Horror vor dem Fehler-machen hat?

Wir haben versucht, ihm nahe zu legen, dass wir, alle beide, schon tausende von Fehlern gemacht haben und dass jeder Fehler ein Fest sein könnte, weil sich dabei, nur dadurch, etwas Neues lernen lässt. Ida hat dafür eigene Zeiten in ihren Seminaren über Qualitätsmanagement: Fehler sind eine Chance, kein Versagen. (Natürlich ist das anders z.B. in der technischen Fertigung. Da gilt „Null-Fehler“ – Das Samsung-Gehäuse 1/1000stel zu klein und das Smartphone 7 ging in Flammen auf). Fehler, als Suchbewegungen, im normalen Alltag, sind unsere notwendigen Lebens-Hilfen, die nur wir selbst uns geben können. Ob er es hören konnte?

Woher kommt dieser Wahnsinn, stets das Richtige tun zu müssen/ wollen/ sollen. Wer ist der Oberbestimmer? Woher kommt diese Intoleranz gegen sich selbsr – und in so jungem Alter? Ich finde das fundamentalistisch, ähnlich Terroristen oder Pegidisten, die wegen ihrer Überzeugung vom richtigen Tun über alle Grenzen gehen. ‚Das Richtige tun müssen’ aber klingt mir ähnlich absurd wie die Pilatus-Frage ‚was ist Wahrheit?‘. Pilatus fragte das am Ende seines Verhörs mit Jesus. Er fragte das nicht, weil er anfing, sich für die Wahrheit zu interessieren, sondern weil er damit schon längst aufgehört hatte. Er fragte es abfällig, spöttisch, zynisch, vielleicht auch resigniert: Denn er kannte sie ja auch – Fundamentalisten gibt es zu allen Zeiten.

Aber es ist eine Grundfrage prall von polarer Dynamik, weshalb sie wohl schon vor 2000 Jahren Pilatus in den Mund gelegt wurde. Will ich diese Pilatus-Geschichte verstehen, muss ich zur Textquelle gehen, NT, Joh 18, 33 ff. Die zeigt mir dann  den harten Kern unserer FMK-Grundsätze, in den Worten seiner Zeit:

<<Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der Juden König? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir's andere über mich gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von hier. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es: Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.>>

In königlicher Selbstliebe, Vollwertigkeit, Selbstverantwortung, Souveränität, Gleichwertigkeit und Subjektivität sagt Jesus das. Er sagt das uns, damit wir es hören, verstehen! Ja, ich bin König, nicht Krieger eines Königs, nicht Priester eines Gottes, kein Knecht. Denn ich lebe aus meiner Wahrheit. Und jeder, der aus solcher Wahrheit lebt, der versteht das, kann das hören, spricht mit solcher Stimme. Und der Vertreter der äußeren Macht, der weltlichen, der politischen, des Mainstream, der Familienbande, beweist eben darin seine knechtische Haltung, dass er genau nicht hört, nicht versteht, dass er diese Art von Wahrheit nicht kennt, indem er die berühmte und von allen Knechten gern wiederholte Frage stellt: was ist Wahrheit (nämlich die welches Herren).

Wer als Fahranfänger sich verbieten will, Fehler zu machen, will sich verbieten, weiter zu lernen. Lernen ist ja nicht, etwas von anderen abzukupfern, Regeln zu kopieren. Lernen ist, ständig die Suchrichtung zu verändern, bis ich ein möglichst weites Spektrum meines Lebensraumes ausgemessen habe und das Ausmaß meiner Regeln finde.

Das Leben stellt mir ununterbrochen Fragen und nur ich selbst kann antworten, Selbstverantwortung. Ich wähle, welche Suchrichtung ich von den zahllos möglichen einschlagen will, meine Richtung, jetzt passend. Das ist meine richtige Entscheidung. So nur kann ich das Richtige tun. Nur so kann ich beim Fehler meine Entscheidung revidieren – lernen. Wenn ich Regeln von anderen kopiere, kann ich beim Fehler nicht wissen, ob ich oder wie ich diese Regeln möglicherweise falsch kopiert, falsch verstanden, falsch interpretiert habe. Das zu erkennen ist nur bei der eigenen Entscheidung möglich.

Wenn ich durch Zufall, Intuition, Erfahrung, Gewohnheit eine Suchrichtung eingeschlagen habe, auf der ich das gewünschte Resultat/ Ziel getroffen habe, dann war das richtig, hatte ich Rechtweisung, meine Wahrheit, mein Leben. Das Richtige tun; das richtige Tun.

