Selbsterkenntnis und Eigensinn


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13.2 "Wahnnehmen" oder die virtuellen Viren von W. v. d. Heuvel

13 Anhang

Diesen Anhang habe ich unformatiert gelassen. Wenn Sie ein wenig drin stöbern, so hoffe ich, dass Ihnen das den Geschmack für das Original gibt. Im Übrigen ist der sorgsam aufbereitete Text in der pdf-Datei <Download> auch zu finden. Jedenfalls sollte er nicht in den Tiefen des Internet verschwinden.


13 Anhang
13.1 "Wahnnehmen" oder die virtuellen Viren
Aus: http://www.muc.de/~heuvel/papers/virtuelle_viren_1.html
Copyright (c) 1996 William van den Heuvel. Updated:1999-07-03
(und etwas das Deutsche überschliffen von Jans Bonte, 23.01.2003)

Virtuelle Viren 1
William van den Heuvel
Es erben sich Gesetz' und Rechte
wie eine ew'ge Krankheit fort
Sie schleppen von Geschlecht sich zu Geschlechte;
Und rücken sacht von Ort zu Ort.
(aus "Faust" von J.W. Goethe)

Dieser Artikel berichtet von einem Virus, der wenig bekannt ist, aber trotzdem eine außerordentlich zerstörerische Wirkung haben kann. In der Medizin und Wissenschaft ist er scheinbar noch nicht erkannt und deshalb auch noch nicht erforscht worden. Dieser unbekannte Virus befällt aber unsere Psyche und treibt dort sein Unwesen. Er macht jedoch nicht nur unsere Psyche krank, sondern kann durchaus tödlich sein. Wie ist es möglich, daß so ein gefährlicher Virus bisher unerkannt bleiben konnte?
Das Heimtückische an dem virtuellen Virus ist, daß er im physikalisch/biologischen Sinne gar nicht existiert. Es gibt ihm nicht in der Natur. Er ist eher als eine Art Geist-Virus zu verstehen.
Der Virus bewegt sich in einer Wirklichkeit, die mit unseren Sinnesorganen oder mit wissenschaftlichen Instrumenten nicht wahrnehmbar ist. Um diesen Virus zu finden, müssen wir also in der Lage sein, uns in die andere Wirklichkeit zu versetzen. Diese andersartige Wirklichkeit ist der sogenannten "virtual reality" im Computer nicht unähnlich. Die virtuelle Wirklichkeit, die ich meine, befindet sich jedoch nicht im Computer, sondern in unserer eigenen Psyche. Hier wuchert der virtuelle Virus.
Um diesem unheimlichen Virus auf die Spur zu kommen, bedarf es einer neuen Art von Wahrnehmung; eben die virtuelle Art der Wahrnehmung. Um diese virtuelle Wahrnehmung von der realen Wahrnehmung unterscheiden zu können, werde ich sie 'Wahnnehmung' nennen. D.h. reale Dinge werden 'wahrgenommen', aber virtuelle Dinge werden 'wahngenommen'. Wir brauchen für die 'Wahnnehmung' keine neuen Instrumente, sondern eine neue Denkart, die dann zu einer neuen Deutungsweise führt... und das bestimmt, was wir wahnnehmen.
Mittels dieser Wahnnehmung also werden wir in der Lage sein, die virtuellen Viren zu erkennen. Ich werde zuerst versuchen, die virtuelle Sichtweise darzustellen und im Anschluß zeige ich dann, wie die virtuellen Viren zerstört werden.
Falls Sie noch weiter lesen wollen, möchte ich Sie bitten auf weiter zu klicken.
http://www.muc.de/~heuvel/papers/virtuelle_viren_2.html

Virtuelle Viren 2
William van den Heuvel
Inhalt:
13.1.1 Eigenschaften und Gegebenheiten
13.1.2 Realität und Virtualität
13.1.3 Wahrheit und Wahnheit
13.1.4 Körper und Geist
13.1.5 Hardware und Software
13.1.6 Wahrnehmungsmodus
13.1.7 Die Macht des Virtuellen
13.1.8 Das präsentative System
13.1.9 Das reaktive System
13.1.10 Der Irrtum
13.1.11 Das virtuelle Ich
13.1.12 Virtuelle Gefahren
13.1.13 Virtuelle Krankheiten
13.1.14 Virtuelle Viren
13.1.15 Virtuelle Immunität


13.1.1 Eigenschaften und Gegebenheiten

Die meisten Dinge sind nicht bloß materiell vorhanden, sondern sie haben meistens auch einen Zweck, eine Funktion, einen Nutzen, einen Sinn oder eine Bedeutung. Diese Qualitäten sind Attribute. Sie wurden von Menschen erfunden, vergeben, verliehen, zugeordnet und letztlich auch so empfunden. Es ist hilfreich, sich die Bedeutung des Wortes Attribut zu vergegenwärtigen. Es kommt aus dem Lateinischen attribuere: Das Verb 'tribuere' bedeutet, "geben". Ein Tribut ist also eine Gabe, und ein Attribut ist eine Angabe. Ein Attribut ist somit ein Merkmal, das buchstäblich angegeben wird. Als Übersetzung des Wortes Attribut ist deshalb "Gegebenheit" passender, als der allgemein verwendete Ausdruck Eigenschaft. Eine Eigenschaft bezeichnet nämlich ein physikalisch vorhandenes Merkmal. Das Wort Eigenschaft bedeutet buchstäblich: Was dem Ding zu eigen ist. Das Wichtigste an einer Eigenschaft ist, daß sie objektiv vorhanden ist; also unabhängig davon, wie der Mensch sie bewertet. Das steht im Gegensatz zu einer Gegebenheit, die ein subjektives, von uns vergebenes Merkmal ist.

