Selbsterkenntnis und Eigensinn


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8.10 Aufmerksamkeit und Vergeben

8 Wer antwortet?


Anstatt mich und andere ändern zu wollen, versuch ich es doch mal mit dem Verzeihen, mir selbst verzeihen - "obwohl ich diese xxx habe/bin, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin" - und anderen verzeihen. Und wenn ich jemandem nicht verzeihen kann (weil mein Ego es nicht zulassen will), dann kann ich den Heiligen Geist in mir bitten zu verzeihen. Ich bitte also eigentlich mein höheres Selbst, anderen und mir selbst zu verzeihen. "Gott ist die Liebe, in der ich verzeihe", heißt es im
A Course in Miracles.

Mir selbst verzeihen, heißt aber, mich selbst akzeptieren. Schluck! Dann müßte ich mich ja von einem alten Freund verabschieden - der Selbstkritik - Bruder Skorpion. Wenn ich mir all das vorstelle, was ein gutes Verhältnis zu mir selbst verhindert, dann sehe ich, gleichsam als Hintergrund aller meiner Probleme und alles andere überragend, einen Skorpion, der den Schwanz über den eigenen Rücken gekrümmt hat - bereit, sich selbst zu stechen. Das ist die schon früh als Kind den Erwachsenen zuliebe gelernte Kritiksucht gegenüber mir selbst, mit der ich mich fertigmache, mit der ich mich unliebenswürdig finde, das Grundgefühl hinter allen anderen Problemen, die ewigen Klagen gegen mich selbst, die mich das Licht nicht sehen lassen - und die Wunder, die nur in diesem Licht zu sehen sind. Hmmm. Die härteste Nuß. Wird schon besser, aber immer noch die härteste Nuß. Leicht saures Gefühl im Magen, wenn ich nur daran denke. So fühlt sich das Gift an, das ich mir selbst gebe, wenn ich es schlucke.

Doch ich würde nicht starten mit der gängigen "Vergebung", zumindest versuchen, nicht mal solche kleinen Grausamkeiten zu denken, aus dem einfachen Grunde, das hatte niemals funktioniert, weder für mich noch für sonst jemand, den ich kenne. Eigentliche Vergebung [1] funktioniert ganz anders. Ich würde jeden bedauernden, schäbigen, vorwurfsvollen, verurteilenden Gedanken in meinem Kopf auf Papier schreiben und dann untersuchen. Und mach Dir gerade jetzt keine Sorgen um Großmut und Vergebung. Byron Katies Satz kommt mir in denn Sinn "Sie erzählten mir, ich sollte den Nächsten lieben wie mich selbst. Gut, das tat ich: ich haßte mich und also haßte ich meinen Nachbarn".

Für mich ist die in der Welt gängige Vorstellung von Vergebung ganz und gar nicht Vergebung. Für diese Welt ist Vergebung ein Akt "jemandes Verstoß gegen moralische Prinzipien oder Regeln des sozialen Verhaltens zu übersehen". Das deutet daraufhin, daß der Verstoß wirklich vorgekommen sei und daß die Person tatsächlich schuldig sei. The work und die Untersuchung erweist uns stets aufs Neue, daß wir nie wirklich wissen können, daß etwas wirklich wahr sei (außer vielleicht im eigenen Kopf), und erweist, wie etwas zu glauben uns dann fühlen macht. Die work über solchen Glauben kann uns dahin führen, was ich "Wahre Vergebung" nenne, die Erkenntnis "Kein Schaden wurde zugefügt und niemand ist schuldig".

Das ist riesig! Das führt uns zu der Erkenntnis, daß wir tatsächlich in einer schuldlosen Welt leben - außer für unser Denken, daß wir es nicht täten. (Und, glaubt es oder nicht, das schließt jeden Präsidenten der USA ein und jede ehemalige "Liebe meines Lebens", ohne Ansehung, wie schuldig mein Denken sie mir auch erzählen mag.)