Tja, und da stehe ich vielleicht auch gerade, Fahranfänger seit dem Tag nach Weihnachten, nämlich vor einer konkreten, völlig neuen Lebenssituation, einer Krebsdiagnose, samt der Information aus dem Internet “statistische Lebenserwartung ab Diagnose ca. 2 – 5 Monate“ – fast zwei sind davon rum.

Hey, eigentlich fühle ich mich so wohl wie an jenem Tag, wenn nicht besser. Denn seit ich aus der Diagnosemühle des Krankenhauses raus bin und mich mit meinen Mitteln zu einem Besseren unterstütze, nehme ich nicht mehr ab, nachdem allein die Woche im Krankenhaus fast 2 kg kostete.

Reminiszenzen – 2 –

Über Beziehungen, Kinder, Eltern
aus <https://www.selbsterkenntnis-eigensinn.de/iii_personaler_bezug.html> FREUNDSCHAFT MIT KINDERN - Heft 4 - 09/1982, S. 63f, "12.5. Jans (Beziehung Kind Eltern)"

Wie lernt man FREUNDSCHAFT MIT KINDERN? Die Frage geht an mir vorbei. Wer ist „man“? Und mit welchen Kindern? Ich weiß, wer ich bin und kann über ein Stück meines Weges berichten. Bei meinem ersten und zweiten Kind – ich bin Vater von vier Kindern, zwischendurch hatte sich als fünftes ein Pflegekind dazugesellt – hatte ich für den Umgang mit Kindern vor allem die Verhaltensmuster im Hinterkopf, die ich als Kind von meinem Vater lernte. Für viele Menschen ist er eine imponierende Persönlichkeit. Von ihm kriegte ich oft zu hören „Was man will, das kann man auch“ – ‚(Aber du willst ja nicht [was ich will])‘! Und das heißt tödliche Feindschaft und Krieg.

Als 18jähriger brachte ich mir autogenes Training bei und mich perfekt zu programmieren. Als 40jähriger, vor sieben Jahren, merkte ich, daß ich meine Programmierung, irgendwo im Hinterkopf, für meinen wahren Willen gehalten habe, daß ich den Jans, den Säugling, das Kind, den Jugendlichen habe vergessen wollen, zuprogrammiert habe, sitzengelassen habe, wo immer es damals für mich lebensnotwendig erschien.

Heute bin ich mir sicher, daß ich zu jeder Zeit und in jeder Situation mein Bestes für mich getan habe, wie kraus und anstrengend sich die damals gelernten Überlebenstechniken später und bis heute auch auswirken. Und ich bin gewiß, daß wohl die Vergangenheit festgelegt ist, das aber in jeder neuen Sekunde jetzt ich frei bin für neue Entscheidungen für die Zukunft, die sich hin auf zahllose Zukünfte verzweigt.

Mit viel liebevoller Unterstützung, die ich mir von vielen Menschen holte, konnte ich mich in die Keller der Erinnerung trauen. Manche waren hell und bunt, manche kalt und leer, in manchen saß das Kind ohnmächtig in der Situation, wo ich damals den Riegel vorgeschoben habe. Wieviel Energie hatte ich in immer sicherere Ketten und Schlösser investiert. Jetzt kann ich die Spannung von den Schmerzen von damals herausweinen, genauso das Zittern, das Toben, das Lachen herauslassen. Dabei ergibt sich, spontan, daß ich die alten Informationen unter neuem Blickwinkel auswerte.

Und das Kind, der Keller, die Ketten und Riegel? Ich muß sie nicht mehr von mir abtrennen. Sie sind ICH. Alle Energie, die ich jahrzehntelang aufgewendet habe, um mich an dieser Stelle zu unterdrücken, totzustellen, ist wieder freigeworden. Die Spannung aus der alten Situation ist abgeflossen. Sie hatte mich gehindert, alle neuen und nur ähnlichen Situationen wirklich neu und real zu erleben. Wo Panzer war, ist jetzt Leben. Dieses Leben mag ich heute und hier bestehen, nicht in der Zukunft, eingezäunt mit Damals.

Ich kann die Panzer meiner Kinder anschauen, wo ich ihnen Schmerz zugefügt habe, und ich kann mich einlassen auf ihre Offenheit, die sie mir vorleben. Das macht mir nur noch gelegentlich Angst. Und ich kann stehen zu Schmerz, Angst, Wut, Lächerlichkeit, die ich auch heute noch gelegentlich um mich verbreite, denn ich habe noch viele unerforschte Keller; Keller, denen ich durch die Freundschaft meiner Kinder immer näher komme. Und ich merke, wie sich in mir und um mich mehr und mehr Klarheit und Liebe ausbreitet.