Gegebenheiten sind somit Bewertungen wie z.B. nützlich, sinnvoll, schön, häßlich, gut, böse, faul, fleißig, ehrlich, verläßlich, dumm, gemein, treu, usw. Alle Meinungen, Interpretationen und Bewertungen über etwas sind Gegebenheiten. In der deutschen Sprache hat sich die ursprüngliche Bedeutung des Wortes 'Gegebenheit' im Laufe der Zeit verwandelt und sogar verdreht und wird jetzt als praktisch gleichbedeutend mit 'Eigenschaft' verwendet.

Eine Gegebenheit wird heute meistens als etwas, "das nun mal so ist", angesehen. Das aber kann nur von einer 'Eigenschaft' gesagt werden. Diese Verwischung der Begriffe hat jedoch zur Folge, daß man jetzt nicht mehr ausreichend zwischen Eigenschaften und Gegebenheiten unterscheiden kann. Der Unterschied ist aber wichtig, wie Sie gleich sehen werden.

Eigenschaften sind im materiellen Sinne vorhanden und können, im Prinzip, mit den Sinnesorganen wahrgenommen werden, oder sonst mittels Instrumenten festgestellt werden. Dazu gehören physikalische Eigenschaften, wie spezifisches Gewicht, Dichte, Abmessung, Temperatur und sonstige Eigenheiten.

Im Gegensatz dazu müssen Gegebenheiten subjektiv empfunden oder geistig erkannt werden, da sie vom Bewußtsein selbst zugeschrieben, zugeordnet, eingesetzt oder auf andere Weise angegeben ("attribuiert") wurden. Gegebenheiten können also nicht mittels Sinnesorgane oder Instrumente wahrgenommen werden, sondern müssen geistig wahngenommen (erkannt) werden.

Die Unterscheidung nach Eigenschaft und Gegebenheit ist wichtig, bedeutet sie doch, daß nur Eigenschaften physikalisch-materiell verändert werden können. Gegebenheiten dagegen erfahren ihren Wandel auf dem geistig-intellektuellen Weg. Wenn uns also eine Gegebenheit stört, dann liegt das meistens an unseren Bewertungen, d.h. wir müssen unsere geistige Haltung ändern. Das geschieht am besten durch Nachdenken und im Gespräch mit anderen, und weniger durch physischen Gewalt.


13.1.2 Realität und Virtualität

Die Unterscheidung zwischen Eigenschaften und Gegebenheiten ist eine alte Sichtweise, die ich jetzt wieder einführen möchte. Sie dient dazu, festzustellen ob etwas real oder virtual ist. Sie sind die nächsten Begriffe, die es zu überdenken gibt.

Das Wort 'real' ist auch schon lange bekannt. Es kommt vom lateinischen Res, was "Ding" bedeutet. Real ist kurz für 'resal' und heißt buchstäblich 'dinglich'. In diesem Zusammenhang ist 'dinglich' im materiellen Sinne zu verstehen (d.h. 'sachlich'). Real bedeutet also 'sachlich' und bezieht sich somit auf "Eigenschaften".

Das Wort 'virtual' ist ebenfalls nicht neu. Es heißt: effektiv oder wirksam. Die ersten drei Buchstaben "wir" in 'wirksam', ist das gleiche wie das "vir" in virtual. 'Virtual' heisst buchstäblich "wirklich". Die Effektivität bzw. Wirksamkeit kommt daher, daß etwas eine Bedeutung, einen Sinn, einen Nutzen, einen Zweck, einen Wert oder eine sonstige Gegebenheit hat, und deshalb auf uns eine entsprechende Wirkung ausübt. 'Virtual' bezieht sich also auf "Gegebenheiten".

Die Wirkung des Virtualen beruht auf Gegebenheiten, die gedanklich erfunden sind. Das ist etwas anderes als die Wirkung des Realen, die von Eigenschaften kommt. Die reale Wirkung von Eigenschaften ist nämlich chemischer oder mechanischer Natur. Sie wurden in den Naturwissenschaften ausführlich erforscht und beschrieben: Man nennt sie oft "Naturgesetze". Die virtuale Wirkung von Gegebenheiten ist jedoch keine Folge von chemischen Reaktionen oder mechanischem "Ziehen-und-Schieben". Hier ist keine Lokalität, wie die Physiker sagen, sondern eine grundlegend andere Art von Wirkung im Spiel. Die virtuale Wirkung von Gegebenheiten hat mehr mit Information und Bedeutung zu tun, und ist deshalb eine Folge der Wahnnehmung.

Der Begriff 'Wirklichkeit' könnte man ebenfalls nach real und virtual unterscheiden: Die reale Wirkung von Eigenschaften werden demnach "reale Wirklichkeit" genannt, während die virtuelle Wirkung von Gegebenheiten als "virtuelle Wirklichkeit" bezeichnet wird.