Ich wünsche Euch allen das Beste und freue mich auf die Zeit, wenn Ihr seht, wie exakt diese Erfahrung zu Eurem höchsten Gut wird. Bis dahin bleibt dabei, Euch die vier Fragen zu stellen. Byron Katie sagte "Gott ist Liebe und alles ist Gott". Bis ich das in 100% der Zeit sehen kann, werde ich the work machen.

Eckhart Tolle schreibt in "Die Kraft der Gegenwart":
"... Aufmerksamkeit bedeutet nicht, daß du darüber nachdenkst. Sie bedeutet, das Gefühl einfach wahrzunehmen, es zu beobachten, es zu fühlen und es damit anzuerkennen und so zu akzeptieren, wie es ist.

Einige Gefühle sind leicht identifizierbar: Wut, Angst, Kummer und so ähnliches. Andere sind nicht so leicht zu erkennen. Das können vage Gefühle von Unruhe, Schwere oder Enge sein, irgendwo zwischen einem körperlichen Gefühl und einer Emotion. Es geht jedenfalls nicht darum, das Gefühl zu benennen, gar zu begründen, sondern darum, es so weit wie möglich ins Bewußtsein zu bringen, indem ich es erstmal zulasse, ohne es verändern zu wollen.

Es scheint, Aufmerksamkeit, wie auch immer sie erzeugt wird, ist der Schlüssel zur Transformation - und volle Aufmerksamkeit bedeutet auch Annehmen. Aufmerksamkeit ist wie ein Lichtstrahl - die konzentrierte Kraft deines Bewußtseins, das alles in sich selbst umwandelt.

In einem gut funktionierenden Organismus hat eine Emotion nur eine kurze Lebensdauer. Sie ist wie ein momentanes Kräuseln einer Welle auf der Oberfläche des Seins, die eine Veränderung bewirken will. Wenn du nicht bewußt in deinem Körper bist, kann dieses zum "Gefühl" werden und über Tage und Wochen in dir andauern. Oder es wird sich mit anderen Gefühlen ähnlicher Frequenz verbinden, die miteinander zum Schmerzkörper verschmolzen sind, einem Parasiten, der jahrelang in dir leben, sich von deiner Energie ernähren, dich physisch krank machen und dein Leben vergiften kann.

Richte also deine Aufmerksamkeit darauf, die Emotionen zu fühlen und prüfe, ob dein Verstand an altem Groll festhält, der diese Emotionen nährt. Das kann eine Schuldzuweisung sein, ein Vorwurf oder Selbstmitleid.

Ist das so, dann beweist das, daß du noch nicht vergeben hast. Dein Nichtvergeben richtet sich oft gegen eine andere Person oder gegen dich selbst. Genauso gut kann es sich gegen eine Situation richten, gegen eine Gegebenheit aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, die dein Verstand nicht annehmen will. Oder das Nichtvergeben bezieht sich auf die Zukunft. Das ist dann die Weigerung des Verstandes, Unsicherheit anzunehmen, zu akzeptieren, daß die Zukunft letztendlich jenseits seiner Kontrolle liegt.

Vergebung bedeutet, auf Groll zu verzichten und so das Leid loszulassen. Das geschieht ganz natürlich, sobald du erkennst, daß dein Groll keine andere Absicht verfolgt als dein falsches Selbstgefühl zu stärken. Vergebung bedeutet, dem Leben keinen Widerstand zu bieten - dem Leben zu erlauben, durch dich zu leben.

Dazu die Alternative ist Schmerz und Leiden, ein stark eingeschränkter Fluß der Lebensenergie und in vielen Fällen körperliche Krankheit. In dem Moment, wo du wirklich vergibst, hast du deine Kraft vom Verstand zurückgefordert. Nichtvergeben ist das eigentliche Wesen des Verstandes, so, wie das vom Verstand geschaffene, falsche Selbst, das Ego, nicht ohne Zwietracht und Konflikt überleben kann. Der Verstand kann nur Recht haben wollen. Der Verstand kann nicht vergeben.