Noch eines. Mein Vater imponiert mir nicht mehr, denn ich kann jetzt seine Liebe fühlen. Ich bin geborgen in der Liebe und Fürsorge auch meiner Eltern, aller Menschen, eben: Freundschaft mit Kindern.

Reminiszenzen – 1 –

Gestern besuchte mich Hubertus. Ich will ihn unterstützen, aus der früheren Amication-Website die vielen hundert Texte aus „Weiterführende Texte“ heute wieder zugänglich zu machen in eine neue Website <amicationreader.blogspot.com>.

Und dann hab ich ihn an meine Regale mit alte Papieren aus meiner Vorstandszeit bei FMK geführt. Wenn denn tatsächlich – wer kann es wissen – nicht mehr viel Zeit sein sollte, so will ich wenigstens etwas selber und vorher aufräumen. Wir haben alles in eine große Kiste gepackt und nun liegt es im FMK-Archiv – wo es schon immer hingehört.

Dabei zog er ein DIN-A4 aus einem Stapel. „Schau mal. Amicativ sterben – da hast Du schon 1983 dran gearbeitet“. Es war ein Flyer für die Teilnehmer eines FMK-Wochenend-Workshops. Meine damalige Lebensgefährtin Doris Lange *) und ich haben das angeboten. Ich erinnere mich vorallem an die Schafskälte im Frühsommer während der zwei Tage.

*) vgl. in <https://www.selbsterkenntnis-eigensinn.de/iii_personaler_bezug.html> FREUNDSCHAFT MIT KINDERN - Heft 4 - 09/1982, S. 64ff, "12.6. Doris (Gegen die Gegenunterdrückung)"

 

Amicativ sterben?

 

So ein Quatsch!

Wirklich?

Naja. was weißt du denn übers Sterben?

Mit meinem heutigen Bewusstsein hab ich das noch nicht erlebt. So weiß ich darüber, ganz praktisch, nix! Aber ich hab darüber viel gelesen und über das dann nachgedacht. Und ich war in schamanischen Reisen an dem Tor zum Großen Licht; das hab ich erlebt und über das hab ich auch nachgedacht.

Von Frau Käsmann, weiland ev.-luth. Bischöfin, hörte ich den Satz „ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“. Das gefällt mir. Das ist ein Blick in den Kern von Amicativer Lebensweise – wenn ich davon dieses ‚Gott‘ wegnehme; was nach dem Oberbestimmer der Adultisten klingt, einer personifizierten Entität, die alles geschaffen habe.

In den Wochenendworkshops zu den Anfangszeiten von FMK haben wir uns manchmal das Neue Testament hergenommen und seine ‚Frohe-Botschaft‘ auf FMK buchstabiert, z.B. meditiert über die Zeile „ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ und reingeschmeckt in dieses ICH.

Eckhart Tolle, in „Sei still, wisse, Ich bin Gott“ spricht davon, dass das einzige Wissen unser jetziges Sein ist und das „Gott“ ein unbekannter Grund des Seins ist. Nicht zwingend der der Schaffung einer höheren Entität. Nur ein unbekannter Grund.

Und von Mansur al-Halladsch (858–922), ein Perser, der die Geheimnisse des Sufipfades in aller Öffentlichkeit aussprach, stammt einer der bekanntesten Aussprüche eines Sufis: „ana al-Haqq“. Dieser Ausspruch lautet übersetzt „Ich bin die Wahrheit“, wobei Haqq nicht nur Wahrheit bedeutet, sondern auch einer der Namen Gottes ist. Somit kann man auch übersetzen: „Ich bin Gott“. Dies und sein provokantes Auftreten waren einige der Gründe, warum al-Halladsch schließlich als erster Sufi-Märtyrer hingerichtet worden ist. Neben anderen Sufis hat wohl Rumi am besten zum Ausdruck gebracht, dass „ana al-Haqq“ die konsequenteste Auslegung von der Einheit Gottes ist.

„ana al-Haqq“ – so verstehe ich meine Grundlagen amicativer Lebensweise, die 6 Sätze über den persönlichen Rahmen, diese Glaubenssätze. Und der gegebene Anlass, eine „Krankheit zum Sterben“, lässt alles Ausgedachte darin deutlich werden und kann es wegätzen.