Die Unterscheidung von real und virtual ermöglicht es, uns den Begriff Virtualität als Gegenstück von Realität einzuführen. Eine Realität ist demnach ein Ding, das aus (objektiven) Eigenschaften besteht; eine Virtualität aber ist ein Ding das aus (subjektiven) Gegebenheiten besteht. D.h. eine Realität ist eine reale Wirklichkeit, und eine Virtualität ist eine virtuelle Wirklichkeit.

Virtualitäten sind also gegebene Tatsachen. Z.B. Staatsgrenzen und Staatsangehörigkeiten sind Virtualitäten, weil Staaten gedanklich erfunden wurden, jedoch in der Realität (physikalisch) gar nicht existieren. Sie existieren nur als Organisationsform in der Gedankenwelt des menschlichen Bewußtseins und sind deshalb als "virtuelle Wirklichkeiten" einzustufen. Ein Staat gibt es nur solange es Menschen gibt, die glauben, daß es ihn gibt. Staaten können auf Konferenzen geschaffen oder aufgelöst werden, ohne daß sich in der Realität etwas ändert. Das gleiche gilt auch für Firmen, Vereine, Kirchen und sonstige Institutionen: Sie wurden alle mittels Beschluß gegründet. Man kann sie höchstens mit Hilfe von Namen, Logos oder ähnlichen Symbolen als real erscheinen lassen.

Auch der sozialen Stand, wie verheiratet oder geschieden, ist eine virtuelle Wirklichkeit. Die Ehe ist eine Virtualität und keine Realität. Das Attribut 'ehelich' oder 'unehelich' ist ebenfalls eine Gegebenheit und keine Eigenschaft. Deshalb kann es in der Realität auch keine eheliche oder uneheliche Kinder geben; es gibt nur Kinder.


13.1.3 Wahrheit und Wahnheit

Anstelle von Realität und Virtualität, könnte man auch 'Wahrheit' und 'Wahnheit' sagen. Die Wahrheiten (Realitäten ) werden mittels unserer Sinnesorgane wahrgenommen, während die Wahnheiten (Virtualitäten) mittels unsere geistigen Sinne wahngenommen werden.

Das Wort Wahn ist vom altertümlichen Verb "wähnen" abgeleitet und bedeutet nichts anderes als denken. Das germanische Wort Wahn entspricht dem lateinisch-griechischen Wort "Fan", wie man es u.a. in "Fantom" und in "Fantasie" findet.

Wahn hatte früher eine andere Bedeutung als heute. Heutzutage ist dieses Wort mehr oder weniger gleichbedeutend mit "verrückt". Ein Wahn war ursprünglich jedoch nur etwas Gedachtes. Eine Wahnvorstellung im allgemeinen Sinne war demnach nichts anderes als eine gedankliche Vorstellung; sie mußte nicht gleich etwas Verrücktes sein. Sie konnte natürlich sehr wohl etwas verrücktes sein, aber das wäre dann ein Sonderfall.

Ich halte es durchaus für sinnvoll, das alte Wort 'Wahn' in seiner ursprünglich neutralen Bedeutung wieder zu aktivieren. Es ermöglicht uns nämlich, eine Art von Dualität zwischen Wahr und Wahn herzustellen (analog zur Unterscheidung zwischen Realität und Virtualität). Der Begriff Wahn bezieht sich demnach auf subjektive Gegebenheiten während Wahr sich auf objektive Eigenschaften bezieht. Oder anders herum gesagt; objektive Eigenschaften sind wahrlich und subjektive Gegebenheiten sind wahnlich.

Dadurch, daß das Verb 'wähnen' weitgehend aus der gewöhnlichen Sprache verschwunden ist, fehlt das Bewußtsein über den Wahn ebenfalls. Die Folge ist eine Verwirrung über Wahr und Wahn und es ist daher leicht möglich, daß gewähnte Gegebenheiten irrtümlicherweise für wahre Eigenschaften gehalten werden. Scheinbar ist das ein wirkliches Problem. Es werden nämlich erstaunlich viele religiöse, politische und soziale Überzeugungen für wahrlich gehalten (anstelle von wahnlich) und das kann katastrophale Folgen haben. Ich komme nochmals auf diesem Punkt zurück.


13.1.4 Körper und Geist

In der Philosophie gibt es eine bekannte Idee, die dem Konzept von Realität und Virtualität (bzw. Wahrheit und Wahnheit) sehr nahe kommt: nämlich die Theorie über Körper und Geist des französischen Philosophen Renée Descartes. Herr Descartes verwendete etwas andere Begriffe; er redete von räumlichen Dingen (Res Extensa) und von gedanklichen Dingen (Res Cogitans), aber vermutlich meinte er so etwas wie "körperlich und geistig" und das wäre das gleiche wie "real und virtual" (bzw. wahrlich und wahnlich).


13.1.5 Hardware und Software

In der Wissenschaft unterscheidet man manchmal nach "harte" Wissenschaft und "weiche" Wissenschaft. Die harte Wissenschaft, z.B. Physik oder Chemie, beschäftigt sich mit der physikalischen Realität, während die weiche Wissenschaft sich eher mit geistigen und sozialen Angelegenheiten auseinandersetzt.

In der Computerwelt gibt es eine ähnliche Unterscheidung nach 'Hardware' und 'Software'. Die Hardware ist das physikalische Gerät an sich und ist deshalb real; die Software sind die Programme.