Vergeben kannst nur du. Du wirst gegenwärtig, Du trittst in deinen Körper ein, Du fühlst den lebendigen Frieden und die Stille, die vom Sein ausgeht. Darum hat ein großer Lehrer vor 2000 Jahren gesagt: "Bevor du in den Tempel eintrittst, vergib!" ..."

Diese Gedanken von Eckhart Tolle erlauben, das menschliche Angewiesensein auf Liebe, Anerkennung, Wertschätzung und deren paradoxe, krankmachende Umkehrung neu zu denken und neu zu erfahren.

Vorschläge wie von Byron Katie und Eckhart Tolle gibt es einige, so z.B. die oben erwähnte Tipping-Methode der „Radikalen Vergebung“. Das ist eine ungewöhnliche Synthese aus psychologischer und spiritueller Arbeit. Sie unterstützt Menschen dabei, mit sich und der Welt in Frieden zu kommen. In im Newsletter vom 4. Feb. 2012 schrieb Tipping.org:

"Aus dem "Erste-Hilfe-Kasten" der Tipping-Methode: Die 4 Schritte zur Vergebung
Neben den grossen Themen in unserem Leben erleben wir oft kleine Ärgernisse und Dinge, über die wir uns aufregen (können).
Egal, ob uns gerade jemand den letzen freien Parkplatz weggeschnappt hat oder sich jemand an der Supermarktkasse vordrängelt: wir können uns immer entscheiden, ob wir das zum Anlass nehmen, uns aufzuregen/zu ärgern - oder ob wir einen anderen Weg wählen.
Hierbei sind die 4-Schritte zur Vergebung hilfreich.

Im ersten Schritt sagen wir zu uns: "Schau, was ich kreiert habe!"
Natürlich haben wir uns nicht selbst den Parkplatz weggeschnappt, aber das, was da "draussen" geschieht, hat in der Regel auch etwas mit uns zu tun...
Dies ist unser erster Schritt auf dem Weg zur Übernahme von Verantwortung für das, was in unserem Leben geschieht.

Zweiter Schritt: "Ich bemerke, dass ich urteile und liebe mich dennoch."
Wenn wir also den Übeltäter gerade kraftvoll als "Volldepp!" bezeichnet haben ist dies eine vertraute Beurteilung und Interpretation. Statt uns von unserem spontanen Gefühl abzuschneiden, erkennen wir diesen Teil bei uns an und bleiben so mit unserem authentischen Selbst in Kontakt.
Dritter Schritt: "Ich bin bereit, die Vollkommenheit in der Situation zu sehen."
Diese Bereitschaft ist der wichtigste Schritt. Wir ziehen die Möglichkeit in Betracht, daß das, was uns passiert - und uns gerade gar nicht recht ist!- in irgendeiner Weise vollkommen sein könnte und uns dient. (Wir müssen aber glücklicherweise nicht mit einer verständnisvollen Erklärung aufwarten - wichtig ist nur unsere Bereitschaft, eine Vollkommenheit zu vermuten.)
Vierter Schritt: "Ich entscheide mich für die Kraft des Friedens."
Die Vorstellung, das die Situation eine Vollkommenheit in sich tragen könnte, erlaubt es uns, gelassen und ruhig zu werden und wieder kraft- und friedvoll zu handeln.

Nutzen Sie diese vier Schritte, so oft Sie können.
Machen Sie sie zu einem Teil Ihres Bewusstseins.
Sie können Ihnen im Alltag eine große Unterstützung sein, Ärger und Streß zu vermeiden und mehr Frieden zu finden. Das gilt vor allem für die täglichen "kleinen Dramen" und für Situationen, die am besten sofort geklärt werden."









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