„Ich liebe mich so wie ich bin“, auch wenn ich im Kopf der Bauchspeicheldrüse Anarchie probe, auch wenn die Statistik mir nahelegen will, dass die Lebenserwartung dann ab Diagnose noch 2 – 5 Monate betrage. Das ist was für die ‚Realisten‘, die nur glauben, was sie zählen, messen und wiegen können, die sogar den Statistiken glauben, die sie nicht selbst gefällscht haben – und ich weiß, was Statistik kann, denn in meinem Psychologie-Studium, an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster, musste ich das einige Semester lang bis zum TZ pauken – . „Ich liebe mich so wie ich bin“ ist konstruktive Weltsicht und existenzieller Lebenswillen und ist verkörpert in jeder einzelnen Zelle, auch jeder Tumorzelle, die ich ja auch bin. Und je tiefer das Bewusstwerden der eigenen Selbstliebe wieder erwacht, desto höher wird das Verständnis für die übrigen amicativen Grundsätze.

„Jeder Mensch ist von Anfang an ein vollwertiger Mensch“, und auch bis zum Schluss, wann und was immer das sei. Was wäre der Schluss? Wenn im Kopf keine elektrischen Ableitungen mehr möglich sind? Das widerlegt Dieter Nahm in „Ende der Dunkelheit“ auf überzeugende Weise mit der Sammlung von Protokollen terminaler Geistesklarheit und, wie mir ein Palliativ-Mediziner bestätigte, das erleben sie im Hospiz durchaus öfter. Wenn im Körper Atem und Herzschlag aufhören? Das widerlegt Burkhard Heim mit Berechnungen, die, angewendet auf alle bisher experiementell gefundenen Werte von Elementarteilchen, bis in die Nachkommastellen korrekt sind. Und warum sollte dann „Unsterblich in der sechsten Dimension“ dann nicht korrekt sein? Absence of evidence is not evidence of absence – sag ich den ‚Realisten‘. Und je tiefer das Bewusstwerden der eigenen Vollwertigkeit wieder erwacht, desto höher wird das Verständnis für die übrigen amicativen Grundsätze.

„Nur ich bin für mich verantwortlich!“, und das in doppelter Hinsicht: Nur ich und ich nur für mich bin verantwortlich; Kann es nur sein, aus existentiellen Gründen. Gerade, wenn ich noch nicht genau weiß, was mich in der Bauchspeicheldrüse zur Anarchie angeregt haben mag, ist das entscheidend. Wie könnte ich solche Verantwortung delegieren an einen Mediziner? Was könnte der tun außer das Anarchische abschneiden oder vergiften? Wäre das Selbstliebe? Wäre das Ausdruck meiner Vollwertigkeit? Und je tiefer das Bewusstwerden der eigenen Selbstverantwortung wieder erwacht, desto höher wird das Verständnis für die übrigen amicativen Grundsätze.

„Niemand muss etwas tun, dulden oder unterlassen“, auch nicht wegen einer Statistik, auch nicht wegen Gästen, die weinen und betteln und adultistische Vorschläge zu meinem Besten machen. Auch nicht wegen Menschen, die leider noch nicht erlebt haben, dass jede Sekunde im Jetzt das ganze Leben ist, dass es albern ist, die Einschränkung von Lebensqualität in Kauf zu nehmen, um wenigstens kalendarisch ein wenig länger zu leben. Und je tiefer das Bewusstwerden des eigenen Handeln-durch-Nichttun wieder erwacht, desto höher wird das Verständnis für die übrigen amicativen Grundsätze.

„Nichts und niemand steht über oder unter einem anderen“, wer könnte der Oberbestimmer sein? Dieser weiße Mann mit weißem Bart, den die Christen auf ihren Bildern darstellen, der jedenfalls nicht. Auch nicht die Flamme mit dem Schwert, was die Islamisten durch ihre Schrift-Bilder als Allah zeigen. Und schon gar nicht der Mainstream, der Chefärzte und Ernährungslehren anbetet.

Dann als der sechste Grundsatz „Jeder tut zu jederzeit sein Bestes für sich – unter Berücksichtigung der Informationen, die er hat, und der Regeln, die er zu deren Auswertung kennt. Und er verdient nicht, deswegen von irgendwem zurückgestoßen oder beschuldigt zu werden. Von niemand, auch nicht von sich selbst!“, der versteht sich nach dem Vorigen eigentlich von selbst. Wenn ich mich für das Sterbefasten entschieden habe, dann nicht, weil Sterbefasten die ultimative, die großartige Sache sein, sondern, weil ich dazu einiges an Information gesammelt habe, die in meinem Weltbild mit Regeln zu deren Auswertung zu solchem Entschluss führen. Jeder mag das anders sehen. Aber er/sie wird mich nicht hindern, es so auszuführen.