Ein Programm ist kein physikalischer Gegenstand und ist deshalb nicht real; es ist eben virtuell. Der Unterschied ist reine Ansichtssache. Ein Techniker sieht den Computer meistens aus realistischer (technischer) Sicht, während der Programmierer eine eher virtualistische Betrachtungsweise hat.

Ein Computertechniker könnte zwar alles über die Technik verstehen aber aus diesem Blickwinkel könnte er niemals die Software verstehen, auch dann nicht wenn er die elektrische Spannung an jedem einzelnen Chip mißt und den Zustand jedes einzelnen Bits kennt. Um die Software zu verstehen, braucht man eine virtualistische Denkweise, wie beim Programmieren.

Aus der Sicht eines Programmierers sind die realen Aspekte eines Computers relativ belanglos. Während der Programmierer eher vom virtuellen Speicher spricht, kennt der Techniker nur die realen Speicherchips des Computers. Genau so sieht der Techniker normalerweise nur einen physikalisch vorhandenen Bildschirm, während der Programmierer in einem virtuellen "Fenster" (Window) arbeitet.


13.1.6 Wahrnehmungsmodus

Duale Begriffe wie Eigenschaft und Gegebenheit, bzw. Objektivität und Subjektivität, bzw. Realität und Virtualität, bzw. Hardware und Software, bzw. Körper und Geist usw. bezeichnen keine Dinge sondern Denk oder Sichtweisen. In der Philosophie redet man von Paradigmen.

Der Unterschied zwischen Realität und Virtualität ist nur durch wechseln von einer Sichtweise auf eine andere zu erkennen, d.h. es handelt sich um einen Paradigma-Wechsel bzw. eine geistige Umschaltung von einer Deutungsweise auf eine andere. Man könnte, in diesem Zusammenhang von einem "Wahrnehmungsmodus" reden. D.h. Körper und Geist, bzw. Realität und Virtualität usw. erscheinen uns als verschiedene Dinge, weil sie durch verschiedene Wahrnehmungsmodi gesehen werden. Das Wahrnehmungssystem erzeugt, abhängig vom gewählten Wahrnehmungsmodus, unterschiedliche Erscheinungen. Im späteren Absatz über das "präsentative System" komme ich hierauf noch zurück.

Sowie ein Computertechniker niemals die Software sehen kann (solange er nur die Elektronik anschaut), so würde auch ein Gehirnforscher den menschlichen Geist nicht verstehen können solange er nur an Neuronen denkt; auch dann nicht, wenn er vollständig über die biochemischen Prozesse im Gehirn informiert ist und die Zustände jeder einzelnen Synapse kennt. Das Problem liegt nicht so sehr in der Unvollständigkeit des Wissens sondern im falschen Wahrnehmungsmodus.

Unsere Ansichten bestimmen, was wir sehen und wie wir es sehen; deswegen heißt es auch Ansichten. D.h. was wir sehen ist weitgehend davon abhängig, was wir meinen, glauben und wissen. Der Begriff 'Ansicht' ist also wörtlich zu nehmen. Auch die Ideen, die wir gedanklich erfinden, führen zu neuen Deutungsweisen und Ansichten und somit zu neuen Wahrnehmungen bzw. Wahnnehmungen.

Die meisten Dinge haben sowohl Eigenschaften als auch Gegebenheiten: Sie haben also gleichzeitig reale und virtuale Aspekte. Man könnte es sogar wie eine Art von Kunst ansehen, die Dinge mit einem realistischen oder mit einem virtualistischen Blick wahrzunehmen d.h. von einem Paradigma (Wahrnehmungsmodus) zu einem anderen zu wechseln. Die Dinge könnten dann abwechselnd aus realer wie aus virtueller Sicht betrachtet werden. Jedoch reine Virtualitäten wie Gesetze, Rechte, Pflichten, Verkehrsregeln sowie soziale, politische und religiöse Vorstellungen kann man nur virtualistisch sehen (weil sie keine materielle Substanz haben). Niemand hat jemals in der Realität einen Staat, eine Ehe oder gar die Ehre gesehen. Diese 'Dinge' muß man glauben, denn sie befinden sich nur in der Wahnwelt des menschlichen Bewußtseins (wobei "Wahnwelt" im positiven Sinne, d.h. als virtuelle Wirklichkeit gemeint ist).


13.1.7 Die Macht des Virtuellen

Wie gesagt, das Wort "virtuell" beinhaltet die Bedeutung; 'wirksam' oder 'wirkungsvoll'. Aber wie kann etwas, das es in der Realität gar nicht gibt, überhaupt eine Wirkung haben?

Um zu verstehen, woher die Wirkung des Virtuellen kommt, ist es vielleicht sinnvoll, unser System (d.h. Geist und Gehirn, einschließlich Nerven, Hormon und Immunsystem) als aus zwei Teilen bestehend zu betrachten: Das eine ist das präsentative System, das andere ist das reaktive System. Das präsentative System erzeugt die virtuellen Präsentationen, das reaktive System erzeugt die realen (physiologischen) Reaktionen.

Das reaktive System kann die virtuellen Präsentationen "sehen" und reagiert dementsprechend. Die Reaktionen werden also durch die Präsentationen ausgelöst. D.h. das präsentative System kann mittels seines geistigen Vorstellungsvermögen, körperliche Reaktionen auslösen. Daher kommt die Macht des Geistes über den Körper.


13.1.8 Das präsentative System

Die virtuelle Präsentation könnte man sich als eine geistige Art von Anzeigetafel vorstellen. Diese Anzeige hat eine ähnliche Funktion wie ein Bildschirm am Computer. Die Präsentation erscheint auf einem geistigen "Schirm" wo sowohl reale als auch virtuelle Dinge gezeigt werden. Die realen Dinge (Eigenschaften) werden von den Sinnesorganen wahrgenommen. Sie kommen also aus der Realität, während die virtuellen Dinge (Gegebenheiten) bereits in unserem Bewußtsein vorhanden sind (sie wurden ja von uns selbst vergeben). Die virtuellen Gegebenheiten beeinflussen die direkte Wahrnehmung der Realität; sie fließen buchstäblich in die Wahrnehmung hinein. Wahrnehmung von Eigenschaften und Wahnnehmung von Gegebenheiten vermischen sich und bilden in unserem Geist ein virtuelles Bild. Dieses geistige Bild nun ist die "virtuelle Präsentation" wovon hier die Rede ist.

In dieser Präsentation spielt es keine Rolle mehr, ob etwas wahr oder wahn ist. Das reaktive System richtet sich nur nach der Erscheinung und kann nicht wissen, welche Anteile virtuell oder real waren.

Wie gesagt, Erdachtes, Gemeintes, Geglaubtes oder Gewußtes mischen sich in die Präsentation ein und deshalb haben wir keine reine Vorstellung der Realität mehr. Was in der Präsentation erscheint, ist weder Abbild der Realität, noch ist es vollkommen eingebildet es ist mehr wie ein Bauplan oder ein Stadtplan oder eine Landkarte oder eine andere Art von symbolischer Darstellung. Der Stadtplan ist keine Luftaufnahme, sondern ist eine symbolische Darstellung, die zusätzliche Informationen (wie Buslinien) enthält, die in einer Luftaufnahme nicht zu erkennen sind. Andererseits gibt es viele Dinge in der Luftaufnahme zu sehen, die auf dem Stadtplan nicht erscheinen, weil sie für diesen Zweck belanglos sind (z.B. Bäume in einem Privatgarten). Ähnlich verhält es sich auch mit unserer geistigen Vorstellung von der Welt, wo Bedeutungsloses weggedacht und Bedeutungsvolles hinzugedacht wird. Das Ergebnis hängt von der Bedeutung ab, die aber für jeden von uns unterschiedlich sein kann. Deswegen hat auch jeder von uns eine eigene Vorstellung der Welt.

Flugzeugpiloten verfügen über einen sogenannten "virtuality" Helm, der mit Monitoren ausgerüstet ist. Auf diesen Monitoren erscheint die reale Welt aber ergänzt mit virtuellen Gegebenheiten. D.h. sie sehen nicht nur die Landschaft, sie können z.B. auch den Luftweg sehen, der real nicht existiert. Außerdem werden markante Punkte in der Landschaft mit Namen versehen: der Name hängt in der Luft über dem Objekt. Der Computer macht es möglich. Die Piloten bekommen auch die "Grenze" ihres Luftraums eingeblendet. Die Videokamera zeigt das Bild der realen Welt und der Computer zeigt die virtuelle Grenze. Dieses Navigationssystem macht im Prinzip dasselbe wie unser eigenes (menschliches) präsentative System. Das Navigationssystem ist in gewissem Sinne eine Ergänzung zum menschlichen Präsentationssystem.


13.1.9 Das reaktive System

Das reaktive System ist vollständig davon abhängig was in der virtuellen Präsentation gezeigt wird. Wenn die Präsentation (Anzeige) stimmt, wird die Reaktion wohl auch richtig sein. Ist die Präsentation dagegen falsch, so ist die Reaktion wohl ebenfalls verkehrt.

Das reaktive System ist in einer ähnlichen Situation wie das Bedienungspersonal im Kontrollzentrum in einem geschlossenen Raum; die Leute sehen zwar die Anzeigeinstrumente, nicht jedoch die Realität selbst. Es wird davon ausgegangen, daß die Anzeigeinstrumente mit der Realität übereinstimmen. Das wird normalerweise auch der Fall sein. Streng genommen zeigen die Instrumente jedoch nicht die Realität an, sondern die Signale, die von den Sensoren kommen. Theoretisch bestünde immer die Möglichkeit diese Signale durch falsche Signale zu ersetzen. Die Anzeigeinstrumente würden dann die Realität verfälscht anzeigen. Die Realität kann dadurch verfälscht oder gänzlich vorgetäuscht werden, und das ist genau was unseres präsentative System auch macht; es simuliert die Realität. Das reaktive System kann nicht zwischen tatsächlicher und simulierter Realität unterscheiden; es reagiert nur auf das was dargestellt wird.