Dazu kann man dann wieder bei Varda Hasselmann blättern, die in „DIE SIEBEN ARCHETYPEN DER ANGST“ den Autonomen beschreibt. Darin erkenne ich mich wieder. Die Grundangst eines jeden Menschen ist Teil seiner seelischen Struktur und gleichzeitig ein kraftvoller Motor für inneres Wachstum. Anhand der genauen Beschreibung der sieben archetypischen Formen der Angst mit ihren Untertypen gewinnt der Leser ein Verständnis dafür, welche Wachstumsaufgaben ihm angesichts seines individuellen Angstmusters zufallen. So wird es möglich, die belastenden Gefühle in Kraft zu verwandeln.

Krank sein?

Manchmal werde ich gefragt, wie krank ich denn sei, oder, was ich gegen meine Krankheit täte. Da tun sich Weltbilder auf.

Ich bin nicht krank! Mir tut nichts weh, ich leide nicht.Ich habe durch die starke und schnelle Gewichtsabnahme manchmal Störungen in den Gehgewohnheiten, denn die Schwerpunkte aller Körperteile haben sich verlagert. Also sieht gelegentlich mein Gang von außen wie betrunken aus. Weniger Gewicht heißt auch weniger Muskeln; ich bin also insgesamt schwächer als gewohnt.

Ich habe, vorallem, keine schlimme Bauchspeicheldrüse. Ich bin auch Bauchspeicheldrüse, als integraler Bestandteil – als eine Ganzheit in der Ganzheit – dieses Körpers, der sich <Jans> nennt. Und dort habe ich mich zur Anarchie entschieden. Die übrigen Ganzheiten in diesem Körper tun ihren Job, wenn auch manchmal etwas angestrengt. Dann, z.B. wenn ich zuviel Fettes gegessen habe, legt der Darm für eine Zeit lang die Arbeit nieder.

So kann/will ich auch nichts gegen diese Anarchie tun. Denn damit täte ich etwas gegen mich, die Ganzheit. Und, natürlich, tue ich auch was für mich! Ich bin ja nicht lebensmüde oder suizidal.

Jahrelang habe ich manchmal den pH-Wert des Urin gemessen, der statistisch bei 7,34 liegen soll – der lag stets zwischen 4 – 6. Jetzt achte ich darauf, dass er gut über 7,5 – 8,5 ist. Wie mache ich das? Mittels Natriumhydrogencarbonat, vulgo: Kaiser Natron aus der Backzutaten-Abteilung beim Supermarkt, sowie Calziumchlorid und Magnesiumchlorid, vulgo: gemahlene Sangokoralle, aufgerührt in warmem Wasser. Jedesmal beim Pinkeln messe ich den pH-Wert und gebe entsprechend 1 oder 2 Mokkalöffel ins Wasser. Warum tu ich das? Ich las, Tumore lieben das saure Millieu und das basische dagegen garnicht. OK, also basisch.

Nachdem ich über die Jahre bei allen Arten von entzündlichen Prozessen gute Erfahrungen mit MMS gemacht habe, gebe ich mir das jetzt auch bei jedem Pinkeln, allerdings nicht wie bei vereiterten Zahnwurzeln im Bereich 10 – 40 Tropfen, sondern als Fertigmischung „CDL“ mit 100 – 150 Tropfen = 4 – 6 ml.Warum tue ich das? Chlordioxid geht auf alles Saure (z.B. Eiter, Tumore, Parasiten). Dort wird der Sauerstoff frei und oxidiert das Saure weg. Tumorzellen sterben dabei nicht einfach und werden nekrotisch, sondern sie leiten ihre Apoptose ein, ihren natürlichen Abgang.

Was sind die Folgen: Seit Beginn meiner Aufzeichnungen über das Gewicht nehme ich seit einer Woche nicht mehr ab. Konkret in Zahlen: Mitte Dezember wog ich um 78 kg. Das ging, bis Rückkehr aus dem Krankenhaus, Mitte Januar, kontinuierlich runter auf ca. 72 kg. Nun, seit 1 Woche, schwankt es zwischen 73 – 74 kg.

Aber ich bin noch nicht in Kontakt gekommen mit mir, als Bauchspeicheldrüse. Dazu hab ich einen 4 Std-Termin bei Andreas Winter vereinbart, Anfang März. Ich werde berichten.

Das Filterblasen-Dilemma oder Der Blick in die Fülle

Irgendwo schrieb ich im Früheren „Das kann dann wohl auch etwas peinlich werden, wenn ich mich selbst in meiner Filterblase bemerke – wo ich mich doch für einen aufgeklärten und abgeklärten Menschen zu halten gewohnt bin.“ Eine Leserin schrieb dann „ich wollte mich nur bei dir bedanken für alles was deine Worte und deine Geschichte bei mir bewirkt hat. Dieses Dilemma von dem du schreibst kenne ich nur allzu gut und rührt in mir ganz viele Zweifel an der Stimmigkeit MEINER Filterblasenwirklichkeit und meines demgemässen Verhalten aus“. Vielleicht ist es ja gar kein Dilemma, sondern meine Unentschiedenheit, wirklich zu meiner Wirklichkeit zu stehen, weil ich doch im Kontakt mit den Anderen bleiben möchte. Und der könnte blass werden, wenn ich dass zu 100% täte. (vgl. <http://www.goernitz.de/data/BewusstseinFFM-Templeton-tagung.pdf>. Von Görnitz gibt es zu den Alltagskonsequenzen aus Quantenphysik noch einiges an Verständlichem und Weiterführenden!). Ebenso wie Burkhard Heim hat auch Görnitz unter C.F. v. WEIZSÄCKER gearbeitet.

Wat lernt mich dat?

Ich kann mich entscheiden, wie ich in die Welt schauen will. Wähle ich den Blick in den Mangel oder den in die Fülle. Wertschätze ich dass ich, dieser Körper, toll funktioniert – bis auf die Tatsache, dass ein paar Zellen in der Bauchspeicheldrüse mal gerade Anarchie proben? Wertschätze ich, dass ich (noch?) hier bin oder schließe ich mich der Trostlosigkeit eines Gastes an, dass ich (vielleicht – wer weiß es wirklich?) bald weg sei.

Der Blick in die Fülle erscheint mir konstruktiver, lebensfreundlicher und, nicht zuletzt, gesünder!

 

Das bunte und vielfältige Leben

Hier schreibe ich über sehr Privates. Ich hoffe, die beschriebenen Situationen sind ausreichend anonymisiert, denn ich will niemand damit bloßstellen, verurteilen, gar wegen irgendwas beschuldigen, denn es gibt nichts zu beschuldigen. Nun, es könnte sein, ich stehe tatsächlich an der Schwelle des Todes – wenn ich mir Staistik zu eigen nähme. Aber hin oder Her, dort an der Schwelle wird es schnell weniger mit Nettigkeit. Nettigkeit ist die kleine Schwester der Lüge, warum sollte ich lügen, zumal ich schon als Kind gefunden habe, das lohnt nicht.

Ich will beschreiben, zuvörderst meine Missverständnisse, selbst wenn ich die manchmal nur beschreiben kann als das Tun Anderer, was dann wie mein Urteil klingen könnte. Denn mir scheint, es gibt eine Reihe von Menschen, die in ähnlichen Dingern stecken – es gibt nicht die Dinge, es sind unsere Urteile darüber, was uns beschwert. Ja, was mir früher physikalisch-philosophisches Theorem, „der aus den Axiomen logisch abgeleitete Satz“, erschien, wird immer mehr zur hautnah erlebten Wirklichkeit, nämlich dass die aus der Quantensuppe aufsteigende Realität der Möglichkeiten, die Alten nannten das z.B. die unwissbare Allheit Gottes, im Moment meiner Entscheidung, z.B. zu einer Meinung, gerinnt und zur Wirklichkeit wird, meiner Wirklichkeit – was ich als auf mich wirkend als die Wahrheit nehme. Und die ist unvereinbar mit Deiner oder irgendeiner anderen Wirklichkeit. Was uns verbindet ist Liebe – je nackter die Wirklichkeit wird, desto klarer die Liebe.

Ich hatte Besuch von einem lieben Menschen. Was hab ich erlebt und gelernt in/aus den fast 5 Tagen? 4 Tage war mehr oder weniger Streit. Doch bei Abfahrt des Gastes haben wir uns wie schon lange nicht mehr verbunden, in warmer Liebe verbunden gefühlt. Ich konnte all die Tage fast zu jeder Zeit sehen, dass seine, für mich gelegentlich unsäglichen Sprüche aus tiefem Herzen und tiefer Sorge kamen. Satz für Satz waren erkennbar eingebettet in die Traditionen, in die Wirklichkeit dieses Menschen – da gab es nichts Hohles oder Dummes. Dumm war nur, dass ich nicht all dieses Sprechen gestoppt habe, etwa: „Lass uns fest in den Armen halten und allen Schmerz aus Trennung rausweinen, alle Angst vor Sterben rauszittern, alle Wut aus der Endgültigkeit (stimmt das? Kann ich das beweisen?) von Trennung rausbrüllen, aber nicht darüber kluge Reden führen“. Diese klugen Reden sind nur Deine Meinung gegen meine Meinung, Deine Wirklichkeit gegen meine Wirklichkeit. Nur unsere Schmerz, Angst, Wut wären im Jetzt unsere gemeinsame Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit besteht nur aus meinen in 80 Jahren Leben gesammelten Informationen und meinen Regeln zu deren Auswertung. In Deinem Leben hast Du ganz andere Informationen und Regeln gesammelt. Deine und meine sind daher wenig kompatibel. Es ist sinnlos, darüber zu streiten.