Ich habe gehört, daß das Bedienungspersonal in einem Raketen-Silo auf ihre Zuverläßlichkeit geprüft wird, indem von der Befehlszentrale eine Angriff simuliert wird: Die Befehlshaber wollen wissen, ob das Personal die Rakete in einem Ernstfall auch wirklich abschießen würden. In der ehemalige Sowjet Union hatte eine derartige Prüfung fast zu einer Katastrophe geführt. Das Personal hatte zwar auf den Knopf gedrückt, aber wenn die Rakete dann (versehentlich) wirklich startete, hatten sie den Betondeckel sofort wieder zurück gedreht; in der Folge explodierte die Rakete im Silo. Das 'unzuverläßliche' Personal hat dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit einen Atomkrieg verhindert und somit vermutlich vielen Millionen Menschen das Leben gerettet. Sie konnten für ihre Befehlsverweigerung jedoch nicht mehr belohnt werden, denn sie waren alle im Silo verbrannt. Aber zurück zum Thema...

Das reaktive System reagiert auf eine Simulation genauso, wie auf eine richtige Realität. In beiden Fällen hat die Reaktion eine reale Auswirkung, weil sie physiologische bzw. biochemische Reaktionen im Körper auslösen. Das reaktive System antwortet nämlich, indem es Drüsen veranlaßt Hormone auszuschütten. Welche Drüsen aktiviert und welche Hormone ausgeschüttet werden, hängt weitgehend davon ab, was in der Präsentation steht. Der physiologischen Zustand, in den das reaktive System den Körper versetzt, steht also in direkter Beziehung zum Inhalt der geistigen (virtuellen) Präsentation. Was immer man glaubt oder meint oder weiß, dementsprechend reagiert das System.


13.1.10 Der Irrtum

Das war ein vereinfachtes Erklärungsmodell dafür, wie Gedanken sich körperlich auswirken. Es ist zwar keine Erklärung im wissenschaftlichen Sinne aber es ist eine Betrachtungsweise, die es einem ermöglicht zu verstehen, wie leicht das reaktive System irregeführt werden kann, wenn man etwas für real hält. Etwas, das für real angesehen wird, hat eine sehr reale Wirkung, auch wenn es virtuell ist. Die Macht des Virtuellen kommt durch diesen Irrtum zustande. Manchmal ist so eine Irreführung nützlich, um bestimmte therapeutische Effekte zu erzeugen (z.B. durch Autosuggestion oder Hypnose). In manchen Kulturen, vor allem bei Naturvölker, werden "böse Geister" ausgetrieben, was eine wirkungsvolle Therapie gegen psychosomatisch bedingte Krankheiten ist. Andererseits aber können eine derartige Irreführung eher zu ernsten Konsequenzen führen, wie z.B. Mißverständnisse, Streit und Gewalt, bis zum Mord und Totschlag (und manchmal sogar zum Völkermord).


13.1.11 Das virtuelle Ich

Jeder kennt wohl das sogenannte Ich oder Selbstgefühl. Dieses "Ich" bin ich selbst. Das Selbst wird mit meinen persönlichen Qualitäten gleichgesetzt. Es gibt reale Eigenschaften wie Geschlecht, Größe, Gewicht, Haarfarbe, Hautfarbe usw. Aber es gibt auch viele virtuelle Gegebenheiten wie Name, Titel, Stellung, Nationalität, Beruf, Klasse, Status, Zuständigkeiten, Befugnisse und sonstige Wichtigkeiten.

Wie bereits vorher gesagt, Eigenschaften sind real und können daher wahrgenommen werden. Gegebenheiten aber muß man wahnnehmen (geistig erkennen). Beides zusammen ergibt im Bewußtsein eine Mischung, ein Konglomerat von realen Eigenschaften und virtuellen Gegebenheiten. Dieses Konglomerat ist nicht nur ein Konzept über mich selbst; es ist mein eigenes Selbst (d.h. ich bin das Konzept über mich selbst). Das Selbst ist ein Bild des Bewußtseins über sich selbst (Selbstbewußtsein) und muß deshalb als eine Art virtuelle Figur betrachtet werden.

Das Selbst existiert nicht im realen Sinne: Es ist ein virtuelles Wesen und ist deshalb nicht wahrnehmbar. So, wie der Computertechniker keine Software finden kann und der Gehirnforscher keinen Geist, so wird man auch sich selbst nicht finden, solange man in der Realität sucht. Um Virtualitäten wie sich selbst zu finden, braucht man eine virtualistische Sicht- und Deutungsweise. Man kann sich selbst also nur wahnnehmen.

Das virtuelle System zeigt Gegebenheiten, die von ihm selbst vergeben wurden. Es bezieht sich aber nicht nur auf sich selbst, es bekommt auch Rückmeldungen von sich selbst (durch s.g. propriozeptive Rückkopplung) und kann sich dadurch selbst anpassen. So können wir uns selbst als ein anpassendes, lernfähiges und selbstregulierendes System betrachten. D.h. Gedanken, die wir denken, verändern unsere Gedanken. Wir haben also die Fähigkeit, uns selbst aufzubauen, umzubauen und sogar abzubauen. Voraussetzung ist, daß wir uns nicht als reales sondern als virtuelles Wesen betrachten.

Als virtuelles Wesen sind wir wesentlich dynamischer, beweglicher und, eben auch, veränderbarer als wenn wir uns selbst als eine Realität betrachten. Die Auffassung, uns als virtuelles Wesen zu betrachten, befähigt uns mit uns selbst virtuell zu "spielen". Das läßt uns, sozusagen, zu virtuellen Künstlern werden. Der virtuelle Virtuose ist, in diesem Falle, identisch mit seinem virtuellen Kunstwerk. Diese Möglichkeit hätten wir nicht, wenn wir uns selbst als reales Wesen ansehen. In diesem Falle glaubten wir nämlich, an die Realität gebunden zu sein, die aber nicht so leicht zu ändern ist. Diese Glauben an die Realität ist wie ein Anker, der uns festhält.


13.1.12 Virtuelle Gefahren

Das virtuelle System des Menschen (die Psyche) ist ein unglaublich raffiniertes und kompliziertes System. Es bietet phantastische Möglichkeiten. Der Umgang mit sich selbst muß aber gekonnt sein: Das virtuelle System ist wie ein zweischneidiges Schwert; auf der einen Seite ermöglicht es eine fast unbegrenzte Kreativität, auf der anderen Seite ermöglicht es eine ebenso große Zerstörung. Wir haben es selbst in der Hand, ob wir kreativ oder zerstörerisch sind. Wenn wir uns unseres kreativen und zerstörerischen Potentials bewußt sind, dann wissen wir auch um die damit verbundene enorme Verantwortung.

Die Menschen haben für sich eine Zivilisation aufgebaut, die fast ausschließlich aus Virtualitäten (erdachten Konzepten) besteht. In der Natur spielen Virtualitäten keine große Rolle, aber in der Zivilisation birgt eine Verwechslung zwischen Realität und Virtualität große Gefahren in sich. Die Gefahr besteht darin, daß Gedachtes, Geglaubtes oder Gemeintes für echt angesehen wird und somit reales Leid verursachen kann. Wenn das virtuelle Selbst vermeintlich bedroht ist, dann läßt das präsentative System es so aussehen, als ob das Selbst in realer Gefahr wäre. Das so getäuschte reaktive System reagiert dementsprechend und versetzt den Körper in Alarmzustand (indem es die passenden Hormone ausschüttet). Aber wie kann ein virtuelles Wesen wie mein Selbst in realer Gefahr sein? Die Gefahr ist eingebildet und somit virtuell. Unser System reagiert aber auf virtuelle Gefahren wie auf reale Gefahren. Das Problem liegt in der Unzulänglichkeit des präsentativen Systems. Dieses System kreiert seine Erscheinungen ohne ausreichend zwischen Phantasie und Wirklichkeit bzw. Wahnheit und Wahrheit zu unterscheiden d.h. ohne Unterscheidung zwischen virtual und real. Das reaktive System kann demzufolge auch nicht differenziert reagieren. Psychische Verletzungen können also echt weh tun oder krank machen, weil dadurch physiologische Reaktionen ausgelöst werden.

Würde das präsentative System seine Vorstellungen korrekterweise als virtual kennzeichnen, könnte das reaktive System dementsprechend differenzieren und würde dann nur noch auf reale Gefahren reagieren. Das wäre dann das Ende von realem Leid aus virtuellen Gründen.


13.1.13 Virtuelle Krankheiten

Ich hoffe, daß es jetzt deutlich ist, welche Folgen eine unzureichende Unterscheidung zwischen Realität und Virtualität haben kann. Falsche Realitäten können viel Leid verursachen. Sie verursachen erhebliche psychische Spannungen.

Anstatt daß die Psyche nun die falschen Realitäten als Virtualitäten erkennt, versucht sie mit der Auswirkung der Reaktionen fertig zu werden. Das entspricht jedoch nur einer kurzsichtigen Symptombehandlung. Die von der vermeintlichen "Realität" ausgelösten psychischen Schmerzen und Spannungen müssen jetzt gelindert, umgeleitet oder sonst irgendwie unschädlich gemacht werden. Das geht oft nur mit komplizierten Selbsttäuschungsmanöver und Verdrängungsmechanismen: Das ist aber der reine Wahnsinn.

Es ist klar; psychische Schmerzen können einen verrückt machen. Die Psyche versucht, sich dagegen zu schützen. Die Selbstschutzmaßnahmen bewirken auch tatsächlich, daß man die Schmerzen besser ertragen kann, aber dabei entsteht letztendlich ein noch komplizierterer und realitätsfremderer Realitätssinn. Auf Dauer wäre es besser, die eigentliche Ursache der Schmerzen zu finden und nicht nur versuchen sie zu lindern. Das eigentliche Problem ist, daß Dinge für echt und real angesehen werden, die es nicht sind: Das ist bereits eine Form von Verrücktheit. Das Hauptproblem sind nicht die Schmerzen sondern die falsche Realitäten. Auch "positives Denken" wird hieran nichts ändern. Es sind jedoch nicht nur die Schmerzen oder die negativen Gedanken, die einen verrückt macht; man war es bereits vorher schon.


13.1.14 Virtuelle Viren

Wir kommen jetzt zum eigentlichen Thema "virtualer Virus" zurück. Zwei Virenarten waren mir bisher bekannt der biologische, der den Körper krank macht und der Computervirus, der den Computer verrückt spielen läßt. Ich möchte jetzt die dritte Art von Virus vorstellen den virtuellen Virus. Dieser Virus der dritten Art macht den Menschen verrückt.