Meine Grundlagen amicativer Lebensweise, die 6 Sätze über den persönlichen Rahmen, diese Glaubenssätze 1. „Ich liebe mich so wie ich bin“, 2. „Jeder Mensch ist von Anfang an ein vollwertiger Mensch“, 3. „Nur ich bin für mich verantwortlich!“, 4. „Niemand muss etwas tun, dulden oder unterlassen“, 5. „Nichts und niemand steht über oder unter einem anderen“, 6. „Jeder tut zu jederzeit sein Bestes für sich – unter Berücksichtigung der Informationen, die er hat, und der Regeln, die er zu deren Auswertung kennt. Und er verdient nicht, deswegen von irgendwem zurückgestoßen oder beschuldigt zu werden. Von niemand, auch nicht von sich selbst!“, bekommen, man glaubt es kaum nach über 40 Jahren des darüber Nachsinnens, noch mehr Körper, werden immer konkreter mein wirkliches Leben, jetzt.

Extremsituationen erzeugen wohl besondere Zustände. Ein Beispiel: Es ist schon erstaunlich: Da haben findige Statistiker heraus gefunden, dass die prognostizierte Lebensverlängerung durch ausreichendes Sporttreiben etwa der Zeitspanne entspricht, die die Sportiven dafür aufwenden müssten. Die, angeblich, durch Sport ausgeschütteten Endorphine – die Glückshormone – habe ich noch nie in den Gesichtern von sportlerischen Menschen entdecken können, nur mehr oder weniger verkrampfte Gesichter und Körper. Ich gebe zu, mein Motto von Jugend auf „Sport ist Mord – Massensport ist Massenmord“ mag nicht zielführend sein, oder der spitzige Satz „Treibe keinen Sport und Du bleibst gesund“ – doch der hat zumindest bei mir nur bis ins 80. gehalten.

Ein anderes Beispiel: Vor langen Jahren, nach meinem Auszug aus dem damaligen Familienheim machte eine gemeinsame Freundin mit mir einen Gesprächstermin. Ich schenkte Tee ein und sie wollte mir allen Ernstes klar machen, dass es doch nur ein wenig von Anpassung bedürfe, damit die Familie zusammen bleiben kann und die armen Kinder nicht als Quasi-Halbwaisen in der Welt stehen – und viel wirtschaftlicher sei es auch ohne 2. Wohnsitz. In dem Stil fast eine Stunde. Ich habe ihr freundlich und aufmerksan, meist schweigend, zugehört. Dann bin ich aufgestanden, habe mich bedankt für die tiefen Einblicke in die Philosophie einer besonders kirchennahen katholischen Familie und gesagt, dass ich mir das Gespräch nicht länger gedacht habe. Sie war entsetzt über meine Rohheit und fehlende Fürsorglichkeit. Ideen darüber, was mit Kindern passiert, die zwischen 2 Menschen leben, die eigentlich weg wollen, sowas kam ihr nicht.

Ein Stück weit stecke ich vermutlich auch in einer Extremsituation mit der statistischen Prognose, bei Pankreas-Tumor beträgt die Lebenserwartung ab Termin der Diagnose 2 – 5 Monate‘ – davon ist einer nun fast rum. Bis jetzt leben ich und meine Liebste, zumindest soweit ich das bei ihr beobachten kann, im Vergleich zu den Wochen vor der Diagnose unverändert gut, zufrieden und stressfrei. Wir leben allerdings bewusster im Hier und Jetzt und lachen oder weinen, wenn es ansteht und mit wem, wohl wissend, dass Statistik eben nur Statistik ist, Korrelation und nicht reales Leben. Also wissen wir, dass wir nichts wissen, schon gar nicht, wann der Abflug in die andere Wirklichkeit ansteht, in 5 Wochen, 5 Monaten oder 5 Jahren. Jedenfalls steht er an und dass wissen wir, seit wir uns vor über einem Viertel-Jahrhundert kennen gelernt haben, denn ich bin fast ebensoviel älter als sie.

Einige sehr nahe Freunde und unser Umfeld haben wir informiert. Es ist sehr spannend, wie diese Menschen reagieren. Manche können endlich eine Horrorstory aus dem Hinterkopf abladen; so die Geschichte von der Frau, die ihrem Ehemann die Scheidung androht, wenn er nicht alles Erdenkliche an Stahl, Strahl und Chemo gegen seinen Pankreas-Krebs verlangt. Faszinierend die Duplizität – gestern in der Hamburger U-Bahn, wird meine Liebste unfreiwillige Zeugin eines Gesprächs von zwei Frauen über die Krebserkrankung des Mannes der Einen, wo die Eine sagt „ich hab ihm klargemacht, wenn er nicht alles dagegen tut, zieh ich aus – ich hab meine eigene Rente“.

Eine Krankenschwester, als ich nachts auf den Fluren der Station mir ein wenig die Beine vertrete, beglückwünscht mich zu meiner Entscheidung zum Sterbefasten; ihre Mutter sei elendiglich verreckt während der 2. Chemo. Überhaupt erstaunlich, wie fast jeder eine Pankreas-CA-Geschichte aus seinem Umfeld zu berichten hat; ich wusste gar nicht, wie verbreitet das ist.

Unsere Freunde erweisen sich alle als Geschenk. Manche schenken auch ganz konkret, der eine eine tägliche Packung Fern-Reiki, die andere machte wöchentliche Ostheopathie-Termine. Und sagt „ich tu das für mich!“. Für alle ist meine Sterbefasten-Entscheidung eben typisch Jans und völlig klar. Wenn ich dann darauf hinweise, dass ich ja nicht weiß, ob ich später, schmerzverzerrt auf der Matratze, dann schreie „Herr Doktor mach mir das weg, abschneiden, ausbrennen“, dann wollen sie kommen und mich zum ursprünglichen Plan unterstützen. Danke, Ihr alle!

Aber es gibt auch Freunde mit Geschenken, wo ich doch einiges an Reflektion benötigte, das Gute darin zu erkennen. Dieses Gute habe ich oben beschrieben. Kürzlich kam jemand für ein paar Tage. Bei der Gelegenheit kamen mir die beiden Geschichte oben, über die statistische Relation von Lebenszeitverlängerung zur dazu erforderlichen Anstrengung (z.B. an Zeit) sowie die von der früheren Freundin mit ihrem biss­chen Anpassung, in den Sinn.

Um länger zu leben, brauch ich doch bloß ein bisschen anders als in den 80 Jahren davor zu leben: voll vegan – für mich geschmackloses Gemüsezeugs essen. Ich werde nicht für einen Handel mit dem Universum um einiges an Mehr-Zeit mein Leben unfroh machen. Dieser Mediziner-Spruch, der Patient muss erstmal sein Leben umkrempeln und das fängt an mit strikter veganer Kost, ist verbreitet, ist bewährt, wirkt auf viele positiv – und ist für mich Ausdruck der tollen Placebo-Wirkung, auf der gute Behandlung basiert. Ich glaube allerdings, tatsächlich ist das Ausdruck von 2000 Jahren Christentum: die sündige Seele, denn Krankheit zeigt Sünde an, muss zuerst ins Fegefeuer, ins Purgatorium, danach erst kann es weiter zum Himmel der Heilung gehen.

Leider hab ich, etwas unachtsam für Alltagsdinge, wie ich, möglicherweise aus gegebenem Anlass, in letzter Zeit machmal bin, dann noch ein weiteres Fass aufgemacht, als ich beim Gang über den Wochemarkt köstliches frisches Sauerkraut fand und gleich noch das für mich Übliche ‚Alles-vom-Schwein‘ dazu kaufte, samt einem Beutel Buntes für den veganen Gast. Da war sie wieder, meine in der Familiengeschichte verbürgte Rohheit und fehlende Fürsorglichkeit: ich mach mir was schrecklich Ungesundes (Schweinernes auf die angegriffene Galle) und lass den kranken Gast allein mit einem Beutel rohen Gemüses.

Das mit dem Ungesunden könnte stimmen. Und. Die Seele spricht zum Körper „Sag Du’s ihm, auf mich hört er nicht“; in zweifacher Sicht, nämlich zum Schwein, und auch‚ „wenn du dir solche Gespräche reinziehst ohne sofort klare Kante dagegen zu setzen, dann hör ich auf, sowas zu verdauen“, heißt, der Darm stellte die Peristaltik ein und ich musste im Laufe der Nacht all das Leckere und wohl einiges mehr in 3 Anläufen rauskotzen. Und in der Folgenacht noch mal. Ab Tag der Abreise war es damit vorbei. Ich fühle mich so gesund wie vor jenem Tag nach Weihnachten – OK, OK, ich hab seit letztem Frühjahr von dem mehr als 60 Jahre Standard-Gewicht 87 ±2 Kg abgenommen auf 73 Kg. Aber nach der Kotzerei erstmals um 1 Kg zugenommen!