Ein virtueller Virus ist ein Glaube, der irrtümlicherweise für Realität gehalten wird. Diese Art von Viren (Realitätsirrtümer) werden überwiegend durch die Erziehung von einer Generation auf die nächste übertragen und von den Medien verbreitet. Virtuelle Viren können sich dadurch ungehemmt vermehren. Wie Goethe schon sagte: "Es erben sich Gesetz' und Rechte wie eine ew'ge Krankheit fort; Sie schleppen von Geschlecht sich zu Geschlechte und rücken sacht von Ort zu Ort." Es sind jedoch nicht nur Gesetze und Rechte, die sich selbst fortpflanzen. Die sozialen, finanziellen, politischen und religiösen Welten bestehen fast ausschließlich aus Virtualitäten. Wenn diese Virtualitäten als Realitäten angesehen werden, dann werden sie zu virtuellen Viren.

Virtualitäten könnten sehr nützlich sein, solange sie nicht für real gehalten werden: Erst wenn eine Virtualität als echt angesehen wird, macht man einen Virus daraus. Die religiösen Ideen von Gott und Teufel, Himmel und Hölle, sowie Sünde und Schuld haben eine sehr starke emotionale Wirkung weil sie für wahr gehalten werden und deshalb in der virtuellen Darstellung als "Realitäten" erscheinen.

Wie bereits erläutert, kann unser reaktives System nicht zwischen wahr oder wahn unterscheiden: Nur auf Grund der Präsentation initiiert es Hormonauschüttungen und damit physiologische Reaktionen. Anschließend werden diese Reaktionen dann oft als Beweis für die Echtheit der Präsentation empfunden, was den Glauben an dessen Realitätsgehalt festigt. Auf dieser Weise entsteht eine Art Gedankenschleife im Bewußtsein die die Existenz des Virus aufrechterhält und sogar wachsen läßt. D.h. der Virus ernährt sich von unserem Bewußtsein. Ich nenne das "den Virus mästen".


13.1.15 Virtuelle Immunität

Es wäre sinnvoll, wenn wir ein virtuelles Immunsystem kreieren könnten. Wie gesagt, Gedanken können rückwirkend unser Denken beeinflussen. Ein neuer Gedanke ist ein neuer virtueller Gegenstand in unserem Bewußtsein. So gesehen gleicht es einem virtuellen Schöpfungsakt, wenn wir ein neues intellektuelles Konzept erfinden. Der virtuelle Virus ist ein gedanklicher Virus. Wir bräuchten deshalb ein gedankliches Immunsystem.

Es würde also ausreichen, das virtuelle Immunsystem gedanklich zu schaffen. Das klingt fantastisch und so ist es auch. Virtuelle Dinge werden nämlich tatsächlich dadurch erzeugt, indem man sie denkt! Ich nenne diesen gedanklichen Schöpfungsakt "virtualisieren". Also, warum sollten wir uns kein virtuelles Immunsystem virtualisieren? Das ist sogar ziemlich einfach, denn in der Realität muß ja nichts getan werden es ist nur eine Idee aber mehr braucht es auch nicht. Sie brauchen für diese Idee nichts zu bezahlen und es gibt auch sonst nichts zu kaufen; Sie haben schon alles was Sie brauchen.

Unser neues Immunsystem soll virtuelle Viren nicht nur erkennen, sondern auch zerstören können. Das bedeutet, daß wir auch so etwas wie einen virtuellen Anti-Virus brauchen (ein s.g. Viruzid). Wenn wir also schon dabei sind, virtualisieren wir uns auch das.

Nun kommt der springende Punkt: Die Idee der Virtualität ist bereits der Anti-Virus! Wenn Sie also bis hierher gelesen haben, dann hat sich der Anti-Virus bereits in Ihrem Bewußtsein gebildet und seine Tätigkeit schon aufgenommen. Sie brauchen weiter nichts zu tun.

Der virtuelle Anti-Virus ist das Wichtigste am virtuellen Immunsystem. Der Anti-Virus ist ein Gedanke, der Gedankenfehler aufdeckt. Die Wirkung des Anti-Virus besteht in seiner Fähigkeit, virtuelle Viren zu erkennen. Die Auswirkung dieser Erkenntnis ist, daß vermeintliche Wahrheiten und sogenannte Realitäten jetzt korrekterweise als Wahnheiten bzw. Virtualitäten erkannt werden. Das Ergebnis dieser Erkenntnis ist, daß die virtuellen Viren ihre falsche "Realität" verlieren. Sie verlieren damit aber auch ihren Einfluß auf das reaktive System.

Da das virtuelle System lernfähig ist, verändert diese Erkenntnis das virtuelle System durch Rückwirkung auf sich selbst, wobei es eine wichtige Mutation in einer sehr tiefen Schicht unseres Bewußtseins vollzieht. Die virtuellen Viren sind dann tot! Das System kann sich jetzt selbst wieder normalisieren. Das Hormonsystem beruhigt sich und das Immunsystem stabilisiert sich. Für die geistige und körperliche Gesundheit wäre es also gut, das Bewußtsein von virtuellen Viren zu befreien.

Die heilende Wirkung des Anti-Virus fängt zwar sofort an, aber es braucht wohl noch einige Zeit, um das Bewußtsein vollständig von Viren zu reinigen. Sie werden aber langsam bemerken, wie die psychologischen Spannungen nachlassen, die psychisch bedingten körperlichen Krankheiten sich auflösen und die natürliche Intelligenz der Psyche sich allmählich wiederherstellt.

Copyright (c) 1996 William van den Heuvel. Updated:1999-07-03



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